Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.157. Unsterblichkeit ist nicht der Zukunft aufgespart, Unsterblichkeit ist im Gefühl der Gegenwart. Du wärst nicht, der du bist, in diesem Nu der Zeit, Wenn du derselbige nicht wärst in Ewigkeit. Sobald du denken willst, du wärest nicht mehr einst, So fühlst du, daß du dich insoweit selbst verneinst. Verneine nur dis Nein! dazu hast du empfahen Des Geistes Kraft allein, dich ewig zu bejahen. 158. Der Tod, der die Geburt ist in ein höhres Leben, Ist auch wie jegliche Geburt mit Weh umgeben. Alswie ein Kindlein tritt in diese Welt mit Klagen, Aus dieser so die Seel' in jene mit Verzagen. Wie schwer das Kindlein sich entwand dem Mutterschooß, So ringt die Seele sich aus diesem Leibe los. 157. Unſterblichkeit iſt nicht der Zukunft aufgeſpart, Unſterblichkeit iſt im Gefuͤhl der Gegenwart. Du waͤrſt nicht, der du biſt, in dieſem Nu der Zeit, Wenn du derſelbige nicht waͤrſt in Ewigkeit. Sobald du denken willſt, du waͤreſt nicht mehr einſt, So fuͤhlſt du, daß du dich inſoweit ſelbſt verneinſt. Verneine nur dis Nein! dazu haſt du empfahen Des Geiſtes Kraft allein, dich ewig zu bejahen. 158. Der Tod, der die Geburt iſt in ein hoͤhres Leben, Iſt auch wie jegliche Geburt mit Weh umgeben. Alswie ein Kindlein tritt in dieſe Welt mit Klagen, Aus dieſer ſo die Seel' in jene mit Verzagen. Wie ſchwer das Kindlein ſich entwand dem Mutterſchooß, So ringt die Seele ſich aus dieſem Leibe los. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0249" n="239"/> <div n="2"> <head>157.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Unſterblichkeit iſt nicht der Zukunft aufgeſpart,</l><lb/> <l>Unſterblichkeit iſt im Gefuͤhl der Gegenwart.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du waͤrſt nicht, der du biſt, in dieſem Nu der Zeit,</l><lb/> <l>Wenn du derſelbige nicht waͤrſt in Ewigkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sobald du denken willſt, du waͤreſt nicht mehr einſt,</l><lb/> <l>So fuͤhlſt du, daß du dich inſoweit ſelbſt verneinſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Verneine nur dis Nein! dazu haſt du empfahen</l><lb/> <l>Des Geiſtes Kraft allein, dich ewig zu bejahen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>158.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Tod, der die Geburt iſt in ein hoͤhres Leben,</l><lb/> <l>Iſt auch wie jegliche Geburt mit Weh umgeben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Alswie ein Kindlein tritt in dieſe Welt mit Klagen,</l><lb/> <l>Aus dieſer ſo die Seel' in jene mit Verzagen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie ſchwer das Kindlein ſich entwand dem Mutterſchooß,</l><lb/> <l>So ringt die Seele ſich aus dieſem Leibe los.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0249]
157.
Unſterblichkeit iſt nicht der Zukunft aufgeſpart,
Unſterblichkeit iſt im Gefuͤhl der Gegenwart.
Du waͤrſt nicht, der du biſt, in dieſem Nu der Zeit,
Wenn du derſelbige nicht waͤrſt in Ewigkeit.
Sobald du denken willſt, du waͤreſt nicht mehr einſt,
So fuͤhlſt du, daß du dich inſoweit ſelbſt verneinſt.
Verneine nur dis Nein! dazu haſt du empfahen
Des Geiſtes Kraft allein, dich ewig zu bejahen.
158.
Der Tod, der die Geburt iſt in ein hoͤhres Leben,
Iſt auch wie jegliche Geburt mit Weh umgeben.
Alswie ein Kindlein tritt in dieſe Welt mit Klagen,
Aus dieſer ſo die Seel' in jene mit Verzagen.
Wie ſchwer das Kindlein ſich entwand dem Mutterſchooß,
So ringt die Seele ſich aus dieſem Leibe los.
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