Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Gräntzen des Territorii erstreckt. Es hin-
dert auch nicht die Regel, daß dasjenige, was
einmahl nach den Gesetzen des Orts gehöriger
und ordentlicher Weise gemacht worden, al-
lenthalben gültig sey. Denn es ist auch hier,
wie oben gemeldet, die Frage von einem Testa-
ment, welches nach den Gesetzen und Gebräu-
chen des Orts nicht verfertiget worden, son-
dern seiner solennen Requisiten ermangelt.

§. 8. Mit dieser Distinction stimmt über-
ein, was Reinking bezeuget de Reg. Stat. lib. I.
Class. 4. c. 17. n.
37. daß dergleichen Testa-
mente gar öffters von den Agnaten, aber nicht
von den Kindern, angegriffen worden. Jene
bedienen sich ihrer aus dem Territorio ihnen
zustehenden Rechte; Diese sind in väterlicher
Gewalt, jene müssen in den Lehn-Gütern die
Facta des verstorbenen nicht praestiren, diese
sind es aber wohl schuldig. Es sind, wie Li-
mnaeus
davor hält, die Privilegia der Solda-
ten-Testamente hieher im geringsten nicht zu
appliciren. Denn ein Militair-Privilegium
dependi
ret von dem Gesetze, und nicht von der
Willkühr und Clausulen derer, die das Testa-
ment machen, die durch ihre Clausulen nicht da-
hin bringen können, daß die Gesetze bey ihren
Testamenten nicht Statt haben. Ja, es
kömmt den Soldaten selbst nicht zu, als nur

bey



Graͤntzen des Territorii erſtreckt. Es hin-
dert auch nicht die Regel, daß dasjenige, was
einmahl nach den Geſetzen des Orts gehoͤriger
und ordentlicher Weiſe gemacht worden, al-
lenthalben guͤltig ſey. Denn es iſt auch hier,
wie oben gemeldet, die Frage von einem Teſta-
ment, welches nach den Geſetzen und Gebraͤu-
chen des Orts nicht verfertiget worden, ſon-
dern ſeiner ſolennen Requiſiten ermangelt.

§. 8. Mit dieſer Diſtinction ſtimmt uͤber-
ein, was Reinking bezeuget de Reg. Stat. lib. I.
Claſſ. 4. c. 17. n.
37. daß dergleichen Teſta-
mente gar oͤffters von den Agnaten, aber nicht
von den Kindern, angegriffen worden. Jene
bedienen ſich ihrer aus dem Territorio ihnen
zuſtehenden Rechte; Dieſe ſind in vaͤterlicher
Gewalt, jene muͤſſen in den Lehn-Guͤtern die
Facta des verſtorbenen nicht præſtiren, dieſe
ſind es aber wohl ſchuldig. Es ſind, wie Li-
mnæus
davor haͤlt, die Privilegia der Solda-
ten-Teſtamente hieher im geringſten nicht zu
appliciren. Denn ein Militair-Privilegium
dependi
ret von dem Geſetze, und nicht von der
Willkuͤhr und Clauſulen derer, die das Teſta-
ment machen, die durch ihre Clauſulen nicht da-
hin bringen koͤnnen, daß die Geſetze bey ihren
Teſtamenten nicht Statt haben. Ja, es
koͤmmt den Soldaten ſelbſt nicht zu, als nur

bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0194" n="174"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Gra&#x0364;ntzen des <hi rendition="#aq">Territorii</hi> er&#x017F;treckt. Es hin-<lb/>
dert auch nicht die Regel, daß dasjenige, was<lb/>
einmahl nach den Ge&#x017F;etzen des Orts geho&#x0364;riger<lb/>
und ordentlicher Wei&#x017F;e gemacht worden, al-<lb/>
lenthalben gu&#x0364;ltig &#x017F;ey. Denn es i&#x017F;t auch hier,<lb/>
wie oben gemeldet, die Frage von einem Te&#x017F;ta-<lb/>
ment, welches nach den Ge&#x017F;etzen und Gebra&#x0364;u-<lb/>
chen des Orts nicht verfertiget worden, &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;einer <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;it</hi>en ermangelt.</p><lb/>
        <p>§. 8. Mit die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tinction</hi> &#x017F;timmt u&#x0364;ber-<lb/>
ein, was <hi rendition="#aq">Reinking</hi> bezeuget <hi rendition="#aq">de Reg. Stat. lib. I.<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;. 4. c. 17. n.</hi> 37. daß dergleichen Te&#x017F;ta-<lb/>
mente gar o&#x0364;ffters von den <hi rendition="#aq">Agnat</hi>en, aber nicht<lb/>
von den Kindern, angegriffen worden. Jene<lb/>
bedienen &#x017F;ich ihrer aus dem <hi rendition="#aq">Territorio</hi> ihnen<lb/>
zu&#x017F;tehenden Rechte; Die&#x017F;e &#x017F;ind in va&#x0364;terlicher<lb/>
Gewalt, jene mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in den Lehn-Gu&#x0364;tern die<lb/><hi rendition="#aq">Facta</hi> des ver&#x017F;torbenen nicht <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ti</hi>ren, die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind es aber wohl &#x017F;chuldig. Es &#x017F;ind, wie <hi rendition="#aq">Li-<lb/>
mnæus</hi> davor ha&#x0364;lt, die <hi rendition="#aq">Privilegia</hi> der Solda-<lb/>
ten-Te&#x017F;tamente hieher im gering&#x017F;ten nicht zu<lb/><hi rendition="#aq">applici</hi>ren. Denn ein <hi rendition="#aq">Militair-Privilegium<lb/>
dependi</hi>ret von dem Ge&#x017F;etze, und nicht von der<lb/>
Willku&#x0364;hr und Clau&#x017F;ulen derer, die das Te&#x017F;ta-<lb/>
ment machen, die durch ihre Clau&#x017F;ulen nicht da-<lb/>
hin bringen ko&#x0364;nnen, daß die Ge&#x017F;etze bey ihren<lb/>
Te&#x017F;tamenten nicht Statt haben. Ja, es<lb/>
ko&#x0364;mmt den Soldaten &#x017F;elb&#x017F;t nicht zu, als nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0194] Graͤntzen des Territorii erſtreckt. Es hin- dert auch nicht die Regel, daß dasjenige, was einmahl nach den Geſetzen des Orts gehoͤriger und ordentlicher Weiſe gemacht worden, al- lenthalben guͤltig ſey. Denn es iſt auch hier, wie oben gemeldet, die Frage von einem Teſta- ment, welches nach den Geſetzen und Gebraͤu- chen des Orts nicht verfertiget worden, ſon- dern ſeiner ſolennen Requiſiten ermangelt. §. 8. Mit dieſer Diſtinction ſtimmt uͤber- ein, was Reinking bezeuget de Reg. Stat. lib. I. Claſſ. 4. c. 17. n. 37. daß dergleichen Teſta- mente gar oͤffters von den Agnaten, aber nicht von den Kindern, angegriffen worden. Jene bedienen ſich ihrer aus dem Territorio ihnen zuſtehenden Rechte; Dieſe ſind in vaͤterlicher Gewalt, jene muͤſſen in den Lehn-Guͤtern die Facta des verſtorbenen nicht præſtiren, dieſe ſind es aber wohl ſchuldig. Es ſind, wie Li- mnæus davor haͤlt, die Privilegia der Solda- ten-Teſtamente hieher im geringſten nicht zu appliciren. Denn ein Militair-Privilegium dependiret von dem Geſetze, und nicht von der Willkuͤhr und Clauſulen derer, die das Teſta- ment machen, die durch ihre Clauſulen nicht da- hin bringen koͤnnen, daß die Geſetze bey ihren Teſtamenten nicht Statt haben. Ja, es koͤmmt den Soldaten ſelbſt nicht zu, als nur bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/194
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/194>, abgerufen am 20.05.2024.