Daselbst hat er sich nicht geschämet, sich ei- nes gottlosen Versuchs gegen meine Ehre schuldig zu machen, über den ich mich mit Recht unwil- lig bezeiget, und Mittel gefunden habe, von ihm nach Hampstead zu fliehen.
Als er mich aber dort aufgefunden hatte, ich weiß nicht wie: hat er ein paar Weibsleute, in reicher Kleidung, zu bereden gewußt, daß sie die Person Jhrer Gnaden und der Fräulein Montague nachäffeten. Diese haben mich un- ter dem Vorwand, daß ich bey Jhrer Base Leeston zu London einen Besuch ablegen sollte, mit dem Versprechen, noch eben den Abend nebst mir nach Hampstead zurückzukehren, betrügerischer- weise wiederum in das schändliche Haus gebracht. Da bin ich aufs neue gefangen gehalten, und zuerst meiner Sinne, hierauf aber; denn warum sollte ich die Schande vor andern zu verheelen su- chen, die ich vor mir selbst nicht verbergen kann? meiner Ehre beraubet worden.
Wenn Jhre Gnaden nun dieß wissen; und ferner vernehmen werden, daß, in dem ärgerli- chen Fortgange zu diesem unglücklichen Zweck, vor- setzliche Unwahrheiten, wiederholte Ränke, falsche Briefe zu schmieden; sonderlich einen von Jhrer Gnaden, einen andern von der Fräulein Mon- tague, einen dritten von dem Lord M.; und un- zählige Meineide, nicht die geringsten von seinen Vergehungen gewesen sind:
So werden Sie selbst urtheilen, daß ich keine so gute Grundsätze haben könnte, die mich
einer
Daſelbſt hat er ſich nicht geſchaͤmet, ſich ei- nes gottloſen Verſuchs gegen meine Ehre ſchuldig zu machen, uͤber den ich mich mit Recht unwil- lig bezeiget, und Mittel gefunden habe, von ihm nach Hampſtead zu fliehen.
Als er mich aber dort aufgefunden hatte, ich weiß nicht wie: hat er ein paar Weibsleute, in reicher Kleidung, zu bereden gewußt, daß ſie die Perſon Jhrer Gnaden und der Fraͤulein Montague nachaͤffeten. Dieſe haben mich un- ter dem Vorwand, daß ich bey Jhrer Baſe Leeſton zu London einen Beſuch ablegen ſollte, mit dem Verſprechen, noch eben den Abend nebſt mir nach Hampſtead zuruͤckzukehren, betruͤgeriſcher- weiſe wiederum in das ſchaͤndliche Haus gebracht. Da bin ich aufs neue gefangen gehalten, und zuerſt meiner Sinne, hierauf aber; denn warum ſollte ich die Schande vor andern zu verheelen ſu- chen, die ich vor mir ſelbſt nicht verbergen kann? meiner Ehre beraubet worden.
Wenn Jhre Gnaden nun dieß wiſſen; und ferner vernehmen werden, daß, in dem aͤrgerli- chen Fortgange zu dieſem ungluͤcklichen Zweck, vor- ſetzliche Unwahrheiten, wiederholte Raͤnke, falſche Briefe zu ſchmieden; ſonderlich einen von Jhrer Gnaden, einen andern von der Fraͤulein Mon- tague, einen dritten von dem Lord M.; und un- zaͤhlige Meineide, nicht die geringſten von ſeinen Vergehungen geweſen ſind:
So werden Sie ſelbſt urtheilen, daß ich keine ſo gute Grundſaͤtze haben koͤnnte, die mich
einer
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Daſelbſt hat er ſich nicht geſchaͤmet, ſich ei-
nes gottloſen Verſuchs gegen meine Ehre ſchuldig
zu machen, uͤber den ich mich mit Recht unwil-
lig bezeiget, und Mittel gefunden habe, von
ihm nach Hampſtead zu fliehen.
Als er mich aber dort aufgefunden hatte, ich
weiß nicht wie: hat er ein paar Weibsleute, in
reicher Kleidung, zu bereden gewußt, daß ſie
die Perſon Jhrer Gnaden und der Fraͤulein
Montague nachaͤffeten. Dieſe haben mich un-
ter dem Vorwand, daß ich bey Jhrer Baſe
Leeſton zu London einen Beſuch ablegen ſollte, mit
dem Verſprechen, noch eben den Abend nebſt
mir nach Hampſtead zuruͤckzukehren, betruͤgeriſcher-
weiſe wiederum in das ſchaͤndliche Haus gebracht.
Da bin ich aufs neue gefangen gehalten, und
zuerſt meiner Sinne, hierauf aber; denn warum
ſollte ich die Schande vor andern zu verheelen ſu-
chen, die ich vor mir ſelbſt nicht verbergen kann?
meiner Ehre beraubet worden.
Wenn Jhre Gnaden nun dieß wiſſen; und
ferner vernehmen werden, daß, in dem aͤrgerli-
chen Fortgange zu dieſem ungluͤcklichen Zweck, vor-
ſetzliche Unwahrheiten, wiederholte Raͤnke, falſche
Briefe zu ſchmieden; ſonderlich einen von Jhrer
Gnaden, einen andern von der Fraͤulein Mon-
tague, einen dritten von dem Lord M.; und un-
zaͤhlige Meineide, nicht die geringſten von ſeinen
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So werden Sie ſelbſt urtheilen, daß ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/58>, abgerufen am 31.10.2024.
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