der griechischen Architectur schon sehr frühe in einer neuen Bauart aufgegangen, welche, nach der inneren Einrichtung des römischen Staates über alle Provinzen des Reiches sich ausbreitete. In dieser mußte die Säulenstellung bei Anlage unermeßlicher Villen, Paläste, Thermen, oder von Casernen, Gerichtshöfen, großstädtischen Wohnungen, überall den Um- ständen sich anfügen, konnte sie nur etwa noch in Tempeln und Sacellen, in Zugängen und Höfen, nach ihrer ursprünglichen Bestimmung in Anwendung kommen. Allein auch diese For- men wurden in der Folge durch neue Gebräuche verdrängt, weil deren Feyer Erweiterung der inneren Räume erforderte, also nicht in den engen Zellen und geräumigen Vorhallen der altgriechischen Tempel, sondern in den Basiliken, Sälen und überwölbten Hallen der römischen Architectur das Vorbild ihrer Ecclesien aufsuchte. Ein Hauptmoment für die sämmt- lichen Bauarten des Mittelalters wurde aber die Stellung der Bogen auf Säulen, welche erst in der späteren Zeit der römischen Architectur in Gebrauch gekommen und von antiken Gebäuden in der größten uns bekannten Ausdehnung sich am Palast des Kaisers Diocletian zu Spalatro angewandt findet.
Viele Abweichungen von den griechischen Schönheitsge- setzen, welche in den Bauwerken der Kaiserzeit auffallen und gewöhnlich ganz aus dem Verfalle des allgemeinen Geschmak- kes, oder besonderer Kunstfertigkeiten abgeleitet werden, dürf- ten demnach oftmals näher und billiger aus jener fortschrei- tenden Veränderung in den Zwecken und Aufgaben der Bau- kunst zu erklären seyn. Allein auch in der Architectur der früheren Christen entstand nicht Alles, was abweicht, aus der eben damals hereinbrechenden Verwilderung. Wohl die Un-
der griechiſchen Architectur ſchon ſehr fruͤhe in einer neuen Bauart aufgegangen, welche, nach der inneren Einrichtung des roͤmiſchen Staates uͤber alle Provinzen des Reiches ſich ausbreitete. In dieſer mußte die Saͤulenſtellung bei Anlage unermeßlicher Villen, Palaͤſte, Thermen, oder von Caſernen, Gerichtshoͤfen, großſtaͤdtiſchen Wohnungen, uͤberall den Um- ſtaͤnden ſich anfuͤgen, konnte ſie nur etwa noch in Tempeln und Sacellen, in Zugaͤngen und Hoͤfen, nach ihrer urſpruͤnglichen Beſtimmung in Anwendung kommen. Allein auch dieſe For- men wurden in der Folge durch neue Gebraͤuche verdraͤngt, weil deren Feyer Erweiterung der inneren Raͤume erforderte, alſo nicht in den engen Zellen und geraͤumigen Vorhallen der altgriechiſchen Tempel, ſondern in den Baſiliken, Saͤlen und uͤberwoͤlbten Hallen der roͤmiſchen Architectur das Vorbild ihrer Eccleſien aufſuchte. Ein Hauptmoment fuͤr die ſaͤmmt- lichen Bauarten des Mittelalters wurde aber die Stellung der Bogen auf Saͤulen, welche erſt in der ſpaͤteren Zeit der roͤmiſchen Architectur in Gebrauch gekommen und von antiken Gebaͤuden in der groͤßten uns bekannten Ausdehnung ſich am Palaſt des Kaiſers Diocletian zu Spalatro angewandt findet.
Viele Abweichungen von den griechiſchen Schoͤnheitsge- ſetzen, welche in den Bauwerken der Kaiſerzeit auffallen und gewoͤhnlich ganz aus dem Verfalle des allgemeinen Geſchmak- kes, oder beſonderer Kunſtfertigkeiten abgeleitet werden, duͤrf- ten demnach oftmals naͤher und billiger aus jener fortſchrei- tenden Veraͤnderung in den Zwecken und Aufgaben der Bau- kunſt zu erklaͤren ſeyn. Allein auch in der Architectur der fruͤheren Chriſten entſtand nicht Alles, was abweicht, aus der eben damals hereinbrechenden Verwilderung. Wohl die Un-
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der griechiſchen Architectur ſchon ſehr fruͤhe in einer neuen
Bauart aufgegangen, welche, nach der inneren Einrichtung
des roͤmiſchen Staates uͤber alle Provinzen des Reiches ſich
ausbreitete. In dieſer mußte die Saͤulenſtellung bei Anlage
unermeßlicher Villen, Palaͤſte, Thermen, oder von Caſernen,
Gerichtshoͤfen, großſtaͤdtiſchen Wohnungen, uͤberall den Um-
ſtaͤnden ſich anfuͤgen, konnte ſie nur etwa noch in Tempeln und
Sacellen, in Zugaͤngen und Hoͤfen, nach ihrer urſpruͤnglichen
Beſtimmung in Anwendung kommen. Allein auch dieſe For-
men wurden in der Folge durch neue Gebraͤuche verdraͤngt,
weil deren Feyer Erweiterung der inneren Raͤume erforderte,
alſo nicht in den engen Zellen und geraͤumigen Vorhallen der
altgriechiſchen Tempel, ſondern in den Baſiliken, Saͤlen und
uͤberwoͤlbten Hallen der roͤmiſchen Architectur das Vorbild
ihrer Eccleſien aufſuchte. Ein Hauptmoment fuͤr die ſaͤmmt-
lichen Bauarten des Mittelalters wurde aber die Stellung
der Bogen auf Saͤulen, welche erſt in der ſpaͤteren Zeit der
roͤmiſchen Architectur in Gebrauch gekommen und von antiken
Gebaͤuden in der groͤßten uns bekannten Ausdehnung ſich
am Palaſt des Kaiſers Diocletian zu Spalatro angewandt
findet.
Viele Abweichungen von den griechiſchen Schoͤnheitsge-
ſetzen, welche in den Bauwerken der Kaiſerzeit auffallen und
gewoͤhnlich ganz aus dem Verfalle des allgemeinen Geſchmak-
kes, oder beſonderer Kunſtfertigkeiten abgeleitet werden, duͤrf-
ten demnach oftmals naͤher und billiger aus jener fortſchrei-
tenden Veraͤnderung in den Zwecken und Aufgaben der Bau-
kunſt zu erklaͤren ſeyn. Allein auch in der Architectur der
fruͤheren Chriſten entſtand nicht Alles, was abweicht, aus der
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/184>, abgerufen am 15.06.2024.
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