Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Dritee Handlung. hinweg gezogen/ denn/ wo der Krieg heraus ge-het/ da gehet der Hunger wieder ein: Unter- dessen wil Jch dir das ungehorsame Teutsch- land tapfer tribuliren helffen. Teutschland. O wehe/ wehe/ wehe mir! Mars. So recht meine vielgeliebte Schwe- steren/ So wollen wir endlich die Rebellische Königinn bezwingen/ sie sol bekennen/ oder auch auff stükken von uns zerrissen werden. Aber siehe da/ was sehe Jch in jenner Ekke so gahr zusammen gekrümmet liegen? Jst das nicht Teutschland? Hat sichs nicht in diesen tunklen Winkel verstekket/ zweiffels ohn der meinung/ daß man sie daselbst so bald nicht sol finden? Ja wahrlich es ist niemand anders als eben diese hartnäkkichte/ ruchlose Verächterinn mei- ner kriegerischen Majestät. Horch/ du schnö- des Weib/ sage an/ was hast du hie zu schaffen? Teutschland. Ach Mars/ hörest du denn noch nicht auff mich unglükseligstes elendestes Weib zu jagen und zu plagen? Ach erbarme dich doch einmahl über mich! Mars. Was sagst du Bestie von erbar- men? Solte Jch mich deiner erbarmen? Wer hat doch sein Lebtage gehöret/ daß beim Kriege mitleiden und erbarmung zu finden? Jch fra- ge K
Dritee Handlung. hinweg gezogen/ deñ/ wo der Krieg heraus ge-het/ da gehet der Hunger wieder ein: Unter- deſſen wil Jch dir das ungehorſame Teutſch- land tapfer tribuliren helffen. Teutſchland. O wehe/ wehe/ wehe mir! Mars. So recht meine vielgeliebte Schwe- ſteren/ So wollen wir endlich die Rebelliſche Koͤnigiñ bezwingen/ ſie ſol bekennen/ oder auch auff ſtuͤkken von uns zerriſſen werden. Aber ſiehe da/ was ſehe Jch in jenner Ekke ſo gahr zuſammen gekruͤmmet liegen? Jſt das nicht Teutſchland? Hat ſichs nicht in dieſen tunklen Winkel verſtekket/ zweiffels ohn der meinung/ daß man ſie daſelbſt ſo bald nicht ſol finden? Ja wahrlich es iſt niemand anders als eben dieſe hartnaͤkkichte/ ruchloſe Veraͤchteriñ mei- ner kriegeriſchen Majeſtaͤt. Horch/ du ſchnoͤ- des Weib/ ſage an/ was haſt du hie zu ſchaffen? Teutſchland. Ach Mars/ hoͤreſt du denn noch nicht auff mich ungluͤkſeligſtes elendeſtes Weib zu jagen und zu plagen? Ach erbarme dich doch einmahl uͤber mich! Mars. Was ſagſt du Beſtie von erbar- men? Solte Jch mich deiner erbarmen? Wer hat doch ſein Lebtage gehoͤret/ daß beim Kriege mitleiden und erbarmung zu finden? Jch fra- ge K
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Dritee Handlung.
hinweg gezogen/ deñ/ wo der Krieg heraus ge-
het/ da gehet der Hunger wieder ein: Unter-
deſſen wil Jch dir das ungehorſame Teutſch-
land tapfer tribuliren helffen.
Teutſchland. O wehe/ wehe/ wehe mir!
Mars. So recht meine vielgeliebte Schwe-
ſteren/ So wollen wir endlich die Rebelliſche
Koͤnigiñ bezwingen/ ſie ſol bekennen/ oder auch
auff ſtuͤkken von uns zerriſſen werden. Aber
ſiehe da/ was ſehe Jch in jenner Ekke ſo gahr
zuſammen gekruͤmmet liegen? Jſt das nicht
Teutſchland? Hat ſichs nicht in dieſen tunklen
Winkel verſtekket/ zweiffels ohn der meinung/
daß man ſie daſelbſt ſo bald nicht ſol finden?
Ja wahrlich es iſt niemand anders als eben
dieſe hartnaͤkkichte/ ruchloſe Veraͤchteriñ mei-
ner kriegeriſchen Majeſtaͤt. Horch/ du ſchnoͤ-
des Weib/ ſage an/ was haſt du hie zu ſchaffen?
Teutſchland. Ach Mars/ hoͤreſt du denn
noch nicht auff mich ungluͤkſeligſtes elendeſtes
Weib zu jagen und zu plagen? Ach erbarme
dich doch einmahl uͤber mich!
Mars. Was ſagſt du Beſtie von erbar-
men? Solte Jch mich deiner erbarmen? Wer
hat doch ſein Lebtage gehoͤret/ daß beim Kriege
mitleiden und erbarmung zu finden? Jch fra-
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Zitationshilfe: | Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 144[143]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/211>, abgerufen am 17.06.2024. |