Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.von Blumen-Kohl-Samen. Wahrheit, daß eine wohl gedüngte und zuberei-tete Erde dergleichen Pflanzen nicht zuträglich wä- re, indem die auf dem ersten Beete wegen der dar- auf gebrachten sehr verweßten und verfaulten Mist-Erde fast alle hinweg giengen; hingegen aber durch den magern Sand über die Hälfte er- halten wurden. Wenn man dieses in Erwegung ziehet, so ist auch die wahre Ursache gar leicht zu fin- den, woher solches Ungemach und Umfallen dieser Pflanzen entstehe. Jch habe nemlich angemer- ket, daß es daher komme, weil in der guten zube- reiteten, und in die Mist-Beeter gebrachten Erde, alzuviele Fettigkeit und noch nicht aufgelöste Sa- lia sich befinden, wodurch eine Fäulnis (Pfosch) verursachet wird, daß durch die Schärfe und beis- sende Materie die Pflanzen infisciret und untüch- tig gemacht werden. Noch mehr wurde ich in dieser Meinung men K 3
von Blumen-Kohl-Samen. Wahrheit, daß eine wohl geduͤngte und zuberei-tete Erde dergleichen Pflanzen nicht zutraͤglich waͤ- re, indem die auf dem erſten Beete wegen der dar- auf gebrachten ſehr verweßten und verfaulten Miſt-Erde faſt alle hinweg giengen; hingegen aber durch den magern Sand uͤber die Haͤlfte er- halten wurden. Wenn man dieſes in Erwegung ziehet, ſo iſt auch die wahre Urſache gar leicht zu fin- den, woher ſolches Ungemach und Umfallen dieſer Pflanzen entſtehe. Jch habe nemlich angemer- ket, daß es daher komme, weil in der guten zube- reiteten, und in die Miſt-Beeter gebrachten Erde, alzuviele Fettigkeit und noch nicht aufgeloͤſte Sa- lia ſich befinden, wodurch eine Faͤulnis (Pfoſch) verurſachet wird, daß durch die Schaͤrfe und beiſ- ſende Materie die Pflanzen infiſciret und untuͤch- tig gemacht werden. Noch mehr wurde ich in dieſer Meinung men K 3
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von Blumen-Kohl-Samen.
Wahrheit, daß eine wohl geduͤngte und zuberei-
tete Erde dergleichen Pflanzen nicht zutraͤglich waͤ-
re, indem die auf dem erſten Beete wegen der dar-
auf gebrachten ſehr verweßten und verfaulten
Miſt-Erde faſt alle hinweg giengen; hingegen
aber durch den magern Sand uͤber die Haͤlfte er-
halten wurden. Wenn man dieſes in Erwegung
ziehet, ſo iſt auch die wahre Urſache gar leicht zu fin-
den, woher ſolches Ungemach und Umfallen dieſer
Pflanzen entſtehe. Jch habe nemlich angemer-
ket, daß es daher komme, weil in der guten zube-
reiteten, und in die Miſt-Beeter gebrachten Erde,
alzuviele Fettigkeit und noch nicht aufgeloͤſte Sa-
lia ſich befinden, wodurch eine Faͤulnis (Pfoſch)
verurſachet wird, daß durch die Schaͤrfe und beiſ-
ſende Materie die Pflanzen infiſciret und untuͤch-
tig gemacht werden.
Noch mehr wurde ich in dieſer Meinung
beſtaͤrket, weilen ich viele Jahre nach einander
bey denen Sommer-Zwiebeln, welche in der Kuͤ-
chen gebrauchet, und hier bey Erfurt Ackerweiſe er-
zeuget werden, gar deutlich angemerket habe, daß
ſich an denenſelben, wenn ſie ſowol auf denen Ae-
ckern als in denen Gaͤrten im beſten Wachsthum
ſind und faſt reif werden wollen, eine Faͤulnis,
Pfoſch und Schimmel, wenn man ſie aus der Er-
den heraus nimt, findet, und ihre Koͤpfe unterwei-
len faſt uͤber die Helfte verfaulet ſind, daß ſie nicht
zu gebrauchen, ſondern weggeſchmiſſen werden
muͤſſen, welches alhier denen Acker-Leuten groſſen
Schaden verurſacht. Und ſo oft wieder Zwiebelſa-
men
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/170>, abgerufen am 16.06.2024. |