Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] heimlich in den Saal/ wo der Carton war/ gekommen seyn/ und denselben in viel Stuck zerfezt haben solle/ welches an einem/ der gleichsam ein Liecht aller Zeichen-Kunst gewesen/ wol eine schändliche That ware/ ohne daß man die Ursach wissen mögen/ welche ihn darzu bewogen. Etliche hielten darfür/ er habe die Lehr-Jungen eines so kostbaren Vorbilds wollen berauben/ damit sie ihn in der Kunst nicht übertreffen möchten/ die andere/ daß er etliche besondere Stuck für sich selbst genommen/ oder solches Leonardo da Vince zu gefallen gethan habe/ weil dieser Carton desselben Ehre sehr geringert: Die dritten aber meineten/ es wäre aus Haß und Neid gegen Michäel Angelo, welchem er sein Lebtag nicht günstig gewesen/ geschehen/ bey dessen Erfahr- und Offenbarung ihme solcher Haß und Neid scharpf verwiesen worden. Nach diesem verfärtigte er einen Carton von einer nackenden Cleopatra, die sehr schön war/ und als er dergestalten in den Ruf eines sehr künstlichen Begibt sich auf die Mahl-kunst Zeichners kommen/ legte er sich auf die Mahl-Kunst/ und gedachte bey sich festiglich/ dem Buonarotti in allem gleich zu seyn/ oder denselben gar zu übertreffen. Derenthalben zeichnete er weiters einen Carton, von einer nackenden Leda, Castor und will dieselbe ohne einen Lehrmeister üben. und Pollux, und war Willens/ diese von Oelfarben zu mahlen/ weil er mit Vermengung der Farben/ dem Vertieffen und Erhöhen/ ohne einiges andern Unterweisung/ sehr wol umgehen konte.Doch dunkte ihm rahtsamer zu seyn/ sich von Andrea del Sarto, mit welchem er sehr gemein war/ auf eine Tafel abcontrafäten zu lassen/ um dardurch die Mischung der Farben desto bässer zu vermerken/ und also dieses Gemähl/ seinem Vorhaben nach/ zum Behelf zu gebrauchen. Aber del Sarto, welcher die Listigkeit und das Mißtrauen seines Freunds gespürt/ gienge hinzu/ und nahme/ als ein erfahrner Meister/ die Farben ohne Vermengung mit dem Pensel auf das Palet/ machte darauf die Cartonen, oder Fleischfarb mit solcher Behendigkeit/ daß Baccio, weil er stät sitzen müssen/ ihme nichts besonderes ablernen können. Doch liesse Baccio von seinem Vornehmen nicht ab/ sondern berahtschlaget sich mit Rosso, und mahlte eine Tafel von Oelfarben/ wie Christus die Alt-Vätter aus der Vor-Höllen erlöst/ auch wieder eine andere/ wie Nöe im Trunk bloß und nackend da lieget/ und seine Scham von dessen zween Söhnen bedecket/ von dem andern aber verspottet wird. Auch probirte Weil er aber dieselbe nit für thunlich befindet/ begibt er sich wieder auf das Bildhauen. nach solchem Baccio, auf das Gewölb seines Hauses in Naß zu mahlen/ und machte Arm/Bein/ Leichnam auf unterschiedliche Manier gecoloriert/ weiln er aber hierinnen/ wegen Betrieglichkeit des Kalchs/ mehr Müh gefunden/ als ihm angedeutet war/ verliesse er das Mahlen/ und begabe sich wieder zu seiner vorigen runden Arbeit/ färtigte von Marmor einen jungen Mercurius, mit einer Pfeiffe in der Hand/ ein Bild von drey Elen/ hierbey nun hat er großen Fleiß angewendet/ und darvon auch ein schönes Lob erhalten. Komt in Frankreich Anno 1530. ist er zu Francisco, König in Fankreich/ geschickt worden/ welcher denselben sehr hoch aestimiret. Er beflisse sich sehr emsig/ allezeit der Anatomie beyzuwohnen/ und darinnen selbst[Spaltenumbruch] mit Hand anzulegen/ in welcher er auch viel Monat und Jahr zugebracht. Sintemalen er ein solcher Mann/ der überaus ehrsüchtig/ und in der Kunst fürtreflich zu seyn begierig war. Er verlore keine Zeit von Jugend auf/ in der er nicht was lernete/ oder in etwas sich übte/ sahe auch keine Müh noch Arbeit an/ weil er alle in der Kunst/ durch unaufhörlichen Baccio läst eine nackende Cleopatra und etwas aus der Anatomie in Kupfer stechen. Fleiß/ zu übertreffen gedachte. Er ließe auch einen großen Theil seiner Zeichnungen an den Tag kommen/ unter andern wurde durch Augustin Venetiano, Kupferstechern/ ihme eine nackende Cleopatra, wie auch eine ganze Anatomie, um solche in Druck ausgehen zu lassen/ gestochen/ von welchem dann ihm ein großer Ruhm zugewachsen. Macht ein Hieronymus-Bild/ Nachgehends machte er einen Hieronymum von Wachs/ anderthalb Elen lang/ sehr dürr und mager/ an dem die Bein/Mußculen/ und ein großer Theil der Nervon oder Sennadern/ unter dem magern Fell oder Haut/ sehr künstlich heraus kommen. Diß Werk war mit solchem Fleiß zugericht/ daß alle Künstler/ die es gesehen/ besonders aber Leonardo da Vince, bekennet/ daß ihm niemals was künstlichers/ in diesem Paß/ unter die Augen kommen/ oder gemacht worden/ oder aber annoch gemacht und andere Stuck. werden könne. Ferners verfärtigte er einen Marmorsteinenen Petrum, vier Elen hoch/ welcher zwar nicht allerdings wol nach Bildhauers-Art gemacht/ jedoch aber sehr herrlich von Zeichnung Will deßwegen dem Buonarotti vorgezogen werden. gewesen. Wieder darauf einen Hercules, zehenthalb Elen hoch/ zu dem Triumph und Einzug Leonis, des Römischen Papsts. Dieser soll/ wie man vernommen/ von Erden gewesen seyn/ und rühmte sich dessen Baccio, daß er bässer/ als des Buonarotti David wäre. Weiln aber das Werk den Ruhm/ nach anderer Meinung/ nicht gänzlich erreicht/ wurde der Vorzug noch dem Buonarotti gegeben. Nachmalen brachte Baccio in Erfahrung/ daß von dem Papst zu unser Frauen nach Loretto, allwohin Andreas schon einige Ding gefärtiget hatte/ und an dem andern eben im Werk begriffen war/ etwas mit Bildern und Historien von Marmor zu mahlen/ an Andrea Contrucci bestellet worden/ machte deshalben ein schönes Modell von einem David, welcher den Risen Goliath unter seinen Füßen hatte/ und ihm den Kopf abschluge/ mit dem Vorwand/ solches zu giessen/ oder in Marmor zu hauen/ und hernachmal in dem Palast von Medicis auszurichten/ wo vorhin ein David, von Donati Hand/ hingestelt gewesen. Diß Modell bracht Komt nach Rom/ und arbeitet bey unser Frauen zuLoretta. Baccio nach Rom zu dem Papst/ welcher Baccio gleich zu Andrea Contucci gesandt/ mit Befehl/ daß man ihme daselbst etliche Historien zu machen geben solte. Als er nun von Andrea, wegen seines großen Ruffs in der Kunst/ als auch referirten Päpstlichen Befelchs/ freundlich empfangen und tractiret worden/ hat man ihm einen Marmor/ daraus Mariae Geburt zu stalten/ gegeben/ welches Baccio war unbescheiden/ und erwekte damit überall Feindschaft. er auch nach dem Modell sehr bald ins Werk gerichtet/ dieweil er aber ein Mensch/ der keine Gesellschaft vertragen/ auch wenig guts von andern reden konte/ begunte er sich gegen andern Bildhauern/ die daselbst auch in Arbeit waren/ heraus [Spaltenumbruch] heimlich in den Saal/ wo der Carton war/ gekommen seyn/ und denselben in viel Stuck zerfezt haben solle/ welches an einem/ der gleichsam ein Liecht aller Zeichen-Kunst gewesen/ wol eine schändliche That ware/ ohne daß man die Ursach wissen mögen/ welche ihn darzu bewogen. Etliche hielten darfür/ er habe die Lehr-Jungen eines so kostbaren Vorbilds wollen berauben/ damit sie ihn in der Kunst nicht übertreffen möchten/ die andere/ daß er etliche besondere Stuck für sich selbst genommen/ oder solches Leonardo da Vince zu gefallen gethan habe/ weil dieser Carton desselben Ehre sehr geringert: Die dritten aber meineten/ es wäre aus Haß und Neid gegen Michäel Angelo, welchem er sein Lebtag nicht günstig gewesen/ geschehen/ bey dessen Erfahr- und Offenbarung ihme solcher Haß und Neid scharpf verwiesen worden. Nach diesem verfärtigte er einen Carton von einer nackenden Cleopatra, die sehr schön war/ und als er dergestalten in den Ruf eines sehr künstlichen Begibt sich auf die Mahl-kunst Zeichners kommen/ legte er sich auf die Mahl-Kunst/ und gedachte bey sich festiglich/ dem Buonarotti in allem gleich zu seyn/ oder denselben gar zu übertreffen. Derenthalben zeichnete er weiters einen Carton, von einer nackenden Leda, Castor und will dieselbe ohne einen Lehrmeister üben. und Pollux, und war Willens/ diese von Oelfarben zu mahlen/ weil er mit Vermengung der Farben/ dem Vertieffen und Erhöhen/ ohne einiges andern Unterweisung/ sehr wol umgehen konte.Doch dunkte ihm rahtsamer zu seyn/ sich von Andrea del Sarto, mit welchem er sehr gemein war/ auf eine Tafel abcontrafäten zu lassen/ um dardurch die Mischung der Farben desto bässer zu vermerken/ und also dieses Gemähl/ seinem Vorhaben nach/ zum Behelf zu gebrauchen. Aber del Sarto, welcher die Listigkeit und das Mißtrauen seines Freunds gespürt/ gienge hinzu/ und nahme/ als ein erfahrner Meister/ die Farben ohne Vermengung mit dem Pensel auf das Palet/ machte darauf die Cartonen, oder Fleischfarb mit solcher Behendigkeit/ daß Baccio, weil er stät sitzen müssen/ ihme nichts besonderes ablernen können. Doch liesse Baccio von seinem Vornehmen nicht ab/ sondern berahtschlaget sich mit Rosso, und mahlte eine Tafel von Oelfarben/ wie Christus die Alt-Vätter aus der Vor-Höllen erlöst/ auch wieder eine andere/ wie Nöe im Trunk bloß und nackend da lieget/ und seine Scham von dessen zween Söhnen bedecket/ von dem andern aber verspottet wird. Auch probirte Weil er aber dieselbe nit für thunlich befindet/ begibt er sich wieder auf das Bildhauen. nach solchem Baccio, auf das Gewölb seines Hauses in Naß zu mahlen/ und machte Arm/Bein/ Leichnam auf unterschiedliche Manier gecoloriert/ weiln er aber hierinnen/ wegen Betrieglichkeit des Kalchs/ mehr Müh gefunden/ als ihm angedeutet war/ verliesse er das Mahlen/ und begabe sich wieder zu seiner vorigen runden Arbeit/ färtigte von Marmor einen jungen Mercurius, mit einer Pfeiffe in der Hand/ ein Bild von drey Elen/ hierbey nun hat er großen Fleiß angewendet/ und darvon auch ein schönes Lob erhalten. Komt in Frankreich Anno 1530. ist er zu Francisco, König in Fankreich/ geschickt worden/ welcher denselben sehr hoch aestimiret. Er beflisse sich sehr emsig/ allezeit der Anatomie beyzuwohnen/ und darinnen selbst[Spaltenumbruch] mit Hand anzulegen/ in welcher er auch viel Monat und Jahr zugebracht. Sintemalen er ein solcher Mann/ der überaus ehrsüchtig/ und in der Kunst fürtreflich zu seyn begierig war. Er verlore keine Zeit von Jugend auf/ in der er nicht was lernete/ oder in etwas sich übte/ sahe auch keine Müh noch Arbeit an/ weil er alle in der Kunst/ durch unaufhörlichen Baccio läst eine nackende Cleopatra und etwas aus der Anatomie in Kupfer stechen. Fleiß/ zu übertreffen gedachte. Er ließe auch einen großen Theil seiner Zeichnungen an den Tag kommen/ unter andern wurde durch Augustin Venetiano, Kupferstechern/ ihme eine nackende Cleopatra, wie auch eine ganze Anatomie, um solche in Druck ausgehen zu lassen/ gestochen/ von welchem dann ihm ein großer Ruhm zugewachsen. Macht ein Hieronymus-Bild/ Nachgehends machte er einen Hieronymum von Wachs/ anderthalb Elen lang/ sehr dürr und mager/ an dem die Bein/Mußculen/ und ein großer Theil der Nervon oder Sennadern/ unter dem magern Fell oder Haut/ sehr künstlich heraus kommen. Diß Werk war mit solchem Fleiß zugericht/ daß alle Künstler/ die es gesehen/ besonders aber Leonardo da Vince, bekennet/ daß ihm niemals was künstlichers/ in diesem Paß/ unter die Augen kommen/ oder gemacht worden/ oder aber annoch gemacht und andere Stuck. werden könne. Ferners verfärtigte er einen Marmorsteinenen Petrum, vier Elen hoch/ welcher zwar nicht allerdings wol nach Bildhauers-Art gemacht/ jedoch aber sehr herrlich von Zeichnung Will deßwegen dem Buonarotti vorgezogen werden. gewesen. Wieder darauf einen Hercules, zehenthalb Elen hoch/ zu dem Triumph und Einzug Leonis, des Römischen Papsts. Dieser soll/ wie man vernommen/ von Erden gewesen seyn/ und rühmte sich dessen Baccio, daß er bässer/ als des Buonarotti David wäre. Weiln aber das Werk den Ruhm/ nach anderer Meinung/ nicht gänzlich erreicht/ wurde der Vorzug noch dem Buonarotti gegeben. Nachmalen brachte Baccio in Erfahrung/ daß von dem Papst zu unser Frauen nach Loretto, allwohin Andreas schon einige Ding gefärtiget hatte/ und an dem andern eben im Werk begriffen war/ etwas mit Bildern und Historien von Marmor zu mahlen/ an Andrea Contrucci bestellet worden/ machte deshalben ein schönes Modell von einem David, welcher den Risen Goliath unter seinen Füßen hatte/ und ihm den Kopf abschluge/ mit dem Vorwand/ solches zu giessen/ oder in Marmor zu hauen/ und hernachmal in dem Palast von Medicis auszurichten/ wo vorhin ein David, von Donati Hand/ hingestelt gewesen. Diß Modell bracht Komt nach Rom/ und arbeitet bey unser Frauen zuLoretta. Baccio nach Rom zu dem Papst/ welcher Baccio gleich zu Andrea Contucci gesandt/ mit Befehl/ daß man ihme daselbst etliche Historien zu machen geben solte. Als er nun von Andrea, wegen seines großen Ruffs in der Kunst/ als auch referirten Päpstlichen Befelchs/ freundlich empfangen und tractiret worden/ hat man ihm einen Marmor/ daraus Mariae Geburt zu stalten/ gegeben/ welches Baccio war unbescheiden/ und erwekte damit überall Feindschaft. er auch nach dem Modell sehr bald ins Werk gerichtet/ dieweil er aber ein Mensch/ der keine Gesellschaft vertragen/ auch wenig guts von andern reden konte/ begunte er sich gegen andern Bildhauern/ die daselbst auch in Arbeit waren/ heraus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0162" xml:id="pb-343" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 132]"/><cb/> heimlich in den Saal/ wo der <hi rendition="#aq">Carton</hi> war/ gekommen seyn/ und <choice><sic>denseiben</sic><corr>denselben</corr></choice> in viel Stuck zerfezt haben solle/ welches an einem/ der gleichsam ein Liecht aller Zeichen-Kunst gewesen/ wol eine schändliche That ware/ ohne daß man die Ursach wissen mögen/ welche ihn darzu bewogen. 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Weiln aber das Werk den Ruhm/ nach anderer Meinung/ nicht gänzlich erreicht/ wurde der Vorzug noch dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Buonarotti</persName></hi> gegeben.</p> <p>Nachmalen brachte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1339 http://d-nb.info/gnd/119264900 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500008366">Baccio</persName></hi> in Erfahrung/ daß von dem Papst zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-809 http://www.geonames.org/8378573/">unser Frauen</placeName> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-491 http://www.geonames.org/3174567/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003983">Loretto</placeName>,</hi> allwohin <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andreas</persName></hi> schon einige Ding gefärtiget hatte/ und an dem andern eben im Werk begriffen war/ etwas mit Bildern und Historien von Marmor zu mahlen/ an <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1363 http://d-nb.info/gnd/118794477 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013215 http://viaf.org/viaf/20476698">Andrea Contrucci</persName></hi> bestellet worden/ machte deshalben ein schönes Modell von einem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-814 http://d-nb.info/gnd/118523929 http://viaf.org/viaf/44163634">David</persName>,</hi> welcher den Risen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-852">Goliath</persName></hi> unter seinen Füßen hatte/ und ihm den Kopf abschluge/ mit dem Vorwand/ solches zu giessen/ oder in Marmor zu hauen/ und hernachmal in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-797 http://www.geonames.org/8299698/">Palast von <hi rendition="#aq">Medicis</hi></placeName> auszurichten/ wo vorhin ein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-814 http://d-nb.info/gnd/118523929 http://viaf.org/viaf/44163634">David</persName>,</hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-744 http://d-nb.info/gnd/118526693 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500026022 http://viaf.org/viaf/22171330">Donati</persName></hi> Hand/ hingestelt gewesen. Diß Modell bracht <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ und arbeitet bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-809 http://www.geonames.org/8378573/">unser Frauen zu<hi rendition="#aq">Loretta</hi></placeName>.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1339 http://d-nb.info/gnd/119264900 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500008366">Baccio</persName></hi> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> zu dem Papst/ welcher <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1339 http://d-nb.info/gnd/119264900 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500008366">Baccio</persName></hi> gleich zu <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1363 http://d-nb.info/gnd/118794477 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013215 http://viaf.org/viaf/20476698">Andrea Contucci</persName></hi> gesandt/ mit Befehl/ daß man ihme daselbst etliche Historien zu machen geben solte. Als er nun von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1363 http://d-nb.info/gnd/118794477 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013215 http://viaf.org/viaf/20476698">Andrea</persName>,</hi> wegen seines großen Ruffs in der Kunst/ als auch <hi rendition="#aq">referi</hi>rten Päpstlichen Befelchs/ freundlich empfangen und tractiret worden/ hat man ihm einen Marmor/ daraus <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Mariae</persName></hi> Geburt zu stalten/ gegeben/ welches <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1339 http://d-nb.info/gnd/119264900 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500008366">Baccio</persName></hi> war unbescheiden/ und erwekte damit überall Feindschaft.</note> er auch nach dem Modell sehr bald ins Werk gerichtet/ dieweil er aber ein Mensch/ der keine Gesellschaft vertragen/ auch wenig guts von andern reden konte/ begunte er sich gegen andern Bildhauern/ die daselbst auch in Arbeit waren/ heraus </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 132]/0162]
heimlich in den Saal/ wo der Carton war/ gekommen seyn/ und denselben in viel Stuck zerfezt haben solle/ welches an einem/ der gleichsam ein Liecht aller Zeichen-Kunst gewesen/ wol eine schändliche That ware/ ohne daß man die Ursach wissen mögen/ welche ihn darzu bewogen. Etliche hielten darfür/ er habe die Lehr-Jungen eines so kostbaren Vorbilds wollen berauben/ damit sie ihn in der Kunst nicht übertreffen möchten/ die andere/ daß er etliche besondere Stuck für sich selbst genommen/ oder solches Leonardo da Vince zu gefallen gethan habe/ weil dieser Carton desselben Ehre sehr geringert: Die dritten aber meineten/ es wäre aus Haß und Neid gegen Michäel Angelo, welchem er sein Lebtag nicht günstig gewesen/ geschehen/ bey dessen Erfahr- und Offenbarung ihme solcher Haß und Neid scharpf verwiesen worden.
Nach diesem verfärtigte er einen Carton von einer nackenden Cleopatra, die sehr schön war/ und als er dergestalten in den Ruf eines sehr künstlichen Zeichners kommen/ legte er sich auf die Mahl-Kunst/ und gedachte bey sich festiglich/ dem Buonarotti in allem gleich zu seyn/ oder denselben gar zu übertreffen. Derenthalben zeichnete er weiters einen Carton, von einer nackenden Leda, Castor und Pollux, und war Willens/ diese von Oelfarben zu mahlen/ weil er mit Vermengung der Farben/ dem Vertieffen und Erhöhen/ ohne einiges andern Unterweisung/ sehr wol umgehen konte.Doch dunkte ihm rahtsamer zu seyn/ sich von Andrea del Sarto, mit welchem er sehr gemein war/ auf eine Tafel abcontrafäten zu lassen/ um dardurch die Mischung der Farben desto bässer zu vermerken/ und also dieses Gemähl/ seinem Vorhaben nach/ zum Behelf zu gebrauchen. Aber del Sarto, welcher die Listigkeit und das Mißtrauen seines Freunds gespürt/ gienge hinzu/ und nahme/ als ein erfahrner Meister/ die Farben ohne Vermengung mit dem Pensel auf das Palet/ machte darauf die Cartonen, oder Fleischfarb mit solcher Behendigkeit/ daß Baccio, weil er stät sitzen müssen/ ihme nichts besonderes ablernen können. Doch liesse Baccio von seinem Vornehmen nicht ab/ sondern berahtschlaget sich mit Rosso, und mahlte eine Tafel von Oelfarben/ wie Christus die Alt-Vätter aus der Vor-Höllen erlöst/ auch wieder eine andere/ wie Nöe im Trunk bloß und nackend da lieget/ und seine Scham von dessen zween Söhnen bedecket/ von dem andern aber verspottet wird. Auch probirte nach solchem Baccio, auf das Gewölb seines Hauses in Naß zu mahlen/ und machte Arm/Bein/ Leichnam auf unterschiedliche Manier gecoloriert/ weiln er aber hierinnen/ wegen Betrieglichkeit des Kalchs/ mehr Müh gefunden/ als ihm angedeutet war/ verliesse er das Mahlen/ und begabe sich wieder zu seiner vorigen runden Arbeit/ färtigte von Marmor einen jungen Mercurius, mit einer Pfeiffe in der Hand/ ein Bild von drey Elen/ hierbey nun hat er großen Fleiß angewendet/ und darvon auch ein schönes Lob erhalten.
Begibt sich auf die Mahl-kunst
und will dieselbe ohne einen Lehrmeister üben.
Weil er aber dieselbe nit für thunlich befindet/ begibt er sich wieder auf das Bildhauen. Anno 1530. ist er zu Francisco, König in Fankreich/ geschickt worden/ welcher denselben sehr hoch aestimiret. Er beflisse sich sehr emsig/ allezeit der Anatomie beyzuwohnen/ und darinnen selbst
mit Hand anzulegen/ in welcher er auch viel Monat und Jahr zugebracht. Sintemalen er ein solcher Mann/ der überaus ehrsüchtig/ und in der Kunst fürtreflich zu seyn begierig war. Er verlore keine Zeit von Jugend auf/ in der er nicht was lernete/ oder in etwas sich übte/ sahe auch keine Müh noch Arbeit an/ weil er alle in der Kunst/ durch unaufhörlichen Fleiß/ zu übertreffen gedachte. Er ließe auch einen großen Theil seiner Zeichnungen an den Tag kommen/ unter andern wurde durch Augustin Venetiano, Kupferstechern/ ihme eine nackende Cleopatra, wie auch eine ganze Anatomie, um solche in Druck ausgehen zu lassen/ gestochen/ von welchem dann ihm ein großer Ruhm zugewachsen.
Komt in Frankreich
Baccio läst eine nackende Cleopatra und etwas aus der Anatomie in Kupfer stechen. Nachgehends machte er einen Hieronymum von Wachs/ anderthalb Elen lang/ sehr dürr und mager/ an dem die Bein/Mußculen/ und ein großer Theil der Nervon oder Sennadern/ unter dem magern Fell oder Haut/ sehr künstlich heraus kommen. Diß Werk war mit solchem Fleiß zugericht/ daß alle Künstler/ die es gesehen/ besonders aber Leonardo da Vince, bekennet/ daß ihm niemals was künstlichers/ in diesem Paß/ unter die Augen kommen/ oder gemacht worden/ oder aber annoch gemacht werden könne. Ferners verfärtigte er einen Marmorsteinenen Petrum, vier Elen hoch/ welcher zwar nicht allerdings wol nach Bildhauers-Art gemacht/ jedoch aber sehr herrlich von Zeichnung gewesen. Wieder darauf einen Hercules, zehenthalb Elen hoch/ zu dem Triumph und Einzug Leonis, des Römischen Papsts. Dieser soll/ wie man vernommen/ von Erden gewesen seyn/ und rühmte sich dessen Baccio, daß er bässer/ als des Buonarotti David wäre. Weiln aber das Werk den Ruhm/ nach anderer Meinung/ nicht gänzlich erreicht/ wurde der Vorzug noch dem Buonarotti gegeben.
Macht ein Hieronymus-Bild/
und andere Stuck.
Will deßwegen dem Buonarotti vorgezogen werden. Nachmalen brachte Baccio in Erfahrung/ daß von dem Papst zu unser Frauen nach Loretto, allwohin Andreas schon einige Ding gefärtiget hatte/ und an dem andern eben im Werk begriffen war/ etwas mit Bildern und Historien von Marmor zu mahlen/ an Andrea Contrucci bestellet worden/ machte deshalben ein schönes Modell von einem David, welcher den Risen Goliath unter seinen Füßen hatte/ und ihm den Kopf abschluge/ mit dem Vorwand/ solches zu giessen/ oder in Marmor zu hauen/ und hernachmal in dem Palast von Medicis auszurichten/ wo vorhin ein David, von Donati Hand/ hingestelt gewesen. Diß Modell bracht Baccio nach Rom zu dem Papst/ welcher Baccio gleich zu Andrea Contucci gesandt/ mit Befehl/ daß man ihme daselbst etliche Historien zu machen geben solte. Als er nun von Andrea, wegen seines großen Ruffs in der Kunst/ als auch referirten Päpstlichen Befelchs/ freundlich empfangen und tractiret worden/ hat man ihm einen Marmor/ daraus Mariae Geburt zu stalten/ gegeben/ welches er auch nach dem Modell sehr bald ins Werk gerichtet/ dieweil er aber ein Mensch/ der keine Gesellschaft vertragen/ auch wenig guts von andern reden konte/ begunte er sich gegen andern Bildhauern/ die daselbst auch in Arbeit waren/ heraus
Komt nach Rom/ und arbeitet bey unser Frauen zuLoretta.
Baccio war unbescheiden/ und erwekte damit überall Feindschaft.
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