contrastire die Weichheit der Form mit der Größe der Figur. Die Brust ist nicht genung erhoben. Die ganze Figur hat sehr gelitten.
Ein Hercules als Knabe, der die Schlan- gen erdrückt. Der Kopf, der ein Portrait zu seyn scheint, hat viel Charakter, aber der Körper, etwas schlauchartig, kömmt ihm an Schönheit nicht bei. Der rechte Arm ist modern.
Ein altes Weib mit einer Flasche, aus dem Pallast Verospi. Der Kopf ist mit Weinlaub be- kränzt. Es hat wenig Verdienst in Ansehung der Kunst, auch scheinen mir sowohl der Kopf als die eine Hand und der eine Fuß modern zu seyn.
Ein Kind, das sich mit der Maske bedeckt. Ein sehr schönes Werk, woran die Beine modern sind.
Hercules, der die Hydra tödtet, und zwar so, daß er die Köpfe der Schlangen mit einer Fackel verbrennet. Sie stand ehemals im Pallast Verospi. Kopf und Rumpf sind allein antik, und nicht außer- ordentlich. Der antike untere Theil dieser Statue findet sich in dem Porticus des Hofes dieses Pallastes. Der moderne ist vom Algardi.
+ Das schönste Kind, was sich aus demSchönes Kind. Alterthume erhalten hat, mit einem Schwane spielend.18) Man hat Recht, sich auf dasselbe ge- gen das gemeine Vorurtheil zu berufen, als hätten die Alten keine schönen Kinder gebildet. An dem unsrigen ist der Ausdruck vortrefflich, und das Fleisch von großer Wahrheit.
+ Psyche
18) Winkelmann, S. 489. G. d. K.
O 4
Das Capitol.
contraſtire die Weichheit der Form mit der Groͤße der Figur. Die Bruſt iſt nicht genung erhoben. Die ganze Figur hat ſehr gelitten.
Ein Hercules als Knabe, der die Schlan- gen erdruͤckt. Der Kopf, der ein Portrait zu ſeyn ſcheint, hat viel Charakter, aber der Koͤrper, etwas ſchlauchartig, koͤmmt ihm an Schoͤnheit nicht bei. Der rechte Arm iſt modern.
Ein altes Weib mit einer Flaſche, aus dem Pallaſt Veroſpi. Der Kopf iſt mit Weinlaub be- kraͤnzt. Es hat wenig Verdienſt in Anſehung der Kunſt, auch ſcheinen mir ſowohl der Kopf als die eine Hand und der eine Fuß modern zu ſeyn.
Ein Kind, das ſich mit der Maſke bedeckt. Ein ſehr ſchoͤnes Werk, woran die Beine modern ſind.
Hercules, der die Hydra toͤdtet, und zwar ſo, daß er die Koͤpfe der Schlangen mit einer Fackel verbrennet. Sie ſtand ehemals im Pallaſt Veroſpi. Kopf und Rumpf ſind allein antik, und nicht außer- ordentlich. Der antike untere Theil dieſer Statue findet ſich in dem Porticus des Hofes dieſes Pallaſtes. Der moderne iſt vom Algardi.
† Das ſchoͤnſte Kind, was ſich aus demSchoͤnes Kind. Alterthume erhalten hat, mit einem Schwane ſpielend.18) Man hat Recht, ſich auf daſſelbe ge- gen das gemeine Vorurtheil zu berufen, als haͤtten die Alten keine ſchoͤnen Kinder gebildet. An dem unſrigen iſt der Ausdruck vortrefflich, und das Fleiſch von großer Wahrheit.
† Pſyche
18) Winkelmann, S. 489. G. d. K.
O 4
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Das Capitol.
contraſtire die Weichheit der Form mit der Groͤße der
Figur. Die Bruſt iſt nicht genung erhoben. Die
ganze Figur hat ſehr gelitten.
Ein Hercules als Knabe, der die Schlan-
gen erdruͤckt. Der Kopf, der ein Portrait zu ſeyn
ſcheint, hat viel Charakter, aber der Koͤrper, etwas
ſchlauchartig, koͤmmt ihm an Schoͤnheit nicht bei.
Der rechte Arm iſt modern.
Ein altes Weib mit einer Flaſche, aus dem
Pallaſt Veroſpi. Der Kopf iſt mit Weinlaub be-
kraͤnzt. Es hat wenig Verdienſt in Anſehung der
Kunſt, auch ſcheinen mir ſowohl der Kopf als die eine
Hand und der eine Fuß modern zu ſeyn.
Ein Kind, das ſich mit der Maſke bedeckt.
Ein ſehr ſchoͤnes Werk, woran die Beine modern
ſind.
Hercules, der die Hydra toͤdtet, und zwar
ſo, daß er die Koͤpfe der Schlangen mit einer Fackel
verbrennet. Sie ſtand ehemals im Pallaſt Veroſpi.
Kopf und Rumpf ſind allein antik, und nicht außer-
ordentlich. Der antike untere Theil dieſer Statue
findet ſich in dem Porticus des Hofes dieſes Pallaſtes.
Der moderne iſt vom Algardi.
† Das ſchoͤnſte Kind, was ſich aus dem
Alterthume erhalten hat, mit einem Schwane
ſpielend. 18) Man hat Recht, ſich auf daſſelbe ge-
gen das gemeine Vorurtheil zu berufen, als haͤtten
die Alten keine ſchoͤnen Kinder gebildet. An dem
unſrigen iſt der Ausdruck vortrefflich, und das Fleiſch
von großer Wahrheit.
Schoͤnes
Kind.
† Pſyche
18) Winkelmann, S. 489. G. d. K.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/237>, abgerufen am 18.06.2024.
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