Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Verträgen, die etwan aufgerichtet werden
müssen, gebräuchlich ist. Nun ist es zwar
wohl gethan, wenn diejenigen Printzen, so dar-
zu Inclination haben und denen dieselbige oh-
ne sonderliche Weitläufftigkeit beygebracht
werden kan, darinnen informiret werden, sin-
temahl sie ohne deren Erkänntniß in allerhand
Rechts- und Staats-Affairen, wegen derer
darinnen vorkommenden Lateinischen Termi-
norum
nicht recht fortkommen können. Al-
lein wenn man diejenigen Printzen, so eine
Aversion davon haben, mit Vehemenz darzu
antreiben will, ist nicht zu approbiren. Es
wird ihnen hierdurch nur ein Eckel hernach zu
den übrigen Wissenschafften gemacht, sie wer-
den von andern, darauf sie sich appliciren kön-
ten, und was sie auch mit Lust cultiviren wür-
den, abgehalten und profitiren doch in dersel-
ben wenig oder nichts. Zudem kömmt das
Haupt-Werck bey einem Regenten eben nicht
drauf an, daß er die Lateinische Sprache gründ-
lich verstehe, sondern die Staats-Klugheit in-
nen habe, und weißlich zu regieren wisse, wel-
ches auch ohne die Lateinische Sprache gesche-
hen kan. Zu dem Ende sind einem Printzen,
wenn er in der Lateinischen Sprache Informa-
tion
erlangt, solche Schrifften vorzulegen, dar-
aus er nebst dem Latein auch gewisse Realien,

die



Vertraͤgen, die etwan aufgerichtet werden
muͤſſen, gebraͤuchlich iſt. Nun iſt es zwar
wohl gethan, wenn diejenigen Printzen, ſo dar-
zu Inclination haben und denen dieſelbige oh-
ne ſonderliche Weitlaͤufftigkeit beygebracht
werden kan, darinnen informiret werden, ſin-
temahl ſie ohne deren Erkaͤnntniß in allerhand
Rechts- und Staats-Affairen, wegen derer
darinnen vorkommenden Lateiniſchen Termi-
norum
nicht recht fortkommen koͤnnen. Al-
lein wenn man diejenigen Printzen, ſo eine
Averſion davon haben, mit Vehemenz darzu
antreiben will, iſt nicht zu approbiren. Es
wird ihnen hierdurch nur ein Eckel hernach zu
den uͤbrigen Wiſſenſchafften gemacht, ſie wer-
den von andern, darauf ſie ſich appliciren koͤn-
ten, und was ſie auch mit Luſt cultiviren wuͤr-
den, abgehalten und profitiren doch in derſel-
ben wenig oder nichts. Zudem koͤmmt das
Haupt-Werck bey einem Regenten eben nicht
drauf an, daß er die Lateiniſche Sprache gruͤnd-
lich verſtehe, ſondern die Staats-Klugheit in-
nen habe, und weißlich zu regieren wiſſe, wel-
ches auch ohne die Lateiniſche Sprache geſche-
hen kan. Zu dem Ende ſind einem Printzen,
wenn er in der Lateiniſchen Sprache Informa-
tion
erlangt, ſolche Schrifften vorzulegen, dar-
aus er nebſt dem Latein auch gewiſſe Realien,

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0163" n="143"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Vertra&#x0364;gen, die etwan aufgerichtet werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, gebra&#x0364;uchlich i&#x017F;t. Nun i&#x017F;t es zwar<lb/>
wohl gethan, wenn diejenigen Printzen, &#x017F;o dar-<lb/>
zu <hi rendition="#aq">Inclination</hi> haben und denen die&#x017F;elbige oh-<lb/>
ne &#x017F;onderliche Weitla&#x0364;ufftigkeit beygebracht<lb/>
werden kan, darinnen <hi rendition="#aq">informi</hi>ret werden, &#x017F;in-<lb/>
temahl &#x017F;ie ohne deren Erka&#x0364;nntniß in allerhand<lb/>
Rechts- und Staats-<hi rendition="#aq">Affai</hi>ren, wegen derer<lb/>
darinnen vorkommenden Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Termi-<lb/>
norum</hi> nicht recht fortkommen ko&#x0364;nnen. Al-<lb/>
lein wenn man diejenigen Printzen, &#x017F;o eine<lb/><hi rendition="#aq">Aver&#x017F;ion</hi> davon haben, mit <hi rendition="#aq">Vehemenz</hi> darzu<lb/>
antreiben will, i&#x017F;t nicht zu <hi rendition="#aq">approbi</hi>ren. Es<lb/>
wird ihnen hierdurch nur ein Eckel hernach zu<lb/>
den u&#x0364;brigen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften gemacht, &#x017F;ie wer-<lb/>
den von andern, darauf &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#aq">applici</hi>ren ko&#x0364;n-<lb/>
ten, und was &#x017F;ie auch mit Lu&#x017F;t <hi rendition="#aq">cultivi</hi>ren wu&#x0364;r-<lb/>
den, abgehalten und <hi rendition="#aq">profiti</hi>ren doch in der&#x017F;el-<lb/>
ben wenig oder nichts. Zudem ko&#x0364;mmt das<lb/>
Haupt-Werck bey einem Regenten eben nicht<lb/>
drauf an, daß er die Lateini&#x017F;che Sprache gru&#x0364;nd-<lb/>
lich ver&#x017F;tehe, &#x017F;ondern die Staats-Klugheit in-<lb/>
nen habe, und weißlich zu regieren wi&#x017F;&#x017F;e, wel-<lb/>
ches auch ohne die Lateini&#x017F;che Sprache ge&#x017F;che-<lb/>
hen kan. Zu dem Ende &#x017F;ind einem Printzen,<lb/>
wenn er in der Lateini&#x017F;chen Sprache <hi rendition="#aq">Informa-<lb/>
tion</hi> erlangt, &#x017F;olche Schrifften vorzulegen, dar-<lb/>
aus er neb&#x017F;t dem Latein auch gewi&#x017F;&#x017F;e Realien,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0163] Vertraͤgen, die etwan aufgerichtet werden muͤſſen, gebraͤuchlich iſt. Nun iſt es zwar wohl gethan, wenn diejenigen Printzen, ſo dar- zu Inclination haben und denen dieſelbige oh- ne ſonderliche Weitlaͤufftigkeit beygebracht werden kan, darinnen informiret werden, ſin- temahl ſie ohne deren Erkaͤnntniß in allerhand Rechts- und Staats-Affairen, wegen derer darinnen vorkommenden Lateiniſchen Termi- norum nicht recht fortkommen koͤnnen. Al- lein wenn man diejenigen Printzen, ſo eine Averſion davon haben, mit Vehemenz darzu antreiben will, iſt nicht zu approbiren. Es wird ihnen hierdurch nur ein Eckel hernach zu den uͤbrigen Wiſſenſchafften gemacht, ſie wer- den von andern, darauf ſie ſich appliciren koͤn- ten, und was ſie auch mit Luſt cultiviren wuͤr- den, abgehalten und profitiren doch in derſel- ben wenig oder nichts. Zudem koͤmmt das Haupt-Werck bey einem Regenten eben nicht drauf an, daß er die Lateiniſche Sprache gruͤnd- lich verſtehe, ſondern die Staats-Klugheit in- nen habe, und weißlich zu regieren wiſſe, wel- ches auch ohne die Lateiniſche Sprache geſche- hen kan. Zu dem Ende ſind einem Printzen, wenn er in der Lateiniſchen Sprache Informa- tion erlangt, ſolche Schrifften vorzulegen, dar- aus er nebſt dem Latein auch gewiſſe Realien, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/163
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/163>, abgerufen am 20.05.2024.