Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
Sie wurde im Jahre 1696 von dem Metropoliten Sam- N002
son auf eigene Kosten erbaut 1), und ist, wie die meisten N003
russischen Kirchen ein viereckiges Gebäude, welches N004
5 mit Kreuzen versehene Kuppeln trägt, in der Mitte N005
eine grosse, und vier kleinere zu den Seiten; die Aus- N006
führung ist aber doch in einem grösseren Massstabe, als N007
gewöhnlich bei den Kirchen in Russland 2). Im Innern N008
ist sie reich, doch nicht geschmackvoll verziert, und N009
wegen der starken Mauern und der mächtigen Pfeiler, N010
welche die Hauptkuppel tragen, bei den verhältniss- N011
mässig kleinen Fenstern in der Höhe, finster. Sie N012
besitzt viele Kostbarkeiten, wie unter anderen ein sehr N013
reich vergoldetes Marienbild, ein 98 Pfund schweres N014
silbernes Taufbecken, und viele mit Gold gestickte und N015
mit Perlen besetzte, zum Theil sehr altertümliche N016
Messgewänder und Erzbischofsmützen, welche letztere N017
in einem grossen Schranke aufbewahrt werden, der sich N018
in einem Gewölbe über der Sakristei befindet. Hier sieht N019
man auch die Oelbilder des jetzigen Erzbischofs, des N020
schon oben erwähnten Griechen Warwazi und des rus- N021
sischen Kaufmanns Saposchnikoff, welche letztere N022
sich durch ansehnliche Geschenke Verdienste um die N023
Kirche erworben haben. Dem ersteren verdankt man N024
namentlich die Erbauung eines grossen steinernen N025
Glockenthurms neben der Kathedrale. Ausser dieser N026
befinden sich in Astrachan noch 19 griechische, sowie N027
auch 4 armenische Kirchen, welche letztere unter ei- N028
nem eigenen Bischof stehen, da die Armenier sowohl N029
in den Glaubensartikeln als auch in dem Ritus von N030
den griechischen Katholiken abweichen. Der tatari- N031
schen Medscheds giebt es 16, die meistentheils von N032
Holz, seltener von Stein erbaut sind.

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Vergl. Gmelin Reise durch Russland Th. II S. 93. N002
2) Die äusseren Stufen, die zur Kirche führen, bestehen aus N003
Platten von Kalkstein, welcher Echinitenstacheln enthält; wir ha- N004
ben aber nicht in Erfahrung bringen können, wo derselbe mochte N005
gebrochen sein.

N001
Sie wurde im Jahre 1696 von dem Metropoliten Sam- N002
son auf eigene Kosten erbaut 1), und ist, wie die meisten N003
russischen Kirchen ein viereckiges Gebäude, welches N004
5 mit Kreuzen versehene Kuppeln trägt, in der Mitte N005
eine grosse, und vier kleinere zu den Seiten; die Aus- N006
führung ist aber doch in einem grösseren Massstabe, als N007
gewöhnlich bei den Kirchen in Russland 2). Im Innern N008
ist sie reich, doch nicht geschmackvoll verziert, und N009
wegen der starken Mauern und der mächtigen Pfeiler, N010
welche die Hauptkuppel tragen, bei den verhältniss- N011
mässig kleinen Fenstern in der Höhe, finster. Sie N012
besitzt viele Kostbarkeiten, wie unter anderen ein sehr N013
reich vergoldetes Marienbild, ein 98 Pfund schweres N014
silbernes Taufbecken, und viele mit Gold gestickte und N015
mit Perlen besetzte, zum Theil sehr altertümliche N016
Messgewänder und Erzbischofsmützen, welche letztere N017
in einem grossen Schranke aufbewahrt werden, der sich N018
in einem Gewölbe über der Sakristei befindet. Hier sieht N019
man auch die Oelbilder des jetzigen Erzbischofs, des N020
schon oben erwähnten Griechen Warwazi und des rus- N021
sischen Kaufmanns Saposchnikoff, welche letztere N022
sich durch ansehnliche Geschenke Verdienste um die N023
Kirche erworben haben. Dem ersteren verdankt man N024
namentlich die Erbauung eines grossen steinernen N025
Glockenthurms neben der Kathedrale. Ausser dieser N026
befinden sich in Astrachan noch 19 griechische, sowie N027
auch 4 armenische Kirchen, welche letztere unter ei- N028
nem eigenen Bischof stehen, da die Armenier sowohl N029
in den Glaubensartikeln als auch in dem Ritus von N030
den griechischen Katholiken abweichen. Der tatari- N031
schen Medscheds giebt es 16, die meistentheils von N032
Holz, seltener von Stein erbaut sind.

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Vergl. Gmelin Reise durch Russland Th. II S. 93. N002
2) Die äusseren Stufen, die zur Kirche führen, bestehen aus N003
Platten von Kalkstein, welcher Echinitenstacheln enthält; wir ha- N004
ben aber nicht in Erfahrung bringen können, wo derselbe mochte N005
gebrochen sein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0317" xml:id="img_0315" n="299"/>
        <p><lb n="N001"/>
Sie wurde im Jahre 1696 von dem Metropoliten Sam-             <lb n="N002"/>
son auf eigene Kosten erbaut 1), und ist, wie die meisten <lb n="N003"/>
russischen Kirchen ein viereckiges Gebäude, welches             <lb n="N004"/>
5 mit Kreuzen versehene Kuppeln trägt, in der Mitte             <lb n="N005"/>
eine grosse, und vier kleinere zu den Seiten; die Aus-             <lb n="N006"/>
führung ist aber doch in einem grösseren Massstabe, als             <lb n="N007"/>
gewöhnlich bei den Kirchen in Russland 2). Im Innern <lb n="N008"/>
ist sie reich, doch nicht geschmackvoll verziert, und             <lb n="N009"/>
wegen der starken Mauern und der mächtigen Pfeiler,             <lb n="N010"/>
welche die Hauptkuppel tragen, bei den verhältniss-             <lb n="N011"/>
mässig kleinen Fenstern in der Höhe, finster. Sie             <lb n="N012"/>
besitzt viele Kostbarkeiten, wie unter anderen ein sehr             <lb n="N013"/>
reich vergoldetes Marienbild, ein 98 Pfund schweres             <lb n="N014"/>
silbernes Taufbecken, und viele mit Gold gestickte und             <lb n="N015"/>
mit Perlen besetzte, zum Theil sehr altertümliche             <lb n="N016"/>
Messgewänder und Erzbischofsmützen, welche letztere             <lb n="N017"/>
in einem grossen Schranke aufbewahrt werden, der sich             <lb n="N018"/>
in einem Gewölbe über der Sakristei befindet. Hier sieht             <lb n="N019"/>
man auch die Oelbilder des jetzigen Erzbischofs, des             <lb n="N020"/>
schon oben erwähnten Griechen Warwazi und des rus-             <lb n="N021"/>
sischen Kaufmanns Saposchnikoff, welche letztere             <lb n="N022"/>
sich durch ansehnliche Geschenke Verdienste um die             <lb n="N023"/>
Kirche erworben haben. Dem ersteren verdankt man             <lb n="N024"/>
namentlich die Erbauung eines grossen steinernen             <lb n="N025"/>
Glockenthurms neben der Kathedrale. Ausser dieser             <lb n="N026"/>
befinden sich in Astrachan noch 19 griechische, sowie             <lb n="N027"/>
auch 4 armenische Kirchen, welche letztere unter ei-             <lb n="N028"/>
nem eigenen Bischof stehen, da die Armenier sowohl             <lb n="N029"/>
in den Glaubensartikeln als auch in dem Ritus von             <lb n="N030"/>
den griechischen Katholiken abweichen. Der tatari- <lb n="N031"/>
schen Medscheds giebt es 16, die meistentheils von <lb n="N032"/>
Holz, seltener von Stein erbaut sind.</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Vergl. Gmelin Reise durch Russland Th. II S. 93. <lb n="N002"/>
2) Die äusseren Stufen, die zur Kirche führen, bestehen aus <lb n="N003"/>
Platten von Kalkstein, welcher Echinitenstacheln enthält; wir ha-             <lb n="N004"/>
ben aber nicht in Erfahrung bringen können, wo derselbe mochte             <lb n="N005"/>
gebrochen sein.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0317] N001 Sie wurde im Jahre 1696 von dem Metropoliten Sam- N002 son auf eigene Kosten erbaut 1), und ist, wie die meisten N003 russischen Kirchen ein viereckiges Gebäude, welches N004 5 mit Kreuzen versehene Kuppeln trägt, in der Mitte N005 eine grosse, und vier kleinere zu den Seiten; die Aus- N006 führung ist aber doch in einem grösseren Massstabe, als N007 gewöhnlich bei den Kirchen in Russland 2). Im Innern N008 ist sie reich, doch nicht geschmackvoll verziert, und N009 wegen der starken Mauern und der mächtigen Pfeiler, N010 welche die Hauptkuppel tragen, bei den verhältniss- N011 mässig kleinen Fenstern in der Höhe, finster. Sie N012 besitzt viele Kostbarkeiten, wie unter anderen ein sehr N013 reich vergoldetes Marienbild, ein 98 Pfund schweres N014 silbernes Taufbecken, und viele mit Gold gestickte und N015 mit Perlen besetzte, zum Theil sehr altertümliche N016 Messgewänder und Erzbischofsmützen, welche letztere N017 in einem grossen Schranke aufbewahrt werden, der sich N018 in einem Gewölbe über der Sakristei befindet. Hier sieht N019 man auch die Oelbilder des jetzigen Erzbischofs, des N020 schon oben erwähnten Griechen Warwazi und des rus- N021 sischen Kaufmanns Saposchnikoff, welche letztere N022 sich durch ansehnliche Geschenke Verdienste um die N023 Kirche erworben haben. Dem ersteren verdankt man N024 namentlich die Erbauung eines grossen steinernen N025 Glockenthurms neben der Kathedrale. Ausser dieser N026 befinden sich in Astrachan noch 19 griechische, sowie N027 auch 4 armenische Kirchen, welche letztere unter ei- N028 nem eigenen Bischof stehen, da die Armenier sowohl N029 in den Glaubensartikeln als auch in dem Ritus von N030 den griechischen Katholiken abweichen. Der tatari- N031 schen Medscheds giebt es 16, die meistentheils von N032 Holz, seltener von Stein erbaut sind. [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Vergl. Gmelin Reise durch Russland Th. II S. 93. N002 2) Die äusseren Stufen, die zur Kirche führen, bestehen aus N003 Platten von Kalkstein, welcher Echinitenstacheln enthält; wir ha- N004 ben aber nicht in Erfahrung bringen können, wo derselbe mochte N005 gebrochen sein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/317
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/317>, abgerufen am 20.05.2024.