Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



meine vorhergehenden Fehler durch die ausge-
stellten Befehle zu vermehren, daß sie nicht eher,
als bis ich von M. Hall zurück käme, aus dem
Hause gehen oder Briefe wechseln sollte; weil ich
wohl gewußt, daß ich sie auf ewig verlieren
müßte, wenn sie in völliger Freyheit wäre.

Dieser Zwang hätte sie so erbittert, daß ich
mir, ob ich gleich nicht weniger als vier ver-
schiedne Briefe geschrieben, nicht eine Sylbe zur
Antwort von ihr hätte auswirken können: da ich
doch nur um vier Worte, den Tag und die Kirche
zu bezeichnen, inständigst gebeten.

Jch berief mich auf meine beyden Basen,
daß sie die außerordentlichen Maaßregeln bezeug-
ten, die ich genommen hätte, Bothen nach Lon-
don abzufertigen: ob sie die Ursache gleich nicht
gewußt; welche diese gewesen wäre, wie ich ih-
nen nunmehr sagte.

Jch eröffnete ihnen, daß ich so gar an euch,
Bruder, und an einen andern Cavallier, von
dem sie, meinen Gedanken nach, eine gute Mey-
nung gehabt, geschrieben hätte, ihr aufzuwarten,
und auf das nachdrücklichste bey ihr um ihre
Einwilligung anzuhalten: da ich mich unterdes-
sen den letzten Tag zu Salt-Hill in Bereitschaft
gehalten, dem Bothen, welchen man senden
würde, zu begegnen, und, wo seine Bothschaft
vortheilhaft wäre, nach London fortzugehen.
Aber, ehe meine Freunde noch hätten zu ihr kom-
men können, hätte sie Mittel gefunden, noch
einmal von mir zu fliegen: und nun säße sie

vielleicht



meine vorhergehenden Fehler durch die ausge-
ſtellten Befehle zu vermehren, daß ſie nicht eher,
als bis ich von M. Hall zuruͤck kaͤme, aus dem
Hauſe gehen oder Briefe wechſeln ſollte; weil ich
wohl gewußt, daß ich ſie auf ewig verlieren
muͤßte, wenn ſie in voͤlliger Freyheit waͤre.

Dieſer Zwang haͤtte ſie ſo erbittert, daß ich
mir, ob ich gleich nicht weniger als vier ver-
ſchiedne Briefe geſchrieben, nicht eine Sylbe zur
Antwort von ihr haͤtte auswirken koͤnnen: da ich
doch nur um vier Worte, den Tag und die Kirche
zu bezeichnen, inſtaͤndigſt gebeten.

Jch berief mich auf meine beyden Baſen,
daß ſie die außerordentlichen Maaßregeln bezeug-
ten, die ich genommen haͤtte, Bothen nach Lon-
don abzufertigen: ob ſie die Urſache gleich nicht
gewußt; welche dieſe geweſen waͤre, wie ich ih-
nen nunmehr ſagte.

Jch eroͤffnete ihnen, daß ich ſo gar an euch,
Bruder, und an einen andern Cavallier, von
dem ſie, meinen Gedanken nach, eine gute Mey-
nung gehabt, geſchrieben haͤtte, ihr aufzuwarten,
und auf das nachdruͤcklichſte bey ihr um ihre
Einwilligung anzuhalten: da ich mich unterdeſ-
ſen den letzten Tag zu Salt-Hill in Bereitſchaft
gehalten, dem Bothen, welchen man ſenden
wuͤrde, zu begegnen, und, wo ſeine Bothſchaft
vortheilhaft waͤre, nach London fortzugehen.
Aber, ehe meine Freunde noch haͤtten zu ihr kom-
men koͤnnen, haͤtte ſie Mittel gefunden, noch
einmal von mir zu fliegen: und nun ſaͤße ſie

vielleicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0236" n="230"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
meine vorhergehenden Fehler durch die ausge-<lb/>
&#x017F;tellten Befehle zu vermehren, daß &#x017F;ie nicht eher,<lb/>
als bis ich von M. Hall zuru&#x0364;ck ka&#x0364;me, aus dem<lb/>
Hau&#x017F;e gehen oder Briefe wech&#x017F;eln &#x017F;ollte; weil ich<lb/>
wohl gewußt, daß ich &#x017F;ie auf ewig verlieren<lb/>
mu&#x0364;ßte, wenn &#x017F;ie in vo&#x0364;lliger Freyheit wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Zwang ha&#x0364;tte &#x017F;ie &#x017F;o erbittert, daß ich<lb/>
mir, ob ich gleich nicht weniger als vier ver-<lb/>
&#x017F;chiedne Briefe ge&#x017F;chrieben, nicht eine Sylbe zur<lb/>
Antwort von ihr ha&#x0364;tte auswirken ko&#x0364;nnen: da ich<lb/>
doch nur um vier Worte, den Tag und die Kirche<lb/>
zu bezeichnen, in&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;t gebeten.</p><lb/>
          <p>Jch berief mich auf meine beyden Ba&#x017F;en,<lb/>
daß &#x017F;ie die außerordentlichen Maaßregeln bezeug-<lb/>
ten, die ich genommen ha&#x0364;tte, Bothen nach Lon-<lb/>
don abzufertigen: ob &#x017F;ie die Ur&#x017F;ache gleich nicht<lb/>
gewußt; welche <hi rendition="#fr">die&#x017F;e</hi> gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, wie ich ih-<lb/>
nen nunmehr &#x017F;agte.</p><lb/>
          <p>Jch ero&#x0364;ffnete ihnen, daß ich &#x017F;o gar an euch,<lb/>
Bruder, und an einen andern Cavallier, von<lb/>
dem &#x017F;ie, meinen Gedanken nach, eine gute Mey-<lb/>
nung gehabt, ge&#x017F;chrieben ha&#x0364;tte, ihr aufzuwarten,<lb/>
und auf das nachdru&#x0364;cklich&#x017F;te bey ihr um ihre<lb/>
Einwilligung anzuhalten: da ich mich unterde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en den letzten Tag zu Salt-Hill in Bereit&#x017F;chaft<lb/>
gehalten, dem Bothen, welchen man &#x017F;enden<lb/>
wu&#x0364;rde, zu begegnen, und, wo &#x017F;eine Both&#x017F;chaft<lb/>
vortheilhaft wa&#x0364;re, nach London fortzugehen.<lb/>
Aber, ehe meine Freunde noch ha&#x0364;tten zu ihr kom-<lb/>
men ko&#x0364;nnen, ha&#x0364;tte &#x017F;ie Mittel gefunden, noch<lb/>
einmal von mir zu <hi rendition="#fr">fliegen:</hi> und nun &#x017F;a&#x0364;ße &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vielleicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0236] meine vorhergehenden Fehler durch die ausge- ſtellten Befehle zu vermehren, daß ſie nicht eher, als bis ich von M. Hall zuruͤck kaͤme, aus dem Hauſe gehen oder Briefe wechſeln ſollte; weil ich wohl gewußt, daß ich ſie auf ewig verlieren muͤßte, wenn ſie in voͤlliger Freyheit waͤre. Dieſer Zwang haͤtte ſie ſo erbittert, daß ich mir, ob ich gleich nicht weniger als vier ver- ſchiedne Briefe geſchrieben, nicht eine Sylbe zur Antwort von ihr haͤtte auswirken koͤnnen: da ich doch nur um vier Worte, den Tag und die Kirche zu bezeichnen, inſtaͤndigſt gebeten. Jch berief mich auf meine beyden Baſen, daß ſie die außerordentlichen Maaßregeln bezeug- ten, die ich genommen haͤtte, Bothen nach Lon- don abzufertigen: ob ſie die Urſache gleich nicht gewußt; welche dieſe geweſen waͤre, wie ich ih- nen nunmehr ſagte. Jch eroͤffnete ihnen, daß ich ſo gar an euch, Bruder, und an einen andern Cavallier, von dem ſie, meinen Gedanken nach, eine gute Mey- nung gehabt, geſchrieben haͤtte, ihr aufzuwarten, und auf das nachdruͤcklichſte bey ihr um ihre Einwilligung anzuhalten: da ich mich unterdeſ- ſen den letzten Tag zu Salt-Hill in Bereitſchaft gehalten, dem Bothen, welchen man ſenden wuͤrde, zu begegnen, und, wo ſeine Bothſchaft vortheilhaft waͤre, nach London fortzugehen. Aber, ehe meine Freunde noch haͤtten zu ihr kom- men koͤnnen, haͤtte ſie Mittel gefunden, noch einmal von mir zu fliegen: und nun ſaͤße ſie vielleicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/236
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/236>, abgerufen am 29.05.2024.