Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Aber er ward von vielen Leuten ümbgeben/ und gefangen: Und da sahe man/ daß die Nägel an Händen und Füssen krum unter sich gewachsen waren. Er redete nichts/ sondern gab eine unförmliche Stimme von sich/ gleich wie ein Kalb. Er ward in ein grosses Dorff/ in die Behausung eines Edelmannes/ geführet/ da legte man ihm/ nicht ohne grosse Mühe/ Eifen an die Beine. Darnach ließ man ihn also fasten/ daß man ihn zahm machte: Und er lernete innerhalb sieben Monaten wohl reden: Darnach ist er herüm geführet worden in den Städten/ Flecken/ Dörffern/ Edelhöffen/ Schlössern: Davon die jenigen/ so ihn führeten/ einen grossen Geldgewinn erlangeten. Damit man aber möge verstehen/ wie dieses Kind den Wölffen in die Klauen gerahten/ ist zu wissen/ daß ümb das Fest Allerheiligen/ da es sehr kalt war / etliche Mägde/ Knaben/ und arme Weiber in den nechsten Wald giengen / daselbst Holtz abzuhauen. Es war auf den Abend/ und sehr neblicht Wetter: Als sie nun ihre Gebund Holtz wolten zusammen binden/ wurden sie von den Waldförstern drüber ergriffen: Welche sie also schen macheten/ daß sie/ aus Furcht der Gefängnüsse/ oder daß Sie sonsten übel möchten geschlagen Aber er ward von vielen Leuten ümbgeben/ und gefangen: Und da sahe man/ daß die Nägel an Händen und Füssen krum unter sich gewachsen waren. Er redete nichts/ sondern gab eine unförmliche Stimme von sich/ gleich wie ein Kalb. Er ward in ein grosses Dorff/ in die Behausung eines Edelmannes/ geführet/ da legte man ihm/ nicht ohne grosse Mühe/ Eifen an die Beine. Darnach ließ man ihn also fasten/ daß man ihn zahm machte: Und er lernete innerhalb sieben Monaten wohl reden: Darnach ist er herüm geführet worden in den Städten/ Flecken/ Dörffern/ Edelhöffen/ Schlössern: Davon die jenigen/ so ihn führeten/ einen grossen Geldgewinn erlangeten. Damit man aber möge verstehen/ wie dieses Kind den Wölffen in die Klauen gerahten/ ist zu wissen/ daß ümb das Fest Allerheiligen/ da es sehr kalt war / etliche Mägde/ Knaben/ und arme Weiber in den nechsten Wald giengen / daselbst Holtz abzuhauen. Es war auf den Abend/ und sehr neblicht Wetter: Als sie nun ihre Gebund Holtz wolten zusammen binden/ wurden sie von den Waldförstern drüber ergriffen: Welche sie also schen macheten/ daß sie/ aus Furcht der Gefängnüsse/ oder daß Sie sonsten übel möchten geschlagen <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0081" n="61"/> <p>Aber er ward von vielen Leuten ümbgeben/ und gefangen: Und da sahe man/ daß die Nägel an Händen und Füssen krum unter sich gewachsen waren.</p> <p>Er redete nichts/ sondern gab eine unförmliche Stimme von sich/ gleich wie ein Kalb.</p> <p>Er ward in ein grosses Dorff/ in die Behausung eines Edelmannes/ geführet/ da legte man ihm/ nicht ohne grosse Mühe/ Eifen an die Beine.</p> <p>Darnach ließ man ihn also fasten/ daß man ihn zahm machte: Und er lernete innerhalb sieben Monaten wohl reden: Darnach ist er herüm geführet worden in den Städten/ Flecken/ Dörffern/ Edelhöffen/ Schlössern: Davon die jenigen/ so ihn führeten/ einen grossen Geldgewinn erlangeten.</p> <p>Damit man aber möge verstehen/ wie dieses Kind den Wölffen in die Klauen gerahten/ ist zu wissen/ daß ümb das Fest Allerheiligen/ da es sehr kalt war / etliche Mägde/ Knaben/ und arme Weiber in den nechsten Wald giengen / daselbst Holtz abzuhauen.</p> <p>Es war auf den Abend/ und sehr neblicht Wetter: Als sie nun ihre Gebund Holtz wolten zusammen binden/ wurden sie von den Waldförstern drüber ergriffen: Welche sie also schen macheten/ daß sie/ aus Furcht der Gefängnüsse/ oder daß Sie sonsten übel möchten geschlagen </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0081]
Aber er ward von vielen Leuten ümbgeben/ und gefangen: Und da sahe man/ daß die Nägel an Händen und Füssen krum unter sich gewachsen waren.
Er redete nichts/ sondern gab eine unförmliche Stimme von sich/ gleich wie ein Kalb.
Er ward in ein grosses Dorff/ in die Behausung eines Edelmannes/ geführet/ da legte man ihm/ nicht ohne grosse Mühe/ Eifen an die Beine.
Darnach ließ man ihn also fasten/ daß man ihn zahm machte: Und er lernete innerhalb sieben Monaten wohl reden: Darnach ist er herüm geführet worden in den Städten/ Flecken/ Dörffern/ Edelhöffen/ Schlössern: Davon die jenigen/ so ihn führeten/ einen grossen Geldgewinn erlangeten.
Damit man aber möge verstehen/ wie dieses Kind den Wölffen in die Klauen gerahten/ ist zu wissen/ daß ümb das Fest Allerheiligen/ da es sehr kalt war / etliche Mägde/ Knaben/ und arme Weiber in den nechsten Wald giengen / daselbst Holtz abzuhauen.
Es war auf den Abend/ und sehr neblicht Wetter: Als sie nun ihre Gebund Holtz wolten zusammen binden/ wurden sie von den Waldförstern drüber ergriffen: Welche sie also schen macheten/ daß sie/ aus Furcht der Gefängnüsse/ oder daß Sie sonsten übel möchten geschlagen
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/81>, abgerufen am 14.06.2024. |