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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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seinen leiblichen Vatter Ruben.
recht aufferzogen. Wen soll nit erschröcken der erbärmli-
che Vndergang deß Hohenpriesters Heli, der ein Mann
war von grosser Vollkommenheit/ auch mit sondern Lob
das Volck Gottes viertzig Jahr regieret hat/ gleichwol hat
ihn Gott mit dem gähen Todt gestrafft/ vnd wie Greg.
Pap. Joan. Chrysost. Basil. Isidor. Beda, Philippus He-
brae.
darvor halten/ auch seye er ewig verdambt worden/
nur darumb/ weilen er seinen Kindern zu vil nachgesehen/
vnd dero Vbertrettungen nicht gestrafft.

Die Eltern thun also gar offt zu wenig straffen/ vnd
gar zu vil lieben/ sie sollen den Israelitischen Führer Moy-
sen
nachfolgen/ der einest in der Wüsten ein bitters Was-
ser angetroffen/ welches er gleich süß gemacht/ so bald er
ein Holtz hinein geworffen/ obs ein Ruthen oder ein Bri-
gel ist gewest/ das weiß ich nit. In dulcedinem versae
sunt.
Also wann sie ein Kind vermercken/ daß es wegenExod. 15.
deß Vngehorsambs vnd andern Mängel sie öffters erbit-
tert/ so dann sollen sie nach dem Exempel Moysis das
Holtz brauchen/ vnd zwar das Burckene/ will versichern/
was vorhero übel gewest/ werde gut seyn.

Zu vil/ zu vil/ zu vil werden die Kinder geliebt. Wie
Jerusalem von Tito Vespasiano belägert worden/ ware
allerseits in der betrangten Statt grosses Elend. Erstlich
seynd die Hebraeer mit grosser Vngestimm öffters außge-
fallen/ die aber also von denen Römern begrüst worden/
daß der Juden in die siben vnd neuntzig tausend gefangen
worden/ vnd waren dise Spott-Vögel/ also spottwolfeil/
daß deren einer vmb ein Haller sambt den Leibkauff ver-
handler worden. Das war ein Elend. Vil tausend der
Juden wolten sich mit der Flucht salviren/ so aber alle
von Arabischen vnd Syrischen Soldaten ertappt/ welche
ihnen lebendig die Bäuch auffgeschnitten/ deß Glaubens/
als wollen sie geschlicktes Geld finden/ das war ein Elend!

der

ſeinen leiblichen Vatter Ruben.
recht aufferzogen. Wen ſoll nit erſchroͤcken der erbaͤrmli-
che Vndergang deß Hohenprieſters Heli, der ein Mann
war von groſſer Vollkommenheit/ auch mit ſondern Lob
das Volck Gottes viertzig Jahr regieret hat/ gleichwol hat
ihn Gott mit dem gaͤhen Todt geſtrafft/ vnd wie Greg.
Pap. Joan. Chryſoſt. Baſil. Iſidor. Beda, Philippus He-
bræ.
darvor halten/ auch ſeye er ewig verdambt worden/
nur darumb/ weilen er ſeinen Kindern zu vil nachgeſehen/
vnd dero Vbertrettungen nicht geſtrafft.

Die Eltern thun alſo gar offt zu wenig ſtraffen/ vnd
gar zu vil lieben/ ſie ſollen den Iſraelitiſchen Fuͤhrer Moy-
ſen
nachfolgen/ der eineſt in der Wuͤſten ein bitters Waſ-
ſer angetroffen/ welches er gleich ſuͤß gemacht/ ſo bald er
ein Holtz hinein geworffen/ obs ein Ruthen oder ein Bri-
gel iſt geweſt/ das weiß ich nit. In dulcedinem verſæ
ſunt.
Alſo wann ſie ein Kind vermercken/ daß es wegenExod. 15.
deß Vngehorſambs vnd andern Maͤngel ſie oͤffters erbit-
tert/ ſo dann ſollen ſie nach dem Exempel Moyſis das
Holtz brauchen/ vnd zwar das Bůrckene/ will verſichern/
was vorhero uͤbel geweſt/ werde gut ſeyn.

Zu vil/ zu vil/ zu vil werden die Kinder geliebt. Wie
Jeruſalem von Tito Veſpaſiano belaͤgert worden/ ware
allerſeits in der betrangten Statt groſſes Elend. Erſtlich
ſeynd die Hebræer mit groſſer Vngeſtimm oͤffters außge-
fallen/ die aber alſo von denen Roͤmern begruͤſt worden/
daß der Juden in die ſiben vnd neuntzig tauſend gefangen
worden/ vnd waren diſe Spott-Voͤgel/ alſo ſpottwolfeil/
daß deren einer vmb ein Haller ſambt den Leibkauff ver-
handler worden. Das war ein Elend. Vil tauſend der
Juden wolten ſich mit der Flucht ſalviren/ ſo aber alle
von Arabiſchen vnd Syriſchen Soldaten ertappt/ welche
ihnen lebendig die Baͤuch auffgeſchnitten/ deß Glaubens/
als wollen ſie geſchlicktes Geld finden/ das war ein Elend!

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[207/0243] ſeinen leiblichen Vatter Ruben. recht aufferzogen. Wen ſoll nit erſchroͤcken der erbaͤrmli- che Vndergang deß Hohenprieſters Heli, der ein Mann war von groſſer Vollkommenheit/ auch mit ſondern Lob das Volck Gottes viertzig Jahr regieret hat/ gleichwol hat ihn Gott mit dem gaͤhen Todt geſtrafft/ vnd wie Greg. Pap. Joan. Chryſoſt. Baſil. Iſidor. Beda, Philippus He- bræ. darvor halten/ auch ſeye er ewig verdambt worden/ nur darumb/ weilen er ſeinen Kindern zu vil nachgeſehen/ vnd dero Vbertrettungen nicht geſtrafft. Die Eltern thun alſo gar offt zu wenig ſtraffen/ vnd gar zu vil lieben/ ſie ſollen den Iſraelitiſchen Fuͤhrer Moy- ſen nachfolgen/ der eineſt in der Wuͤſten ein bitters Waſ- ſer angetroffen/ welches er gleich ſuͤß gemacht/ ſo bald er ein Holtz hinein geworffen/ obs ein Ruthen oder ein Bri- gel iſt geweſt/ das weiß ich nit. In dulcedinem verſæ ſunt. Alſo wann ſie ein Kind vermercken/ daß es wegen deß Vngehorſambs vnd andern Maͤngel ſie oͤffters erbit- tert/ ſo dann ſollen ſie nach dem Exempel Moyſis das Holtz brauchen/ vnd zwar das Bůrckene/ will verſichern/ was vorhero uͤbel geweſt/ werde gut ſeyn. Exod. 15. Zu vil/ zu vil/ zu vil werden die Kinder geliebt. Wie Jeruſalem von Tito Veſpaſiano belaͤgert worden/ ware allerſeits in der betrangten Statt groſſes Elend. Erſtlich ſeynd die Hebræer mit groſſer Vngeſtimm oͤffters außge- fallen/ die aber alſo von denen Roͤmern begruͤſt worden/ daß der Juden in die ſiben vnd neuntzig tauſend gefangen worden/ vnd waren diſe Spott-Voͤgel/ alſo ſpottwolfeil/ daß deren einer vmb ein Haller ſambt den Leibkauff ver- handler worden. Das war ein Elend. Vil tauſend der Juden wolten ſich mit der Flucht ſalviren/ ſo aber alle von Arabiſchen vnd Syriſchen Soldaten ertappt/ welche ihnen lebendig die Baͤuch auffgeſchnitten/ deß Glaubens/ als wollen ſie geſchlicktes Geld finden/ das war ein Elend! der

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/243>, abgerufen am 20.05.2024.