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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Diese Bauweise ist für Bahnen mit Zwischenstützen nicht geeignet, daher große Spannweite und starker Seildurchhang erforderlich werden; sie könnte deshalb nur für ähnliche Verhältnisse, wie an der Wetterhornbahn, in Frage kommen.

Nach der zweiten Anordnung ist die Kohlererbergbahn (Tirol) (Abb. 68; s. Art. Bd. VI, S. 385) von Bleichert ausgeführt. Zwischen den beiden im Abstand von 400 mm nebeneinander liegenden Tragseilen sind die beiden Zugseile angeordnet. Die Tragseile liegen auf den Zwischenstützen auf Schuhen TT, die sowohl in der Richtung der Tragseile wie senkrecht dazu drehbar gelagert sind, damit ein stoßfreies
Abb. 69. Seilführung an den Stützen der Kohlererbergbahn.
Überfahren über die Schuhe und eine gleichmäßige Verteilung der Belastung auf beide Tragseile erreicht wird, was aber nicht in dem gewünschten Maß eintreten wird. Sie sind oben verankert und an der unteren Station mit Spanngewichten versehen. Die Zugseile laufen auf den Rollen ZZ (Abb. 69), also nahezu auf der Höhe der Tragseile, was günstig ist. Das Laufwerk, an dem der Wagen hängt, hat 8 Räder (s. Abb. 70), die die Wagenbelastung gleichmäßig auf die beiden Tragseile übertragen sollen, was nur teilweise zutreffen wird. In dem Laufwerk sind die Bremsvorrichtungen eingebaut, die auf die beiden Tragseile wirken. Hierdurch kann auch die Fahrgeschwindigkeit geregelt werden.

Eine Bahn mit 2 Tragseilen und 2 endlosen Zugseilen, die von Pohlig am Zuckerhut bei Rio de Janeiro erbaut wurde, unterscheidet sich von den vorher besprochenen vornehmlich dadurch, daß in der Regel von den beiden Zugseilen nur
Abb. 70. Laufwerk der Kohlererbergbahn.
das eine die Zugkraft überträgt, während das andere durch den Wagen mitgezogen wird, also leer mitläuft und zur Kraftübertragung erst dann herangezogen wird, wenn das erste Seil die doppelte Beanspruchung gegenüber der regelrechten erfährt.

Eine Schonung des zweiten, also in der Regel leer mitlaufenden Seiles wird aber durch diese Anordnung kaum erzielt, da es ungefähr gleichen Biegungs- und Zugspannungen ausgesetzt ist wie das erste Seil. Es erscheint also richtiger, beide Zugseile gemeinsam und gleichmäßig ziehen


Abb. 71. Uliabergbahn.
zu lassen, wie das bei den vorher besprochenen Anordnungen der Fall ist.

Über die Einzelheiten dieser Bahn s. Art. Zuckerhutseilbahn.

Diese Bauweise ist für Bahnen mit Zwischenstützen nicht geeignet, daher große Spannweite und starker Seildurchhang erforderlich werden; sie könnte deshalb nur für ähnliche Verhältnisse, wie an der Wetterhornbahn, in Frage kommen.

Nach der zweiten Anordnung ist die Kohlererbergbahn (Tirol) (Abb. 68; s. Art. Bd. VI, S. 385) von Bleichert ausgeführt. Zwischen den beiden im Abstand von 400 mm nebeneinander liegenden Tragseilen sind die beiden Zugseile angeordnet. Die Tragseile liegen auf den Zwischenstützen auf Schuhen TT, die sowohl in der Richtung der Tragseile wie senkrecht dazu drehbar gelagert sind, damit ein stoßfreies
Abb. 69. Seilführung an den Stützen der Kohlererbergbahn.
Überfahren über die Schuhe und eine gleichmäßige Verteilung der Belastung auf beide Tragseile erreicht wird, was aber nicht in dem gewünschten Maß eintreten wird. Sie sind oben verankert und an der unteren Station mit Spanngewichten versehen. Die Zugseile laufen auf den Rollen ZZ (Abb. 69), also nahezu auf der Höhe der Tragseile, was günstig ist. Das Laufwerk, an dem der Wagen hängt, hat 8 Räder (s. Abb. 70), die die Wagenbelastung gleichmäßig auf die beiden Tragseile übertragen sollen, was nur teilweise zutreffen wird. In dem Laufwerk sind die Bremsvorrichtungen eingebaut, die auf die beiden Tragseile wirken. Hierdurch kann auch die Fahrgeschwindigkeit geregelt werden.

Eine Bahn mit 2 Tragseilen und 2 endlosen Zugseilen, die von Pohlig am Zuckerhut bei Rio de Janeiro erbaut wurde, unterscheidet sich von den vorher besprochenen vornehmlich dadurch, daß in der Regel von den beiden Zugseilen nur
Abb. 70. Laufwerk der Kohlererbergbahn.
das eine die Zugkraft überträgt, während das andere durch den Wagen mitgezogen wird, also leer mitläuft und zur Kraftübertragung erst dann herangezogen wird, wenn das erste Seil die doppelte Beanspruchung gegenüber der regelrechten erfährt.

Eine Schonung des zweiten, also in der Regel leer mitlaufenden Seiles wird aber durch diese Anordnung kaum erzielt, da es ungefähr gleichen Biegungs- und Zugspannungen ausgesetzt ist wie das erste Seil. Es erscheint also richtiger, beide Zugseile gemeinsam und gleichmäßig ziehen


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[24/0027] Diese Bauweise ist für Bahnen mit Zwischenstützen nicht geeignet, daher große Spannweite und starker Seildurchhang erforderlich werden; sie könnte deshalb nur für ähnliche Verhältnisse, wie an der Wetterhornbahn, in Frage kommen. Nach der zweiten Anordnung ist die Kohlererbergbahn (Tirol) (Abb. 68; s. Art. Bd. VI, S. 385) von Bleichert ausgeführt. Zwischen den beiden im Abstand von 400 mm nebeneinander liegenden Tragseilen sind die beiden Zugseile angeordnet. Die Tragseile liegen auf den Zwischenstützen auf Schuhen TT, die sowohl in der Richtung der Tragseile wie senkrecht dazu drehbar gelagert sind, damit ein stoßfreies [Abbildung Abb. 69. Seilführung an den Stützen der Kohlererbergbahn. ] Überfahren über die Schuhe und eine gleichmäßige Verteilung der Belastung auf beide Tragseile erreicht wird, was aber nicht in dem gewünschten Maß eintreten wird. Sie sind oben verankert und an der unteren Station mit Spanngewichten versehen. Die Zugseile laufen auf den Rollen ZZ (Abb. 69), also nahezu auf der Höhe der Tragseile, was günstig ist. Das Laufwerk, an dem der Wagen hängt, hat 8 Räder (s. Abb. 70), die die Wagenbelastung gleichmäßig auf die beiden Tragseile übertragen sollen, was nur teilweise zutreffen wird. In dem Laufwerk sind die Bremsvorrichtungen eingebaut, die auf die beiden Tragseile wirken. Hierdurch kann auch die Fahrgeschwindigkeit geregelt werden. Eine Bahn mit 2 Tragseilen und 2 endlosen Zugseilen, die von Pohlig am Zuckerhut bei Rio de Janeiro erbaut wurde, unterscheidet sich von den vorher besprochenen vornehmlich dadurch, daß in der Regel von den beiden Zugseilen nur [Abbildung Abb. 70. Laufwerk der Kohlererbergbahn. ] das eine die Zugkraft überträgt, während das andere durch den Wagen mitgezogen wird, also leer mitläuft und zur Kraftübertragung erst dann herangezogen wird, wenn das erste Seil die doppelte Beanspruchung gegenüber der regelrechten erfährt. Eine Schonung des zweiten, also in der Regel leer mitlaufenden Seiles wird aber durch diese Anordnung kaum erzielt, da es ungefähr gleichen Biegungs- und Zugspannungen ausgesetzt ist wie das erste Seil. Es erscheint also richtiger, beide Zugseile gemeinsam und gleichmäßig ziehen [Abbildung Abb. 71. Uliabergbahn. ] zu lassen, wie das bei den vorher besprochenen Anordnungen der Fall ist. Über die Einzelheiten dieser Bahn s. Art. Zuckerhutseilbahn.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/27>, abgerufen am 12.06.2024.