Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



bracht worden. Die übrigen Rechte, die un-
ter den Pupillen und Unterthanen oder andern
vorkommen, und von dem Vormund im Nah-
men des Pupillen exerciret werden, dependi-
ren von den Gesetzen der Natur, als wenn dem
Printzen in einem Testament, darbey man
nicht die Solennitäten beobachtet, etwas ver-
macht worden, oder es gewisse Allianzen oder
Krieges-Ankündigungen betrifft, und in Sum-
ma bey einem iedweden Recht des Pupillen,
als dem würcklich das Recht der Majestät und
der Landesherrlichen Macht zustehet, ob es
schon von einem andern administriret wird.
Der Pupille und in seinem Nahmen der Vor-
mund bedienen sich des Völcker-Rechts und
werden hierdurch obligiret.

§. 8. Bißher haben wir gesehen, wem
dem natürlichen Recht nach die Vormund-
schafft zukomme, und worinnen dieselbige wohl
bestehe. Nun wollen wir uns doch ein wenig
darum bekümmern, auf was vor Art sie ihre
Endschafft erreicht. Dieses ist aber um de-
sto schwerer zu bestimmen, weil die Meinungen
der Völcker und die deshalben von ihnen her-
ausgegebenen Verordnungen so gar discre-
pant
sind. Einige schliessen die Jahre der
Minderjährigkeit biß in das dreyzehende
Jahr ein, andere extendiren es gar biß auf die

Ver-
P



bracht worden. Die uͤbrigen Rechte, die un-
ter den Pupillen und Unterthanen oder andern
vorkommen, und von dem Vormund im Nah-
men des Pupillen exerciret werden, dependi-
ren von den Geſetzen der Natur, als wenn dem
Printzen in einem Teſtament, darbey man
nicht die Solennitaͤten beobachtet, etwas ver-
macht worden, oder es gewiſſe Allianzen oder
Krieges-Ankuͤndigungen betrifft, und in Sum-
ma bey einem iedweden Recht des Pupillen,
als dem wuͤrcklich das Recht der Majeſtaͤt und
der Landesherrlichen Macht zuſtehet, ob es
ſchon von einem andern adminiſtriret wird.
Der Pupille und in ſeinem Nahmen der Vor-
mund bedienen ſich des Voͤlcker-Rechts und
werden hierdurch obligiret.

§. 8. Bißher haben wir geſehen, wem
dem natuͤrlichen Recht nach die Vormund-
ſchafft zukomme, und worinnen dieſelbige wohl
beſtehe. Nun wollen wir uns doch ein wenig
darum bekuͤmmern, auf was vor Art ſie ihre
Endſchafft erreicht. Dieſes iſt aber um de-
ſto ſchwerer zu beſtimmen, weil die Meinungen
der Voͤlcker und die deshalben von ihnen her-
ausgegebenen Verordnungen ſo gar diſcre-
pant
ſind. Einige ſchlieſſen die Jahre der
Minderjaͤhrigkeit biß in das dreyzehende
Jahr ein, andere extendiren es gar biß auf die

Ver-
P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0245" n="225"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> bracht worden. Die u&#x0364;brigen Rechte, die un-<lb/>
ter den <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en und Unterthanen oder andern<lb/>
vorkommen, und von dem Vormund im Nah-<lb/>
men des <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en <hi rendition="#aq">exerci</hi>ret werden, <hi rendition="#aq">dependi-</hi><lb/>
ren von den Ge&#x017F;etzen der Natur, als wenn dem<lb/>
Printzen in einem Te&#x017F;tament, darbey man<lb/>
nicht die <hi rendition="#aq">Solennit</hi>a&#x0364;ten beobachtet, etwas ver-<lb/>
macht worden, oder es gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Allianz</hi>en oder<lb/>
Krieges-Anku&#x0364;ndigungen betrifft, und in Sum-<lb/>
ma bey einem iedweden Recht des <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en,<lb/>
als dem wu&#x0364;rcklich das Recht der Maje&#x017F;ta&#x0364;t und<lb/>
der Landesherrlichen Macht zu&#x017F;tehet, ob es<lb/>
&#x017F;chon von einem andern <hi rendition="#aq">admini&#x017F;tri</hi>ret wird.<lb/>
Der <hi rendition="#aq">Pupille</hi> und in &#x017F;einem Nahmen der Vor-<lb/>
mund bedienen &#x017F;ich des Vo&#x0364;lcker-Rechts und<lb/>
werden hierdurch <hi rendition="#aq">obligi</hi>ret.</p><lb/>
        <p>§. 8. Bißher haben wir ge&#x017F;ehen, wem<lb/>
dem natu&#x0364;rlichen Recht nach die Vormund-<lb/>
&#x017F;chafft zukomme, und worinnen die&#x017F;elbige wohl<lb/>
be&#x017F;tehe. Nun wollen wir uns doch ein wenig<lb/>
darum beku&#x0364;mmern, auf was vor Art &#x017F;ie ihre<lb/>
End&#x017F;chafft erreicht. Die&#x017F;es i&#x017F;t aber um de-<lb/>
&#x017F;to &#x017F;chwerer zu be&#x017F;timmen, weil die Meinungen<lb/>
der Vo&#x0364;lcker und die deshalben von ihnen her-<lb/>
ausgegebenen Verordnungen &#x017F;o gar <hi rendition="#aq">di&#x017F;cre-<lb/>
pant</hi> &#x017F;ind. Einige &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en die Jahre der<lb/>
Minderja&#x0364;hrigkeit biß in das dreyzehende<lb/>
Jahr ein, andere <hi rendition="#aq">extendir</hi>en es gar biß auf die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0245] bracht worden. Die uͤbrigen Rechte, die un- ter den Pupillen und Unterthanen oder andern vorkommen, und von dem Vormund im Nah- men des Pupillen exerciret werden, dependi- ren von den Geſetzen der Natur, als wenn dem Printzen in einem Teſtament, darbey man nicht die Solennitaͤten beobachtet, etwas ver- macht worden, oder es gewiſſe Allianzen oder Krieges-Ankuͤndigungen betrifft, und in Sum- ma bey einem iedweden Recht des Pupillen, als dem wuͤrcklich das Recht der Majeſtaͤt und der Landesherrlichen Macht zuſtehet, ob es ſchon von einem andern adminiſtriret wird. Der Pupille und in ſeinem Nahmen der Vor- mund bedienen ſich des Voͤlcker-Rechts und werden hierdurch obligiret. §. 8. Bißher haben wir geſehen, wem dem natuͤrlichen Recht nach die Vormund- ſchafft zukomme, und worinnen dieſelbige wohl beſtehe. Nun wollen wir uns doch ein wenig darum bekuͤmmern, auf was vor Art ſie ihre Endſchafft erreicht. Dieſes iſt aber um de- ſto ſchwerer zu beſtimmen, weil die Meinungen der Voͤlcker und die deshalben von ihnen her- ausgegebenen Verordnungen ſo gar diſcre- pant ſind. Einige ſchlieſſen die Jahre der Minderjaͤhrigkeit biß in das dreyzehende Jahr ein, andere extendiren es gar biß auf die Ver- P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/245
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/245>, abgerufen am 20.05.2024.