Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



deutlich und ausführlich tractiren können;
Theils ist es auch nicht so ordentlich bey so vie-
len Materien unter einander, als wenn sie einen
Glaubens Articul nach dem andern recht erklä-
ren. Vielleicht wäre es nicht unrecht, wenn
ein Jahr nach dem andern in den ordentlichen
früh Predigten die Evangelia und gewisse Texte
und Sprüche, darinnen die Glaubens Articul
der Christlichen Religion den Zuhörern erklä-
ret und vorgetragen würden, ingleichen Nach-
mittags die Episteln und die vornehmsten Texte
der Theologiae moralis oder der Lebens-Lehre.
Doch dieses alles will ich dem Urtheil derjeni-
gen, so in solchen Sachen geübter sind denn ich,
überlassen.

§. 54. Es haben bißweilen manche Kir-
chen, zumahl in grossen Städten, sehr grosse
Capitalien, die nicht allezeit so angeleget wer-
den, als sie wohl solten, und könten die Landes-
Fürsten mit gutem Gewissen einige Summen
davon zu Verpflegung der Armen anwenden,
iedoch ist billig, daß ihnen so viel Capitalien
übrig gelassen werden, als zu derselben Wie-
deraufbauung vonnöthen seyn möchte, wenn
sie etwan durch Feuer oder auf andere Art in
Unglück gesetzt werden solten. Jngleichen ist
auch von den Landes-Obrigkeiten bestmöglichst
Sorge zu tragen, daß sich diejenig[verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen] denen

die
U 4



deutlich und ausfuͤhrlich tractiren koͤnnen;
Theils iſt es auch nicht ſo ordentlich bey ſo vie-
len Materien unter einander, als wenn ſie einen
Glaubens Articul nach dem andern recht erklaͤ-
ren. Vielleicht waͤre es nicht unrecht, wenn
ein Jahr nach dem andern in den ordentlichen
fruͤh Predigten die Evangelia und gewiſſe Texte
und Spruͤche, darinnen die Glaubens Articul
der Chriſtlichen Religion den Zuhoͤrern erklaͤ-
ret und vorgetragen wuͤrden, ingleichen Nach-
mittags die Epiſteln und die vornehmſten Texte
der Theologiæ moralis oder der Lebens-Lehre.
Doch dieſes alles will ich dem Urtheil derjeni-
gen, ſo in ſolchen Sachen geuͤbter ſind denn ich,
uͤberlaſſen.

§. 54. Es haben bißweilen manche Kir-
chen, zumahl in groſſen Staͤdten, ſehr groſſe
Capitalien, die nicht allezeit ſo angeleget wer-
den, als ſie wohl ſolten, und koͤnten die Landes-
Fuͤrſten mit gutem Gewiſſen einige Summen
davon zu Verpflegung der Armen anwenden,
iedoch iſt billig, daß ihnen ſo viel Capitalien
uͤbrig gelaſſen werden, als zu derſelben Wie-
deraufbauung vonnoͤthen ſeyn moͤchte, wenn
ſie etwan durch Feuer oder auf andere Art in
Ungluͤck geſetzt werden ſolten. Jngleichen iſt
auch von den Landes-Obrigkeiten beſtmoͤglichſt
Sorge zu tragen, daß ſich diejenig[verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen] denen

die
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0331" n="311"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> deutlich und ausfu&#x0364;hrlich <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren ko&#x0364;nnen;<lb/>
Theils i&#x017F;t es auch nicht &#x017F;o ordentlich bey &#x017F;o vie-<lb/>
len <hi rendition="#aq">Materi</hi>en unter einander, als wenn &#x017F;ie einen<lb/>
Glaubens <hi rendition="#aq">Articul</hi> nach dem andern recht erkla&#x0364;-<lb/>
ren. Vielleicht wa&#x0364;re es nicht unrecht, wenn<lb/>
ein Jahr nach dem andern in den ordentlichen<lb/>
fru&#x0364;h Predigten die Evangelia und gewi&#x017F;&#x017F;e Texte<lb/>
und Spru&#x0364;che, darinnen die Glaubens <hi rendition="#aq">Articul</hi><lb/>
der Chri&#x017F;tlichen Religion den Zuho&#x0364;rern erkla&#x0364;-<lb/>
ret und vorgetragen wu&#x0364;rden, ingleichen Nach-<lb/>
mittags die Epi&#x017F;teln und die vornehm&#x017F;ten Texte<lb/>
der <hi rendition="#aq">Theologiæ moralis</hi> oder der Lebens-Lehre.<lb/>
Doch die&#x017F;es alles will ich dem Urtheil derjeni-<lb/>
gen, &#x017F;o in &#x017F;olchen Sachen geu&#x0364;bter &#x017F;ind denn ich,<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 54. Es haben bißweilen manche Kir-<lb/>
chen, zumahl in gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten, &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Capitali</hi>en, die nicht allezeit &#x017F;o angeleget wer-<lb/>
den, als &#x017F;ie wohl &#x017F;olten, und ko&#x0364;nten die Landes-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en einige Summen<lb/>
davon zu Verpflegung der Armen anwenden,<lb/>
iedoch i&#x017F;t billig, daß ihnen &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">Capitali</hi>en<lb/>
u&#x0364;brig gela&#x017F;&#x017F;en werden, als zu der&#x017F;elben Wie-<lb/>
deraufbauung vonno&#x0364;then &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, wenn<lb/>
&#x017F;ie etwan durch Feuer oder auf andere Art in<lb/>
Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;etzt werden &#x017F;olten. Jngleichen i&#x017F;t<lb/>
auch von den Landes-Obrigkeiten be&#x017F;tmo&#x0364;glich&#x017F;t<lb/>
Sorge zu tragen, daß &#x017F;ich diejenig<gap reason="lost" unit="chars" quantity="2"/> denen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0331] deutlich und ausfuͤhrlich tractiren koͤnnen; Theils iſt es auch nicht ſo ordentlich bey ſo vie- len Materien unter einander, als wenn ſie einen Glaubens Articul nach dem andern recht erklaͤ- ren. Vielleicht waͤre es nicht unrecht, wenn ein Jahr nach dem andern in den ordentlichen fruͤh Predigten die Evangelia und gewiſſe Texte und Spruͤche, darinnen die Glaubens Articul der Chriſtlichen Religion den Zuhoͤrern erklaͤ- ret und vorgetragen wuͤrden, ingleichen Nach- mittags die Epiſteln und die vornehmſten Texte der Theologiæ moralis oder der Lebens-Lehre. Doch dieſes alles will ich dem Urtheil derjeni- gen, ſo in ſolchen Sachen geuͤbter ſind denn ich, uͤberlaſſen. §. 54. Es haben bißweilen manche Kir- chen, zumahl in groſſen Staͤdten, ſehr groſſe Capitalien, die nicht allezeit ſo angeleget wer- den, als ſie wohl ſolten, und koͤnten die Landes- Fuͤrſten mit gutem Gewiſſen einige Summen davon zu Verpflegung der Armen anwenden, iedoch iſt billig, daß ihnen ſo viel Capitalien uͤbrig gelaſſen werden, als zu derſelben Wie- deraufbauung vonnoͤthen ſeyn moͤchte, wenn ſie etwan durch Feuer oder auf andere Art in Ungluͤck geſetzt werden ſolten. Jngleichen iſt auch von den Landes-Obrigkeiten beſtmoͤglichſt Sorge zu tragen, daß ſich diejenig__ denen die U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/331
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/331>, abgerufen am 03.06.2024.