Sanders, Daniel: Brief an Karl Gutzkow. Altstrelitz, 16. Oktober 1875.dem Werth und der Würde der Sprache und von der auf ihre kunstmäßige Lassen Sie mich nun aber auch einen mir schmei- dem Werth und der Würde der Sprache und von der auf ihre kunstmäßige Lassen Sie mich nun aber auch einen mir schmei- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="[1v]"/> dem Werth und der Würde der Sprache und von der auf ihre kunstmäßige<lb/> Behandlung zu erwartenden Sorgfalt haben. Lassen Sie mich gestehen,<lb/> daß ohne Ihren Brief ich meinen Vorsatz, wie so manchen an-<lb/> dern, im Überdrang der Arbeit vielleicht unausgeführt gelassen<lb/> haben würde, weil ich in dem Wahne stand, daß auch ohne mich<lb/> Ihrem so verdienstlichen Streben die verdiente Anerkeñung in vollem<lb/> Maße zu Theil werden oder vielmehr schon geworden sein wird.<lb/> Nun aber werde ich sicher die erste freie Stunde dazu benutzen,<lb/> anknüpfend an Ihren Aufsatz in der „Gegenwart“<note type="editorial"><bibl>Gutzkow, Karl: Kleines grammatikalisches Scherzo. In: Lindau,Paul (Hg.): Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Achter Jahrgang, Nr. 21. Berlin 1875, o. A.</bibl></note> auch über<lb/> die sorgsame Aus- und Durcharbeitung Ihrer Werke öffentlich<lb/> ein kurzes Wort zu sagen<supplied>.</supplied> Ferner soll Ihr Brief mir eine An-<lb/> regung sein, bei etwas mehr Muße einmal die ältere und die<lb/> neuere Ausgabe im Einzelnen <add place="superlinear">zu</add> vergleichen und daraus für eine<lb/> mich jetzt beschäftigende Arbeit (die etwa den Titel führen<lb/> soll: „Deutsche Sprachbriefe“<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Deutsche Sprachbriefe. Berlin 1879.</bibl><ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11023537-7">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 11.12.2018.</ref></note>) reichen Gewinn zu ziehen.</p><lb/> <p>Lassen Sie mich nun aber auch einen mir schmei-<lb/> chelhaften, aber doch schädlichen Irrthum berichtigen, wonach<lb/> Sie glauben, daß meine Bestrebungen bereits von Reichswegen<lb/><choice><sic>ein</sic><corr>eine</corr></choice> Anerkeñung gefunden hätte. Ich weiß wohl, daß man<lb/> meine Arbeiten höheren Ortes nicht unbeachtet lässt und – lassen<lb/> Sie mich ganz offen sprechen – nicht ganz unbeachtet lassen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1v]/0002]
dem Werth und der Würde der Sprache und von der auf ihre kunstmäßige
Behandlung zu erwartenden Sorgfalt haben. Lassen Sie mich gestehen,
daß ohne Ihren Brief ich meinen Vorsatz, wie so manchen an-
dern, im Überdrang der Arbeit vielleicht unausgeführt gelassen
haben würde, weil ich in dem Wahne stand, daß auch ohne mich
Ihrem so verdienstlichen Streben die verdiente Anerkeñung in vollem
Maße zu Theil werden oder vielmehr schon geworden sein wird.
Nun aber werde ich sicher die erste freie Stunde dazu benutzen,
anknüpfend an Ihren Aufsatz in der „Gegenwart“ auch über
die sorgsame Aus- und Durcharbeitung Ihrer Werke öffentlich
ein kurzes Wort zu sagen. Ferner soll Ihr Brief mir eine An-
regung sein, bei etwas mehr Muße einmal die ältere und die
neuere Ausgabe im Einzelnen zu vergleichen und daraus für eine
mich jetzt beschäftigende Arbeit (die etwa den Titel führen
soll: „Deutsche Sprachbriefe“) reichen Gewinn zu ziehen.
Lassen Sie mich nun aber auch einen mir schmei-
chelhaften, aber doch schädlichen Irrthum berichtigen, wonach
Sie glauben, daß meine Bestrebungen bereits von Reichswegen
eine Anerkeñung gefunden hätte. Ich weiß wohl, daß man
meine Arbeiten höheren Ortes nicht unbeachtet lässt und – lassen
Sie mich ganz offen sprechen – nicht ganz unbeachtet lassen
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