Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
96.
Es wirkt Gerechtigkeit, es wirkt die Lieb' ein Band;
Wie wirken beide schön verbunden Hand in Hand!
Warum Gerechtigkeit, warum trägt Liebe Binden
Ums Aug'? um für der Welt Ungleichheit zu erblinden.
Was die Gerechtigkeit hält äußerlich im Bund,
Hält nur, weil innerlich die Liebe legt den Grund.
Zwar was Gerechtigkeit verbindet, ist verbindlich,
Doch nur Verbindlichkeit der Lieb' unüberwindlich.
Wenn nicht Gerechtigkeit mit Liebe sich verbände,
Wer wäre so gerecht, der im Gericht bestände?
Nur wo Gerechtigkeit und Liebe sind verbündet,
Ist Menschenschuld gesühnt, und ird'scher Sinn entsündet.

96.
Es wirkt Gerechtigkeit, es wirkt die Lieb' ein Band;
Wie wirken beide ſchoͤn verbunden Hand in Hand!
Warum Gerechtigkeit, warum traͤgt Liebe Binden
Ums Aug'? um fuͤr der Welt Ungleichheit zu erblinden.
Was die Gerechtigkeit haͤlt aͤußerlich im Bund,
Haͤlt nur, weil innerlich die Liebe legt den Grund.
Zwar was Gerechtigkeit verbindet, iſt verbindlich,
Doch nur Verbindlichkeit der Lieb' unuͤberwindlich.
Wenn nicht Gerechtigkeit mit Liebe ſich verbaͤnde,
Wer waͤre ſo gerecht, der im Gericht beſtaͤnde?
Nur wo Gerechtigkeit und Liebe ſind verbuͤndet,
Iſt Menſchenſchuld geſuͤhnt, und ird'ſcher Sinn entſuͤndet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0202" n="192"/>
        <div n="2">
          <head>96.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Es wirkt Gerechtigkeit, es wirkt die Lieb' ein Band;</l><lb/>
              <l>Wie wirken beide &#x017F;cho&#x0364;n verbunden Hand in Hand!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Warum Gerechtigkeit, warum tra&#x0364;gt Liebe Binden</l><lb/>
              <l>Ums Aug'? um fu&#x0364;r der Welt Ungleichheit zu erblinden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Was die Gerechtigkeit ha&#x0364;lt a&#x0364;ußerlich im Bund,</l><lb/>
              <l>Ha&#x0364;lt nur, weil innerlich die Liebe legt den Grund.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Zwar was Gerechtigkeit verbindet, i&#x017F;t verbindlich,</l><lb/>
              <l>Doch nur Verbindlichkeit der Lieb' unu&#x0364;berwindlich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wenn nicht Gerechtigkeit mit Liebe &#x017F;ich verba&#x0364;nde,</l><lb/>
              <l>Wer wa&#x0364;re &#x017F;o gerecht, der im Gericht be&#x017F;ta&#x0364;nde?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Nur wo Gerechtigkeit und Liebe &#x017F;ind verbu&#x0364;ndet,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t Men&#x017F;chen&#x017F;chuld ge&#x017F;u&#x0364;hnt, und ird'&#x017F;cher Sinn ent&#x017F;u&#x0364;ndet.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0202] 96. Es wirkt Gerechtigkeit, es wirkt die Lieb' ein Band; Wie wirken beide ſchoͤn verbunden Hand in Hand! Warum Gerechtigkeit, warum traͤgt Liebe Binden Ums Aug'? um fuͤr der Welt Ungleichheit zu erblinden. Was die Gerechtigkeit haͤlt aͤußerlich im Bund, Haͤlt nur, weil innerlich die Liebe legt den Grund. Zwar was Gerechtigkeit verbindet, iſt verbindlich, Doch nur Verbindlichkeit der Lieb' unuͤberwindlich. Wenn nicht Gerechtigkeit mit Liebe ſich verbaͤnde, Wer waͤre ſo gerecht, der im Gericht beſtaͤnde? Nur wo Gerechtigkeit und Liebe ſind verbuͤndet, Iſt Menſchenſchuld geſuͤhnt, und ird'ſcher Sinn entſuͤndet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/202
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/202>, abgerufen am 01.11.2024.