sind, nicht mit einander im Verhältniß stün- den. Wäre der Stiel oder Griff zu dick, oder zu lang, die Räder zu hoch, das Eisen zu kurz etc. so könnte kein Mensch damit handthieren.
Seht, lieben Kinder! so viel kommt auf Verhältniß in allen Dingen an.
Wenn ich nun sage, der Mensch steht in gewißem Verhältniß mit Gott; so heißt das so viel, als, Gott ist die Ursach, warum der Mensch da ist, oder Gott hat dem Men- schen das Leben gegeben, also, Gott ist un- ser Herr, und wir Menschen sind Untertha- nen Gottes. Ohne Gott, kann der Mensch nicht hoffen, glücklich zu seyn, weil alles Gott zu Gebot stehet, und Glück und Un- glück in Seinem Willen beruht. Also muß sich der Mensch so verhalten, wie es Gott haben will, das ist, Gott gehorchen.
Und wenn ich sage: der Mensch steht in Verhältniß mit der Gesellschaft, worinn er lebt; so heißt das so viel, als, der Mensch hats nöthig, mit andern Menschen in Ge- sellschaft zu leben: Er muß also sich zu der Gesellschaft schicken; ihre Erhaltung, durch Liebe zur Ordnung und den Gesetzen beför- dern, und nicht seinen eignen Nutzen, dem gemeinen Besten vorziehen.
Denn
ſind, nicht mit einander im Verhaͤltniß ſtuͤn- den. Waͤre der Stiel oder Griff zu dick, oder zu lang, die Raͤder zu hoch, das Eiſen zu kurz ꝛc. ſo koͤnnte kein Menſch damit handthieren.
Seht, lieben Kinder! ſo viel kommt auf Verhaͤltniß in allen Dingen an.
Wenn ich nun ſage, der Menſch ſteht in gewißem Verhaͤltniß mit Gott; ſo heißt das ſo viel, als, Gott iſt die Urſach, warum der Menſch da iſt, oder Gott hat dem Men- ſchen das Leben gegeben, alſo, Gott iſt un- ſer Herr, und wir Menſchen ſind Untertha- nen Gottes. Ohne Gott, kann der Menſch nicht hoffen, gluͤcklich zu ſeyn, weil alles Gott zu Gebot ſtehet, und Gluͤck und Un- gluͤck in Seinem Willen beruht. Alſo muß ſich der Menſch ſo verhalten, wie es Gott haben will, das iſt, Gott gehorchen.
Und wenn ich ſage: der Menſch ſteht in Verhaͤltniß mit der Geſellſchaft, worinn er lebt; ſo heißt das ſo viel, als, der Menſch hats noͤthig, mit andern Menſchen in Ge- ſellſchaft zu leben: Er muß alſo ſich zu der Geſellſchaft ſchicken; ihre Erhaltung, durch Liebe zur Ordnung und den Geſetzen befoͤr- dern, und nicht ſeinen eignen Nutzen, dem gemeinen Beſten vorziehen.
Denn
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ſind, nicht mit einander im Verhaͤltniß ſtuͤn-
den. Waͤre der Stiel oder Griff zu dick,
oder zu lang, die Raͤder zu hoch, das Eiſen
zu kurz ꝛc. ſo koͤnnte kein Menſch damit
handthieren.
Seht, lieben Kinder! ſo viel kommt auf
Verhaͤltniß in allen Dingen an.
Wenn ich nun ſage, der Menſch ſteht in
gewißem Verhaͤltniß mit Gott; ſo heißt das
ſo viel, als, Gott iſt die Urſach, warum
der Menſch da iſt, oder Gott hat dem Men-
ſchen das Leben gegeben, alſo, Gott iſt un-
ſer Herr, und wir Menſchen ſind Untertha-
nen Gottes. Ohne Gott, kann der Menſch
nicht hoffen, gluͤcklich zu ſeyn, weil alles
Gott zu Gebot ſtehet, und Gluͤck und Un-
gluͤck in Seinem Willen beruht. Alſo muß
ſich der Menſch ſo verhalten, wie es Gott
haben will, das iſt, Gott gehorchen.
Und wenn ich ſage: der Menſch ſteht in
Verhaͤltniß mit der Geſellſchaft, worinn er
lebt; ſo heißt das ſo viel, als, der Menſch
hats noͤthig, mit andern Menſchen in Ge-
ſellſchaft zu leben: Er muß alſo ſich zu der
Geſellſchaft ſchicken; ihre Erhaltung, durch
Liebe zur Ordnung und den Geſetzen befoͤr-
dern, und nicht ſeinen eignen Nutzen, dem
gemeinen Beſten vorziehen.
Denn
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/101>, abgerufen am 14.06.2024.
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