Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.153. Geliebt zu seyn, mein Sohn, ohn' auch zugleich geachtet, Nach diesem hab' ich nie getrachtet noch geschmachtet, Wie's manche Leute dieser Zeit, nicht Männer, giebt, Die nicht geachtet nicht geliebt sind, doch beliebt. 154. Weil' an den Gräbern nur, und pflanze Rosenhecken! So denkst du an den Tod, und er wird dich nicht schrecken. -- Wenn dir ein lieber Freund hinweg gestorben ist, Denk: eine Tagereis' ist dieses Lebens Frist. Nun, dein Gefährte gieng ein Streckchen nur voraus, Und um so früher ist er angelangt zu Haus. Was klagest du, daß ihn die Herberg' aufgenommen? Geh nur des Wegs getrost! Bald bist du nachgekommen. 153. Geliebt zu ſeyn, mein Sohn, ohn' auch zugleich geachtet, Nach dieſem hab' ich nie getrachtet noch geſchmachtet, Wie's manche Leute dieſer Zeit, nicht Maͤnner, giebt, Die nicht geachtet nicht geliebt ſind, doch beliebt. 154. Weil' an den Graͤbern nur, und pflanze Roſenhecken! So denkſt du an den Tod, und er wird dich nicht ſchrecken. — Wenn dir ein lieber Freund hinweg geſtorben iſt, Denk: eine Tagereiſ' iſt dieſes Lebens Friſt. Nun, dein Gefaͤhrte gieng ein Streckchen nur voraus, Und um ſo fruͤher iſt er angelangt zu Haus. Was klageſt du, daß ihn die Herberg' aufgenommen? Geh nur des Wegs getroſt! Bald biſt du nachgekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0247" n="237"/> <div n="2"> <head>153.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Geliebt zu ſeyn, mein Sohn, ohn' auch zugleich geachtet,</l><lb/> <l>Nach dieſem hab' ich nie getrachtet noch geſchmachtet,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie's manche Leute dieſer Zeit, nicht Maͤnner, giebt,</l><lb/> <l>Die nicht geachtet nicht geliebt ſind, doch beliebt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>154.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Weil' an den Graͤbern nur, und pflanze Roſenhecken!</l><lb/> <l>So denkſt du an den Tod, und er wird dich nicht ſchrecken. —</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn dir ein lieber Freund hinweg geſtorben iſt,</l><lb/> <l>Denk: eine Tagereiſ' iſt dieſes Lebens Friſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nun, dein Gefaͤhrte gieng ein Streckchen nur voraus,</l><lb/> <l>Und um ſo fruͤher iſt er angelangt zu Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was klageſt du, daß ihn die Herberg' aufgenommen?</l><lb/> <l>Geh nur des Wegs getroſt! Bald biſt du nachgekommen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [237/0247]
153.
Geliebt zu ſeyn, mein Sohn, ohn' auch zugleich geachtet,
Nach dieſem hab' ich nie getrachtet noch geſchmachtet,
Wie's manche Leute dieſer Zeit, nicht Maͤnner, giebt,
Die nicht geachtet nicht geliebt ſind, doch beliebt.
154.
Weil' an den Graͤbern nur, und pflanze Roſenhecken!
So denkſt du an den Tod, und er wird dich nicht ſchrecken. —
Wenn dir ein lieber Freund hinweg geſtorben iſt,
Denk: eine Tagereiſ' iſt dieſes Lebens Friſt.
Nun, dein Gefaͤhrte gieng ein Streckchen nur voraus,
Und um ſo fruͤher iſt er angelangt zu Haus.
Was klageſt du, daß ihn die Herberg' aufgenommen?
Geh nur des Wegs getroſt! Bald biſt du nachgekommen.
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