Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

ist Trost für uns.
Himmel! Laß unsre Gebete vor dich kommen, und segne
unsre Wünsche! Laß überall deines Sohnes Ehre aus-
gebreitet, sein Beyspiel nachgeahmt, und seine wohlthä-
tige Größe von uns allen erkannt werden.

Gieb mir, o du, der gerne giebt,
Ein Herz, das nur das Gute liebt,
Das rein und heilig ist.
Mach andre groß -- o Gott, ich sey
Zufrieden, und im Kleinen treu,
Ein Weiser, und ein Christ.
Verlangt mein leiser Wunsch zu viel,
Verfolg ich ein zu weites Ziel,
Auf ungewissem Pfad,
O Gott -- ich beuge mich vor dir,
Hier bin ich, es geschehe mir
Nach deinem beßren Rath.

Jesus Christus arbeitete unauf-Arbeitsamkeit
des Erlösers.

hörlich, und that andern Gutes --
War das nicht eine große Seite in seinem Charakter?
Wiewohl er nicht zur untersten Classe gehörte, die alle
Tage mit Schweiß und abgezehrten Händen erst erwer-
ben müssen, was sie verzehren wollen, so hielt er es doch
nicht für schimpflich, seine Kräfte für andre aufzuopfern.
Gutes zu thun -- war sein stündliches Geschäft, am
frühen Morgen verließ er die Ruhe, und widmete sich
seinen Zuhörern. Es war seine Freude, wenn er recht
nützlich seyn konnte. Die Arglist bat ihn oft zu Gast.
Er sah wohl durch den dünnen Schleyer der Freundschaft
durch, und merkte wohl die Falle, die für ihn unter der

Decke
P 2

iſt Troſt für uns.
Himmel! Laß unſre Gebete vor dich kommen, und ſegne
unſre Wünſche! Laß überall deines Sohnes Ehre aus-
gebreitet, ſein Beyſpiel nachgeahmt, und ſeine wohlthä-
tige Größe von uns allen erkannt werden.

Gieb mir, o du, der gerne giebt,
Ein Herz, das nur das Gute liebt,
Das rein und heilig iſt.
Mach andre groß — o Gott, ich ſey
Zufrieden, und im Kleinen treu,
Ein Weiſer, und ein Chriſt.
Verlangt mein leiſer Wunſch zu viel,
Verfolg ich ein zu weites Ziel,
Auf ungewiſſem Pfad,
O Gott — ich beuge mich vor dir,
Hier bin ich, es geſchehe mir
Nach deinem beßren Rath.

Jeſus Chriſtus arbeitete unauf-Arbeitſamkeit
des Erlöſers.

hörlich, und that andern Gutes
War das nicht eine große Seite in ſeinem Charakter?
Wiewohl er nicht zur unterſten Claſſe gehörte, die alle
Tage mit Schweiß und abgezehrten Händen erſt erwer-
ben müſſen, was ſie verzehren wollen, ſo hielt er es doch
nicht für ſchimpflich, ſeine Kräfte für andre aufzuopfern.
Gutes zu thun — war ſein ſtündliches Geſchäft, am
frühen Morgen verließ er die Ruhe, und widmete ſich
ſeinen Zuhörern. Es war ſeine Freude, wenn er recht
nützlich ſeyn konnte. Die Argliſt bat ihn oft zu Gaſt.
Er ſah wohl durch den dünnen Schleyer der Freundſchaft
durch, und merkte wohl die Falle, die für ihn unter der

Decke
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="227"/><fw place="top" type="header">i&#x017F;t Tro&#x017F;t für uns.</fw><lb/>
Himmel! Laß un&#x017F;re Gebete vor dich kommen, und &#x017F;egne<lb/>
un&#x017F;re Wün&#x017F;che! Laß überall deines Sohnes Ehre aus-<lb/>
gebreitet, &#x017F;ein Bey&#x017F;piel nachgeahmt, und &#x017F;eine wohlthä-<lb/>
tige Größe von uns allen erkannt werden.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Gieb mir, o du, der gerne giebt,</l><lb/>
          <l>Ein Herz, das nur das Gute liebt,</l><lb/>
          <l>Das rein und heilig i&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Mach andre groß &#x2014; o Gott, ich &#x017F;ey</l><lb/>
          <l>Zufrieden, und im Kleinen treu,</l><lb/>
          <l>Ein Wei&#x017F;er, und ein Chri&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Verlangt mein lei&#x017F;er Wun&#x017F;ch zu viel,</l><lb/>
          <l>Verfolg ich ein zu weites Ziel,</l><lb/>
          <l>Auf ungewi&#x017F;&#x017F;em Pfad,</l><lb/>
          <l>O Gott &#x2014; ich beuge mich vor dir,</l><lb/>
          <l>Hier bin ich, es ge&#x017F;chehe mir</l><lb/>
          <l>Nach deinem beßren Rath.</l>
        </lg><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus arbeitete unauf-</hi><note place="right">Arbeit&#x017F;amkeit<lb/>
des Erlö&#x017F;ers.</note><lb/><hi rendition="#fr">hörlich, und that andern Gutes</hi> &#x2014;<lb/>
War das nicht eine große Seite in &#x017F;einem Charakter?<lb/>
Wiewohl er nicht zur unter&#x017F;ten Cla&#x017F;&#x017F;e gehörte, die alle<lb/>
Tage mit Schweiß und abgezehrten Händen er&#x017F;t erwer-<lb/>
ben mü&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie verzehren wollen, &#x017F;o hielt er es doch<lb/>
nicht für &#x017F;chimpflich, &#x017F;eine Kräfte für andre aufzuopfern.<lb/>
Gutes zu thun &#x2014; war &#x017F;ein &#x017F;tündliches Ge&#x017F;chäft, am<lb/>
frühen Morgen verließ er die Ruhe, und widmete &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;einen Zuhörern. Es war &#x017F;eine Freude, wenn er recht<lb/>
nützlich &#x017F;eyn konnte. Die Argli&#x017F;t bat ihn oft zu Ga&#x017F;t.<lb/>
Er &#x017F;ah wohl durch den dünnen Schleyer der Freund&#x017F;chaft<lb/>
durch, und merkte wohl die Falle, die für ihn unter der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Decke</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0233] iſt Troſt für uns. Himmel! Laß unſre Gebete vor dich kommen, und ſegne unſre Wünſche! Laß überall deines Sohnes Ehre aus- gebreitet, ſein Beyſpiel nachgeahmt, und ſeine wohlthä- tige Größe von uns allen erkannt werden. Gieb mir, o du, der gerne giebt, Ein Herz, das nur das Gute liebt, Das rein und heilig iſt. Mach andre groß — o Gott, ich ſey Zufrieden, und im Kleinen treu, Ein Weiſer, und ein Chriſt. Verlangt mein leiſer Wunſch zu viel, Verfolg ich ein zu weites Ziel, Auf ungewiſſem Pfad, O Gott — ich beuge mich vor dir, Hier bin ich, es geſchehe mir Nach deinem beßren Rath. Jeſus Chriſtus arbeitete unauf- hörlich, und that andern Gutes — War das nicht eine große Seite in ſeinem Charakter? Wiewohl er nicht zur unterſten Claſſe gehörte, die alle Tage mit Schweiß und abgezehrten Händen erſt erwer- ben müſſen, was ſie verzehren wollen, ſo hielt er es doch nicht für ſchimpflich, ſeine Kräfte für andre aufzuopfern. Gutes zu thun — war ſein ſtündliches Geſchäft, am frühen Morgen verließ er die Ruhe, und widmete ſich ſeinen Zuhörern. Es war ſeine Freude, wenn er recht nützlich ſeyn konnte. Die Argliſt bat ihn oft zu Gaſt. Er ſah wohl durch den dünnen Schleyer der Freundſchaft durch, und merkte wohl die Falle, die für ihn unter der Decke Arbeitſamkeit des Erlöſers. P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/233
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/233>, abgerufen am 16.06.2024.