ten Sie mir nur gesagt, daß Sie sich noch ein- mal in seine Gewalt begeben wollten, nachdem Sie sich so viele Mühe gemacht, aus derselben zu entgehen.
Jhre Ruhe ist zerstöret! - - Jch wun- dere mich nicht darüber: indem Sie sich nun selbst eine so übel angebrachte Leichtgläubigkeit vorwer- fen müssen.
Jhr Verstand ist angegriffen! - - Ge- wiß mein Herz blutet für Sie: aber verzeihen Sie mir, meine Werthe, ich vermuthe, Jhr Ver- stand ist schon angegriffen gewesen, ehe Sie Hampstead verlassen haben; sonst würden Sie sich daselbst nimmermehr von ihm haben auffin- den lassen, oder, da er Sie gefunden, zu gewin- nen gewesen seyn, in das scheusliche Hurenhaus zurückzukehren.
Jch sage Jhnen, ich habe drey Briefe an Sie abgelassen. Der erste vom 7ten und 8ten Jun. (*); denn er war auf zweymal geschrie- ben; ist Jhnen sicher zu Händen gekommen: wie Sie mir in wenigen Zeilen vom 9ten Nach- richt gegeben haben. Wäre es nicht geschehen: so würde ich meiner eignen Sicherheit wegen be- sorgt gewesen seyn; indem ich Jhnen darinn sol- che Nachricht von dem abscheulichen Hause, und solche Warnungen in Absicht auf den Tomlinson gegeben habe, daß ich desto mehr erstaunet bin, wie Sie sich haben in den Sinn kommen lassen
können,
(*) Siehe den V. Th. S. 135.
Sechster Theil. F
ten Sie mir nur geſagt, daß Sie ſich noch ein- mal in ſeine Gewalt begeben wollten, nachdem Sie ſich ſo viele Muͤhe gemacht, aus derſelben zu entgehen.
Jhre Ruhe iſt zerſtoͤret! ‒ ‒ Jch wun- dere mich nicht daruͤber: indem Sie ſich nun ſelbſt eine ſo uͤbel angebrachte Leichtglaͤubigkeit vorwer- fen muͤſſen.
Jhr Verſtand iſt angegriffen! ‒ ‒ Ge- wiß mein Herz blutet fuͤr Sie: aber verzeihen Sie mir, meine Werthe, ich vermuthe, Jhr Ver- ſtand iſt ſchon angegriffen geweſen, ehe Sie Hampſtead verlaſſen haben; ſonſt wuͤrden Sie ſich daſelbſt nimmermehr von ihm haben auffin- den laſſen, oder, da er Sie gefunden, zu gewin- nen geweſen ſeyn, in das ſcheusliche Hurenhaus zuruͤckzukehren.
Jch ſage Jhnen, ich habe drey Briefe an Sie abgelaſſen. Der erſte vom 7ten und 8ten Jun. (*); denn er war auf zweymal geſchrie- ben; iſt Jhnen ſicher zu Haͤnden gekommen: wie Sie mir in wenigen Zeilen vom 9ten Nach- richt gegeben haben. Waͤre es nicht geſchehen: ſo wuͤrde ich meiner eignen Sicherheit wegen be- ſorgt geweſen ſeyn; indem ich Jhnen darinn ſol- che Nachricht von dem abſcheulichen Hauſe, und ſolche Warnungen in Abſicht auf den Tomlinſon gegeben habe, daß ich deſto mehr erſtaunet bin, wie Sie ſich haben in den Sinn kommen laſſen
koͤnnen,
(*) Siehe den V. Th. S. 135.
Sechſter Theil. F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0087"n="81"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ten Sie mir nur geſagt, daß Sie ſich noch ein-<lb/>
mal in ſeine Gewalt begeben wollten, nachdem<lb/>
Sie ſich ſo viele Muͤhe gemacht, aus derſelben zu<lb/>
entgehen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jhre Ruhe iſt zerſtoͤret!</hi>‒‒ Jch wun-<lb/>
dere mich nicht daruͤber: indem Sie ſich nun ſelbſt<lb/>
eine ſo uͤbel angebrachte Leichtglaͤubigkeit vorwer-<lb/>
fen muͤſſen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jhr Verſtand iſt angegriffen!</hi>‒‒ Ge-<lb/>
wiß mein Herz blutet fuͤr Sie: aber verzeihen<lb/>
Sie mir, meine Werthe, ich vermuthe, Jhr Ver-<lb/>ſtand iſt ſchon angegriffen geweſen, ehe Sie<lb/>
Hampſtead verlaſſen haben; ſonſt wuͤrden Sie<lb/>ſich daſelbſt nimmermehr von ihm haben auffin-<lb/>
den laſſen, oder, da er Sie gefunden, zu gewin-<lb/>
nen geweſen ſeyn, in das ſcheusliche Hurenhaus<lb/>
zuruͤckzukehren.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch ſage Jhnen,</hi> ich habe <hirendition="#fr">drey Briefe</hi><lb/>
an Sie abgelaſſen. Der erſte vom 7ten und<lb/>
8ten Jun. <noteplace="foot"n="(*)">Siehe den <hirendition="#aq">V.</hi> Th. S. 135.</note>; denn er war auf zweymal geſchrie-<lb/>
ben; iſt Jhnen ſicher zu Haͤnden gekommen:<lb/>
wie Sie mir in wenigen Zeilen vom 9ten Nach-<lb/>
richt gegeben haben. Waͤre es nicht geſchehen:<lb/>ſo wuͤrde ich meiner eignen Sicherheit wegen be-<lb/>ſorgt geweſen ſeyn; indem ich Jhnen darinn ſol-<lb/>
che Nachricht von dem abſcheulichen Hauſe, und<lb/>ſolche Warnungen in Abſicht auf den Tomlinſon<lb/>
gegeben habe, daß ich deſto mehr erſtaunet bin,<lb/>
wie Sie ſich haben in den Sinn kommen laſſen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">koͤnnen,</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Sechſter Theil.</hi> F</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[81/0087]
ten Sie mir nur geſagt, daß Sie ſich noch ein-
mal in ſeine Gewalt begeben wollten, nachdem
Sie ſich ſo viele Muͤhe gemacht, aus derſelben zu
entgehen.
Jhre Ruhe iſt zerſtoͤret! ‒ ‒ Jch wun-
dere mich nicht daruͤber: indem Sie ſich nun ſelbſt
eine ſo uͤbel angebrachte Leichtglaͤubigkeit vorwer-
fen muͤſſen.
Jhr Verſtand iſt angegriffen! ‒ ‒ Ge-
wiß mein Herz blutet fuͤr Sie: aber verzeihen
Sie mir, meine Werthe, ich vermuthe, Jhr Ver-
ſtand iſt ſchon angegriffen geweſen, ehe Sie
Hampſtead verlaſſen haben; ſonſt wuͤrden Sie
ſich daſelbſt nimmermehr von ihm haben auffin-
den laſſen, oder, da er Sie gefunden, zu gewin-
nen geweſen ſeyn, in das ſcheusliche Hurenhaus
zuruͤckzukehren.
Jch ſage Jhnen, ich habe drey Briefe
an Sie abgelaſſen. Der erſte vom 7ten und
8ten Jun. (*); denn er war auf zweymal geſchrie-
ben; iſt Jhnen ſicher zu Haͤnden gekommen:
wie Sie mir in wenigen Zeilen vom 9ten Nach-
richt gegeben haben. Waͤre es nicht geſchehen:
ſo wuͤrde ich meiner eignen Sicherheit wegen be-
ſorgt geweſen ſeyn; indem ich Jhnen darinn ſol-
che Nachricht von dem abſcheulichen Hauſe, und
ſolche Warnungen in Abſicht auf den Tomlinſon
gegeben habe, daß ich deſto mehr erſtaunet bin,
wie Sie ſich haben in den Sinn kommen laſſen
koͤnnen,
(*) Siehe den V. Th. S. 135.
Sechſter Theil. F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/87>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.