Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



kommen dem andern vorgezogen, und also ist
die Natur solcher Succession diese, daß der
Erstgebohrne, er mag es nun gleich seyn, oder in
Abgang der erstern werden, mit seinen De-
scenden
ten eine besondere Linie ausmacht.

§. 14. Daß das Recht der Erstgeburth zu-
läßiger und rechtmäßiger Weise eingeführet
werden könne, ist gantz richtig, indem kein gött-
lich Gesetze jemand zu einer gleichen Austhei-
lung der Güter obligiret, und auch zu Erhal-
tung der territoriorum und der Fürstl. Fami-
lien gar nützlich ist. Es wird das Jus primo-
geniturae introduci
ret (1.) durch die allgemei-
nen Reichs-Gesetze (2.) durch die Pacta der
Fürstl. Familien und (3.) durch die Testamen-
ta.
Jnsgemein wird hierbey auch die Käy-
serl. Confirmation eingehohlet, so, daß einige
davor halten, daß diese Pacta, ob sie gleich eyd-
lich sind, bey Ermangelung des Consenses die
Erben nicht obligiren. Andere aber meinen,
man müsse einen Unterscheid machen, ob
das Recht der Erstgeburth nur in Ansehung ei-
ner gewissen Familie oder eines territorii
schlechterdings Statt hätte? bey jenem Fall wä-
re der Consens der paciscirenden Theile schon
gnug; bey diesem aber wäre nicht nur die Ein-
willigung des Käysers, sondern auch des ge-

samten
O 5



kommen dem andern vorgezogen, und alſo iſt
die Natur ſolcher Succesſion dieſe, daß der
Erſtgebohrne, er mag es nun gleich ſeyn, oder in
Abgang der erſtern werden, mit ſeinen De-
ſcenden
ten eine beſondere Linie ausmacht.

§. 14. Daß das Recht der Erſtgeburth zu-
laͤßiger und rechtmaͤßiger Weiſe eingefuͤhret
werden koͤnne, iſt gantz richtig, indem kein goͤtt-
lich Geſetze jemand zu einer gleichen Austhei-
lung der Guͤter obligiret, und auch zu Erhal-
tung der territoriorum und der Fuͤrſtl. Fami-
lien gar nuͤtzlich iſt. Es wird das Jus primo-
genituræ introduci
ret (1.) durch die allgemei-
nen Reichs-Geſetze (2.) durch die Pacta der
Fuͤrſtl. Familien und (3.) durch die Teſtamen-
ta.
Jnsgemein wird hierbey auch die Kaͤy-
ſerl. Confirmation eingehohlet, ſo, daß einige
davor halten, daß dieſe Pacta, ob ſie gleich eyd-
lich ſind, bey Ermangelung des Conſenſes die
Erben nicht obligiren. Andere aber meinen,
man muͤſſe einen Unterſcheid machen, ob
das Recht der Erſtgeburth nur in Anſehung ei-
ner gewiſſen Familie oder eines territorii
ſchlechterdings Statt haͤtte? bey jenem Fall waͤ-
re der Conſens der paciſcirenden Theile ſchon
gnug; bey dieſem aber waͤre nicht nur die Ein-
willigung des Kaͤyſers, ſondern auch des ge-

ſamten
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0237" n="217"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> kommen dem andern vorgezogen, und al&#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
die Natur &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;ion</hi> die&#x017F;e, daß der<lb/>
Er&#x017F;tgebohrne, er mag es nun gleich &#x017F;eyn, oder in<lb/>
Abgang der er&#x017F;tern werden, mit &#x017F;einen <hi rendition="#aq">De-<lb/>
&#x017F;cenden</hi>ten eine be&#x017F;ondere Linie ausmacht.</p><lb/>
        <p>§. 14. Daß das Recht der Er&#x017F;tgeburth zu-<lb/>
la&#x0364;ßiger und rechtma&#x0364;ßiger Wei&#x017F;e eingefu&#x0364;hret<lb/>
werden ko&#x0364;nne, i&#x017F;t gantz richtig, indem kein go&#x0364;tt-<lb/>
lich Ge&#x017F;etze jemand zu einer gleichen Austhei-<lb/>
lung der Gu&#x0364;ter <hi rendition="#aq">obligi</hi>ret, und auch zu Erhal-<lb/>
tung der <hi rendition="#aq">territoriorum</hi> und der Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Fami-<lb/>
lien gar nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t. Es wird das <hi rendition="#aq">Jus primo-<lb/>
genituræ introduci</hi>ret (1.) durch die allgemei-<lb/>
nen Reichs-Ge&#x017F;etze (2.) durch die <hi rendition="#aq">Pacta</hi> der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Familien und (3.) durch die <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tamen-<lb/>
ta.</hi> Jnsgemein wird hierbey auch die Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;erl. <hi rendition="#aq">Confirmation</hi> eingehohlet, &#x017F;o, daß einige<lb/>
davor halten, daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pacta,</hi> ob &#x017F;ie gleich eyd-<lb/>
lich &#x017F;ind, bey Ermangelung des <hi rendition="#aq">Con&#x017F;en&#x017F;es</hi> die<lb/>
Erben nicht <hi rendition="#aq">obligi</hi>ren. Andere aber meinen,<lb/>
man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einen Unter&#x017F;cheid machen, ob<lb/>
das Recht der Er&#x017F;tgeburth nur in An&#x017F;ehung ei-<lb/>
ner gewi&#x017F;&#x017F;en Familie oder eines <hi rendition="#aq">territorii</hi><lb/>
&#x017F;chlechterdings Statt ha&#x0364;tte? bey jenem Fall wa&#x0364;-<lb/>
re der <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ens</hi> der <hi rendition="#aq">paci&#x017F;ci</hi>renden Theile &#x017F;chon<lb/>
gnug; bey die&#x017F;em aber wa&#x0364;re nicht nur die Ein-<lb/>
willigung des Ka&#x0364;y&#x017F;ers, &#x017F;ondern auch des ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;amten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0237] kommen dem andern vorgezogen, und alſo iſt die Natur ſolcher Succesſion dieſe, daß der Erſtgebohrne, er mag es nun gleich ſeyn, oder in Abgang der erſtern werden, mit ſeinen De- ſcendenten eine beſondere Linie ausmacht. §. 14. Daß das Recht der Erſtgeburth zu- laͤßiger und rechtmaͤßiger Weiſe eingefuͤhret werden koͤnne, iſt gantz richtig, indem kein goͤtt- lich Geſetze jemand zu einer gleichen Austhei- lung der Guͤter obligiret, und auch zu Erhal- tung der territoriorum und der Fuͤrſtl. Fami- lien gar nuͤtzlich iſt. Es wird das Jus primo- genituræ introduciret (1.) durch die allgemei- nen Reichs-Geſetze (2.) durch die Pacta der Fuͤrſtl. Familien und (3.) durch die Teſtamen- ta. Jnsgemein wird hierbey auch die Kaͤy- ſerl. Confirmation eingehohlet, ſo, daß einige davor halten, daß dieſe Pacta, ob ſie gleich eyd- lich ſind, bey Ermangelung des Conſenſes die Erben nicht obligiren. Andere aber meinen, man muͤſſe einen Unterſcheid machen, ob das Recht der Erſtgeburth nur in Anſehung ei- ner gewiſſen Familie oder eines territorii ſchlechterdings Statt haͤtte? bey jenem Fall waͤ- re der Conſens der paciſcirenden Theile ſchon gnug; bey dieſem aber waͤre nicht nur die Ein- willigung des Kaͤyſers, ſondern auch des ge- ſamten O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/237
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/237>, abgerufen am 20.05.2024.