Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



gen, oder von der Obrigkeit bestimmet wird.
Viele stehen auch in den Gedancken, daß die
Fürstliche Tutel eben auf die Art geendiget
würde, als die Vormundschafften bey Privat-
Personen. v. Rhet. Inst. Jur. Publ. Lib. I.
tit.
23.

§. 12. Ob nun gleich diejenigen, so den
Römischen Rechten sonderlich ergeben, die
Fürstlichen Vormünder mit denen andern in
eine Classe setzen, und bey beyden Tutelen eine
sehr grosse Gleichheit finden wollen, so ist doch
gewiß, daß sie von dem andern gar sehr unter-
schieden seyn, und von ihnen abweichen, theils
in Ansehung gewisser Observanzen und des-
halb errichteten Familien Pacten, theils auch
wegen der Natur und Beschaffenheit der Für-
stenthümer selbst, sonderlich auch, was die Per-
sonen der Vormünder anbetrifft. Denn da dem
gemeinen bürgerlichen Rechten nach in der in
den Gesetzen eingeführten Vormundschafft die
Agnaten und Cognaten ohne Unterscheid zu-
sammen kommen. v. Nov. 118. c. 4. eben
als wie bey der Succession, so verhält sich bey-
des bey den Fürstenthümern anders. Denn
da die Weibes-Personen von Natur davon
ausgeschlossen worden, so sind auch die durch
Weibes-Bilder verwandte Personen von der
Vormundschafft excludirt. Denn sie grün-

det
P 3



gen, oder von der Obrigkeit beſtimmet wird.
Viele ſtehen auch in den Gedancken, daß die
Fuͤrſtliche Tutel eben auf die Art geendiget
wuͤrde, als die Vormundſchafften bey Privat-
Perſonen. v. Rhet. Inſt. Jur. Publ. Lib. I.
tit.
23.

§. 12. Ob nun gleich diejenigen, ſo den
Roͤmiſchen Rechten ſonderlich ergeben, die
Fuͤrſtlichen Vormuͤnder mit denen andern in
eine Claſſe ſetzen, und bey beyden Tutelen eine
ſehr groſſe Gleichheit finden wollen, ſo iſt doch
gewiß, daß ſie von dem andern gar ſehr unter-
ſchieden ſeyn, und von ihnen abweichen, theils
in Anſehung gewiſſer Obſervanzen und des-
halb errichteten Familien Pacten, theils auch
wegen der Natur und Beſchaffenheit der Fuͤr-
ſtenthuͤmer ſelbſt, ſonderlich auch, was die Per-
ſonen der Vormuͤnder anbetrifft. Denn da dem
gemeinen buͤrgerlichen Rechten nach in der in
den Geſetzen eingefuͤhrten Vormundſchafft die
Agnaten und Cognaten ohne Unterſcheid zu-
ſammen kommen. v. Nov. 118. c. 4. eben
als wie bey der Succesſion, ſo verhaͤlt ſich bey-
des bey den Fuͤrſtenthuͤmern anders. Denn
da die Weibes-Perſonen von Natur davon
ausgeſchloſſen worden, ſo ſind auch die durch
Weibes-Bilder verwandte Perſonen von der
Vormundſchafft excludirt. Denn ſie gruͤn-

det
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0249" n="229"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gen, oder von der Obrigkeit be&#x017F;timmet wird.<lb/>
Viele &#x017F;tehen auch in den Gedancken, daß die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">Tutel</hi> eben auf die Art geendiget<lb/>
wu&#x0364;rde, als die Vormund&#x017F;chafften bey Privat-<lb/>
Per&#x017F;onen. <hi rendition="#aq">v. Rhet. In&#x017F;t. Jur. Publ. Lib. I.<lb/>
tit.</hi> 23.</p><lb/>
        <p>§. 12. Ob nun gleich diejenigen, &#x017F;o den<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechten &#x017F;onderlich ergeben, die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Vormu&#x0364;nder mit denen andern in<lb/>
eine Cla&#x017F;&#x017F;e &#x017F;etzen, und bey beyden <hi rendition="#aq">Tutel</hi>en eine<lb/>
&#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Gleichheit finden wollen, &#x017F;o i&#x017F;t doch<lb/>
gewiß, daß &#x017F;ie von dem andern gar &#x017F;ehr unter-<lb/>
&#x017F;chieden &#x017F;eyn, und von ihnen abweichen, theils<lb/>
in An&#x017F;ehung gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi>en und des-<lb/>
halb errichteten Familien <hi rendition="#aq">Pact</hi>en, theils auch<lb/>
wegen der Natur und Be&#x017F;chaffenheit der Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tenthu&#x0364;mer &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;onderlich auch, was die Per-<lb/>
&#x017F;onen der Vormu&#x0364;nder anbetrifft. Denn da dem<lb/>
gemeinen bu&#x0364;rgerlichen Rechten nach in der in<lb/>
den Ge&#x017F;etzen eingefu&#x0364;hrten Vormund&#x017F;chafft die<lb/><hi rendition="#aq">Agnat</hi>en und <hi rendition="#aq">Cognat</hi>en ohne Unter&#x017F;cheid zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen. <hi rendition="#aq">v. Nov. 118. c.</hi> 4. eben<lb/>
als wie bey der <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;ion,</hi> &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ich bey-<lb/>
des bey den Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mern anders. Denn<lb/>
da die Weibes-Per&#x017F;onen von Natur davon<lb/>
ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden, &#x017F;o &#x017F;ind auch die durch<lb/>
Weibes-Bilder verwandte Per&#x017F;onen von der<lb/>
Vormund&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">excludi</hi>rt. Denn &#x017F;ie gru&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">det</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0249] gen, oder von der Obrigkeit beſtimmet wird. Viele ſtehen auch in den Gedancken, daß die Fuͤrſtliche Tutel eben auf die Art geendiget wuͤrde, als die Vormundſchafften bey Privat- Perſonen. v. Rhet. Inſt. Jur. Publ. Lib. I. tit. 23. §. 12. Ob nun gleich diejenigen, ſo den Roͤmiſchen Rechten ſonderlich ergeben, die Fuͤrſtlichen Vormuͤnder mit denen andern in eine Claſſe ſetzen, und bey beyden Tutelen eine ſehr groſſe Gleichheit finden wollen, ſo iſt doch gewiß, daß ſie von dem andern gar ſehr unter- ſchieden ſeyn, und von ihnen abweichen, theils in Anſehung gewiſſer Obſervanzen und des- halb errichteten Familien Pacten, theils auch wegen der Natur und Beſchaffenheit der Fuͤr- ſtenthuͤmer ſelbſt, ſonderlich auch, was die Per- ſonen der Vormuͤnder anbetrifft. Denn da dem gemeinen buͤrgerlichen Rechten nach in der in den Geſetzen eingefuͤhrten Vormundſchafft die Agnaten und Cognaten ohne Unterſcheid zu- ſammen kommen. v. Nov. 118. c. 4. eben als wie bey der Succesſion, ſo verhaͤlt ſich bey- des bey den Fuͤrſtenthuͤmern anders. Denn da die Weibes-Perſonen von Natur davon ausgeſchloſſen worden, ſo ſind auch die durch Weibes-Bilder verwandte Perſonen von der Vormundſchafft excludirt. Denn ſie gruͤn- det P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/249
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/249>, abgerufen am 20.05.2024.