(cheval dynamique) zu ersetzen; jedoch ohne Erfolg, da erstere Be- zeichnung sich durch die lange Reihe der Jahre bereits vollkommen ein- gebürgert hat. In der Abkürzung bezeichnet man die Pferdestärke meist mit H. P. (Horse Power), so daß also unter einer Dampfmaschine von 45 H. P. eine solche von 45 Pferdekräften zu verstehen ist.
Die dem Motor zugeführte Kraft kann in demselben in Folge verschiedener störender Umstände niemals voll und ganz zur Ausnützung gelangen. Es geht vielmehr stets ein Teil der Kraft durch die in dem Motor vorhandenen Reibungswiderstände, durch Abkühlung, durch Erhitzung u. s. w. verloren. Die von dem Motor abgegebene Kraft- leistung entspricht daher niemals völlig der demselben zugeführten Kraftmenge. Wir wollen dieses an einem Beispiele kurz näher erläutern. Es betrage die von einem oberschlägigen Wasserrade nach Maßgabe der in jeder Sekunde zugeführten Wassermenge sowie nach Maßgabe des Gefälles zu leistende Zahl der Pferdekräfte 32. Thatsächlich vermag jedoch das Rad diese 32 ihm theoretisch zukommenden Pferde- stärken nicht zu leisten, sondern nur 24 Pferdestärken. Die fehlenden 8 Pferdestärken werden verbraucht zur Überwindung der Reibung an den Zapfen, durch zu frühes Austreten des Wassers aus dem Rade u. s. w. Man nennt nun die auf rein theoretischem Wege festgestellte, berechnete Leistung eines Motors den Absoluteffekt, dagegen den von demselben thatsächlich geleisteten den Nutzeffekt; das Verhältniß zwischen beiden, also Nutzeffekt dividirt durch Absoluteffekt, nennt man den Wirkungs- grad des Motors; letzterer ist stets kleiner als 1. Bei obigem Beispiele beträgt der Absoluteffekt 32 Pferdestärken, der Nutzeffekt dagegen nur 24 Pferdestärken; mithin ergiebt sich ein Wirkungsgrad von 24/32=0,75. Der Absoluteffekt eines Motors kann durch Rechnung aus den Ab- messungen desselben und der Kraftmenge festgestellt werden; der Nutz- effekt wird durch besondere Apparate, Dynamometer, gemessen.
Nach diesen kurzen einleitenden Bemerkungen wenden wir uns nunmehr der Besprechung der verschiedenen Arten der Motoren zu.
a) Der Mensch und das Tier als Motor.
Der Mensch mit seiner Muskelkraft, seinem Gewichte und seiner die mannigfachsten Bewegungen gestattenden Gelenkigkeit kennzeichnet sich als der bequemste und, berücksichtigt man die Intelligenz desselben, als der vorzüglichste Motor. In der That giebt es eine große Anzahl motorischer Verrichtungen, welche durch die Muskelkraft des Menschen ausgeführt werden; wir erinnern nur an die zahlreichen Winden, Spinnvorrichtungen, Nähmaschinen, Baurammen u. s. w. welche sämmtlich durch die Hand oder die Füße von Menschen bewegt werden. Über die Leistungsfähigkeit des Menschen als Motor sind von ver- schiedenen Fachleuten höchst interessante Beobachtungen gemacht. So
Die Motoren.
(cheval dynamique) zu erſetzen; jedoch ohne Erfolg, da erſtere Be- zeichnung ſich durch die lange Reihe der Jahre bereits vollkommen ein- gebürgert hat. In der Abkürzung bezeichnet man die Pferdeſtärke meiſt mit H. P. (Horse Power), ſo daß alſo unter einer Dampfmaſchine von 45 H. P. eine ſolche von 45 Pferdekräften zu verſtehen iſt.
Die dem Motor zugeführte Kraft kann in demſelben in Folge verſchiedener ſtörender Umſtände niemals voll und ganz zur Ausnützung gelangen. Es geht vielmehr ſtets ein Teil der Kraft durch die in dem Motor vorhandenen Reibungswiderſtände, durch Abkühlung, durch Erhitzung u. ſ. w. verloren. Die von dem Motor abgegebene Kraft- leiſtung entſpricht daher niemals völlig der demſelben zugeführten Kraftmenge. Wir wollen dieſes an einem Beiſpiele kurz näher erläutern. Es betrage die von einem oberſchlägigen Waſſerrade nach Maßgabe der in jeder Sekunde zugeführten Waſſermenge ſowie nach Maßgabe des Gefälles zu leiſtende Zahl der Pferdekräfte 32. Thatſächlich vermag jedoch das Rad dieſe 32 ihm theoretiſch zukommenden Pferde- ſtärken nicht zu leiſten, ſondern nur 24 Pferdeſtärken. Die fehlenden 8 Pferdeſtärken werden verbraucht zur Überwindung der Reibung an den Zapfen, durch zu frühes Austreten des Waſſers aus dem Rade u. ſ. w. Man nennt nun die auf rein theoretiſchem Wege feſtgeſtellte, berechnete Leiſtung eines Motors den Abſoluteffekt, dagegen den von demſelben thatſächlich geleiſteten den Nutzeffekt; das Verhältniß zwiſchen beiden, alſo Nutzeffekt dividirt durch Abſoluteffekt, nennt man den Wirkungs- grad des Motors; letzterer iſt ſtets kleiner als 1. Bei obigem Beiſpiele beträgt der Abſoluteffekt 32 Pferdeſtärken, der Nutzeffekt dagegen nur 24 Pferdeſtärken; mithin ergiebt ſich ein Wirkungsgrad von 24/32=0,75. Der Abſoluteffekt eines Motors kann durch Rechnung aus den Ab- meſſungen deſſelben und der Kraftmenge feſtgeſtellt werden; der Nutz- effekt wird durch beſondere Apparate, Dynamometer, gemeſſen.
Nach dieſen kurzen einleitenden Bemerkungen wenden wir uns nunmehr der Beſprechung der verſchiedenen Arten der Motoren zu.
a) Der Menſch und das Tier als Motor.
Der Menſch mit ſeiner Muskelkraft, ſeinem Gewichte und ſeiner die mannigfachſten Bewegungen geſtattenden Gelenkigkeit kennzeichnet ſich als der bequemſte und, berückſichtigt man die Intelligenz desſelben, als der vorzüglichſte Motor. In der That giebt es eine große Anzahl motoriſcher Verrichtungen, welche durch die Muskelkraft des Menſchen ausgeführt werden; wir erinnern nur an die zahlreichen Winden, Spinnvorrichtungen, Nähmaſchinen, Baurammen u. ſ. w. welche ſämmtlich durch die Hand oder die Füße von Menſchen bewegt werden. Über die Leiſtungsfähigkeit des Menſchen als Motor ſind von ver- ſchiedenen Fachleuten höchſt intereſſante Beobachtungen gemacht. So
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[60/0078]
Die Motoren.
(cheval dynamique) zu erſetzen; jedoch ohne Erfolg, da erſtere Be-
zeichnung ſich durch die lange Reihe der Jahre bereits vollkommen ein-
gebürgert hat. In der Abkürzung bezeichnet man die Pferdeſtärke meiſt
mit H. P. (Horse Power), ſo daß alſo unter einer Dampfmaſchine von
45 H. P. eine ſolche von 45 Pferdekräften zu verſtehen iſt.
Die dem Motor zugeführte Kraft kann in demſelben in Folge
verſchiedener ſtörender Umſtände niemals voll und ganz zur Ausnützung
gelangen. Es geht vielmehr ſtets ein Teil der Kraft durch die in dem
Motor vorhandenen Reibungswiderſtände, durch Abkühlung, durch
Erhitzung u. ſ. w. verloren. Die von dem Motor abgegebene Kraft-
leiſtung entſpricht daher niemals völlig der demſelben zugeführten
Kraftmenge. Wir wollen dieſes an einem Beiſpiele kurz näher erläutern.
Es betrage die von einem oberſchlägigen Waſſerrade nach Maßgabe
der in jeder Sekunde zugeführten Waſſermenge ſowie nach Maßgabe
des Gefälles zu leiſtende Zahl der Pferdekräfte 32. Thatſächlich
vermag jedoch das Rad dieſe 32 ihm theoretiſch zukommenden Pferde-
ſtärken nicht zu leiſten, ſondern nur 24 Pferdeſtärken. Die fehlenden
8 Pferdeſtärken werden verbraucht zur Überwindung der Reibung an
den Zapfen, durch zu frühes Austreten des Waſſers aus dem Rade u. ſ. w.
Man nennt nun die auf rein theoretiſchem Wege feſtgeſtellte, berechnete
Leiſtung eines Motors den Abſoluteffekt, dagegen den von demſelben
thatſächlich geleiſteten den Nutzeffekt; das Verhältniß zwiſchen beiden,
alſo Nutzeffekt dividirt durch Abſoluteffekt, nennt man den Wirkungs-
grad des Motors; letzterer iſt ſtets kleiner als 1. Bei obigem Beiſpiele
beträgt der Abſoluteffekt 32 Pferdeſtärken, der Nutzeffekt dagegen nur
24 Pferdeſtärken; mithin ergiebt ſich ein Wirkungsgrad von 24/32=0,75.
Der Abſoluteffekt eines Motors kann durch Rechnung aus den Ab-
meſſungen deſſelben und der Kraftmenge feſtgeſtellt werden; der Nutz-
effekt wird durch beſondere Apparate, Dynamometer, gemeſſen.
Nach dieſen kurzen einleitenden Bemerkungen wenden wir uns
nunmehr der Beſprechung der verſchiedenen Arten der Motoren zu.
a) Der Menſch und das Tier als Motor.
Der Menſch mit ſeiner Muskelkraft, ſeinem Gewichte und ſeiner
die mannigfachſten Bewegungen geſtattenden Gelenkigkeit kennzeichnet
ſich als der bequemſte und, berückſichtigt man die Intelligenz desſelben,
als der vorzüglichſte Motor. In der That giebt es eine große
Anzahl motoriſcher Verrichtungen, welche durch die Muskelkraft des
Menſchen ausgeführt werden; wir erinnern nur an die zahlreichen
Winden, Spinnvorrichtungen, Nähmaſchinen, Baurammen u. ſ. w. welche
ſämmtlich durch die Hand oder die Füße von Menſchen bewegt werden.
Über die Leiſtungsfähigkeit des Menſchen als Motor ſind von ver-
ſchiedenen Fachleuten höchſt intereſſante Beobachtungen gemacht. So
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/78>, abgerufen am 10.11.2024.
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