Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Siebentes Capitel. gen des Papstes zu vernehmen, der ihnen alle die persön-lichen Beleidigungen vorrückte, welche man sich dort gegen ihn und seine Freunde, die ihn hier umgaben, erlaubt habe. Der Kaiser sagte, er sey nicht nach Italien gekommen, um Jemand etwas zu Leide zu thun, sondern nur, um Frie- den zu machen, aber er habe dem Papst nun einmal sein Wort verpfändet. 1 Die Sache war in seinem geheimen Rathe öfters erwogen worden. Man hatte geurtheilt, ein- mal sey Florenz durch die Rebellion seiner Privilegien ver- fallen, und der Kaiser völlig in seinem Recht, wenn er es strafen lasse, sodann werde die Forderung des Papstes auch ohnehin die Gerechtigkeit für sich haben, da ja der Vica- rius Christi nichts ungerechtes beginnen werde. 2 Schon längst waren Perugia, Arezzo, Cortona in den Händen der Kaiserlichen; der Prinz von Oranien, obwohl er von der Rechtmäßigkeit der Ansprüche des Papstes nicht so über- zeugt war, wie sein Herr, war demselben doch gehorsam und lagerte mit dem Heer im Februar in der Nähe von Florenz. Während des Carnevals gab es alle Tage Schar- mützel an den Thoren. Und nun konnte der Kaiser keinen Augenblick länger 1 Jacopo Pitti: rispose loro Cesare gratamente dolerli del male pativa la Citta, perche egli non era venuto in Italia, per nuocere ad alcuno, ma per metterci pace, non poter gia in que- sto caso mancare al papa -- ne credere che voglia il papa cose inconvenienti; replicaronli li oratori, che la citta desiderava so- lamente mantenere il suo governo -- -- Cesare disse, che forse il governo parerebbe loro ragionevole, nondimeno haberebbe bi- sogno di qualche corretione. 2 Erklärung des kais. Beichtvaters bei Varchi p. 338.
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. gen des Papſtes zu vernehmen, der ihnen alle die perſön-lichen Beleidigungen vorrückte, welche man ſich dort gegen ihn und ſeine Freunde, die ihn hier umgaben, erlaubt habe. Der Kaiſer ſagte, er ſey nicht nach Italien gekommen, um Jemand etwas zu Leide zu thun, ſondern nur, um Frie- den zu machen, aber er habe dem Papſt nun einmal ſein Wort verpfändet. 1 Die Sache war in ſeinem geheimen Rathe öfters erwogen worden. Man hatte geurtheilt, ein- mal ſey Florenz durch die Rebellion ſeiner Privilegien ver- fallen, und der Kaiſer völlig in ſeinem Recht, wenn er es ſtrafen laſſe, ſodann werde die Forderung des Papſtes auch ohnehin die Gerechtigkeit für ſich haben, da ja der Vica- rius Chriſti nichts ungerechtes beginnen werde. 2 Schon längſt waren Perugia, Arezzo, Cortona in den Händen der Kaiſerlichen; der Prinz von Oranien, obwohl er von der Rechtmäßigkeit der Anſprüche des Papſtes nicht ſo über- zeugt war, wie ſein Herr, war demſelben doch gehorſam und lagerte mit dem Heer im Februar in der Nähe von Florenz. Während des Carnevals gab es alle Tage Schar- mützel an den Thoren. Und nun konnte der Kaiſer keinen Augenblick länger 1 Jacopo Pitti: rispose loro Cesare gratamente dolerli del male pativa la Citta, perche egli non era venuto in Italia, per nuocere ad alcuno, ma per metterci pace, non poter gia in que- sto caso mancare al papa — ne credere che voglia il papa cose inconvenienti; replicaronli li oratori, che la citta desiderava so- lamente mantenere il suo governo — — Cesare disse, che forse il governo parerebbe loro ragionevole, nondimeno haberebbe bi- sogno di qualche corretione. 2 Erklaͤrung des kaiſ. Beichtvaters bei Varchi p. 338.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> gen des Papſtes zu vernehmen, der ihnen alle die perſön-<lb/> lichen Beleidigungen vorrückte, welche man ſich dort gegen<lb/> ihn und ſeine Freunde, die ihn hier umgaben, erlaubt habe.<lb/> Der Kaiſer ſagte, er ſey nicht nach Italien gekommen, um<lb/> Jemand etwas zu Leide zu thun, ſondern nur, um Frie-<lb/> den zu machen, aber er habe dem Papſt nun einmal ſein<lb/> Wort verpfändet. <note place="foot" n="1">Jacopo Pitti: <hi rendition="#aq">rispose loro Cesare gratamente dolerli del<lb/> male pativa la Citta, perche egli non era venuto in Italia, per<lb/> nuocere ad alcuno, ma per metterci pace, non poter gia in que-<lb/> sto caso mancare al papa — ne credere che voglia il papa cose<lb/> inconvenienti; replicaronli li oratori, che la citta desiderava so-<lb/> lamente mantenere il suo governo — — Cesare disse, che forse<lb/> il governo parerebbe loro ragionevole, nondimeno haberebbe bi-<lb/> sogno di qualche corretione.</hi></note> Die Sache war in ſeinem geheimen<lb/> Rathe öfters erwogen worden. Man hatte geurtheilt, ein-<lb/> mal ſey Florenz durch die Rebellion ſeiner Privilegien ver-<lb/> fallen, und der Kaiſer völlig in ſeinem Recht, wenn er es<lb/> ſtrafen laſſe, ſodann werde die Forderung des Papſtes auch<lb/> ohnehin die Gerechtigkeit für ſich haben, da ja der Vica-<lb/> rius Chriſti nichts ungerechtes beginnen werde. <note place="foot" n="2">Erklaͤrung des kaiſ. Beichtvaters bei Varchi <hi rendition="#aq">p.</hi> 338.</note> Schon<lb/> längſt waren Perugia, Arezzo, Cortona in den Händen der<lb/> Kaiſerlichen; der Prinz von Oranien, obwohl er von der<lb/> Rechtmäßigkeit der Anſprüche des Papſtes nicht ſo über-<lb/> zeugt war, wie ſein Herr, war demſelben doch gehorſam<lb/> und lagerte mit dem Heer im Februar in der Nähe von<lb/> Florenz. Während des Carnevals gab es alle Tage Schar-<lb/> mützel an den Thoren.</p><lb/> <p>Und nun konnte der Kaiſer keinen Augenblick länger<lb/> in Italien verweilen. Er hatte wohl daran gedacht, ſich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0234]
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
gen des Papſtes zu vernehmen, der ihnen alle die perſön-
lichen Beleidigungen vorrückte, welche man ſich dort gegen
ihn und ſeine Freunde, die ihn hier umgaben, erlaubt habe.
Der Kaiſer ſagte, er ſey nicht nach Italien gekommen, um
Jemand etwas zu Leide zu thun, ſondern nur, um Frie-
den zu machen, aber er habe dem Papſt nun einmal ſein
Wort verpfändet. 1 Die Sache war in ſeinem geheimen
Rathe öfters erwogen worden. Man hatte geurtheilt, ein-
mal ſey Florenz durch die Rebellion ſeiner Privilegien ver-
fallen, und der Kaiſer völlig in ſeinem Recht, wenn er es
ſtrafen laſſe, ſodann werde die Forderung des Papſtes auch
ohnehin die Gerechtigkeit für ſich haben, da ja der Vica-
rius Chriſti nichts ungerechtes beginnen werde. 2 Schon
längſt waren Perugia, Arezzo, Cortona in den Händen der
Kaiſerlichen; der Prinz von Oranien, obwohl er von der
Rechtmäßigkeit der Anſprüche des Papſtes nicht ſo über-
zeugt war, wie ſein Herr, war demſelben doch gehorſam
und lagerte mit dem Heer im Februar in der Nähe von
Florenz. Während des Carnevals gab es alle Tage Schar-
mützel an den Thoren.
Und nun konnte der Kaiſer keinen Augenblick länger
in Italien verweilen. Er hatte wohl daran gedacht, ſich
1 Jacopo Pitti: rispose loro Cesare gratamente dolerli del
male pativa la Citta, perche egli non era venuto in Italia, per
nuocere ad alcuno, ma per metterci pace, non poter gia in que-
sto caso mancare al papa — ne credere che voglia il papa cose
inconvenienti; replicaronli li oratori, che la citta desiderava so-
lamente mantenere il suo governo — — Cesare disse, che forse
il governo parerebbe loro ragionevole, nondimeno haberebbe bi-
sogno di qualche corretione.
2 Erklaͤrung des kaiſ. Beichtvaters bei Varchi p. 338.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/234 |
Zitationshilfe: | Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/234>, abgerufen am 17.06.2024. |