begreifen, daß ich mich nicht ohne weiteres in fremde Verhält¬ nisse einmischen, daß ich nicht den Liebesvermittler spielen kann. Aber nach dem, was Sie mir gesagt haben, wird es mir mög¬ lich, Alexis als ernster Mahner und Warner zu nahen. Und das will ich thun."
"O, jetzt ist Alles gut!" rief sie in überquellender Freude, "jetzt bin ich gerettet! Aber noch Eins. Ich sagte vorhin, daß Alexis den Verführungskünsten meiner Schwester erlegen sei. Wenn ich gewiß wäre, daß sie ihn liebt, ihn treu, wahr und aufrichtig liebt -- vielleicht -- aber auch nur vielleicht -- wäre ich im Stande, zurückzutreten. Ich sage Ihnen jedoch: sie liebt ihn nicht!"
"Ich glaub' es", erwiederte ich.
"Es wird mir schwer, es auszusprechen -- aber so jung sie ist -- so gefallsüchtig und herzlos, so falsch und tückisch ist sie auch. Sie wird ihn unglücklich machen, wird ihn auf der gefährlichen Bahn weiter und weiter treiben --"
"Ich bin davon überzeugt. Aber wird er sich überzeugen lassen?"
"Ich hab' es versucht; doch es hat ihn noch mehr gegen mich gereizt."
"Das war unklug von Ihnen und deßhalb darf ich diesen Punkt nur mit äußerster Vorsicht berühren."
"Reden Sie, handeln Sie, wie es Ihnen gut dünkt. Ich weiß, Sie werden Alles zum Besten lenken. Und --
begreifen, daß ich mich nicht ohne weiteres in fremde Verhält¬ niſſe einmiſchen, daß ich nicht den Liebesvermittler ſpielen kann. Aber nach dem, was Sie mir geſagt haben, wird es mir mög¬ lich, Alexis als ernſter Mahner und Warner zu nahen. Und das will ich thun.“
„O, jetzt iſt Alles gut!“ rief ſie in überquellender Freude, „jetzt bin ich gerettet! Aber noch Eins. Ich ſagte vorhin, daß Alexis den Verführungskünſten meiner Schweſter erlegen ſei. Wenn ich gewiß wäre, daß ſie ihn liebt, ihn treu, wahr und aufrichtig liebt — vielleicht — aber auch nur vielleicht — wäre ich im Stande, zurückzutreten. Ich ſage Ihnen jedoch: ſie liebt ihn nicht!“
„Ich glaub' es“, erwiederte ich.
„Es wird mir ſchwer, es auszuſprechen — aber ſo jung ſie iſt — ſo gefallſüchtig und herzlos, ſo falſch und tückiſch iſt ſie auch. Sie wird ihn unglücklich machen, wird ihn auf der gefährlichen Bahn weiter und weiter treiben —“
„Ich bin davon überzeugt. Aber wird er ſich überzeugen laſſen?“
„Ich hab' es verſucht; doch es hat ihn noch mehr gegen mich gereizt.“
„Das war unklug von Ihnen und deßhalb darf ich dieſen Punkt nur mit äußerſter Vorſicht berühren.“
„Reden Sie, handeln Sie, wie es Ihnen gut dünkt. Ich weiß, Sie werden Alles zum Beſten lenken. Und —
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begreifen, daß ich mich nicht ohne weiteres in fremde Verhält¬
niſſe einmiſchen, daß ich nicht den Liebesvermittler ſpielen kann.
Aber nach dem, was Sie mir geſagt haben, wird es mir mög¬
lich, Alexis als ernſter Mahner und Warner zu nahen. Und
das will ich thun.“
„O, jetzt iſt Alles gut!“ rief ſie in überquellender Freude,
„jetzt bin ich gerettet! Aber noch Eins. Ich ſagte vorhin,
daß Alexis den Verführungskünſten meiner Schweſter erlegen
ſei. Wenn ich gewiß wäre, daß ſie ihn liebt, ihn treu, wahr
und aufrichtig liebt — vielleicht — aber auch nur vielleicht
— wäre ich im Stande, zurückzutreten. Ich ſage Ihnen jedoch:
ſie liebt ihn nicht!“
„Ich glaub' es“, erwiederte ich.
„Es wird mir ſchwer, es auszuſprechen — aber ſo jung
ſie iſt — ſo gefallſüchtig und herzlos, ſo falſch und tückiſch
iſt ſie auch. Sie wird ihn unglücklich machen, wird ihn auf
der gefährlichen Bahn weiter und weiter treiben —“
„Ich bin davon überzeugt. Aber wird er ſich überzeugen
laſſen?“
„Ich hab' es verſucht; doch es hat ihn noch mehr gegen
mich gereizt.“
„Das war unklug von Ihnen und deßhalb darf ich dieſen
Punkt nur mit äußerſter Vorſicht berühren.“
„Reden Sie, handeln Sie, wie es Ihnen gut dünkt.
Ich weiß, Sie werden Alles zum Beſten lenken. Und —
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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/242>, abgerufen am 17.06.2024.
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