Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Die weisse Rose bezeichnet den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit des Geistes, - an das ewige Leben, welc'hes Gottes Sohn uns verheissen und verliehen hat. Desshalb ist auch die weisse Rose das Symbol der Herzensreinheit und der Tugend, der reinen Gedanken, Worte und Werke, indem nur durch diese wir das ewige Leben verdienen und erringen können. Wer an den Herrn glaubt, muss Christus folgen; wer die Stimme des Johannes gehört, muss ein jünger Christi, ein Christ werden und sein. Wie Jakobus sagt, wird nur der Mann selig, der die Versuchungen des Lebens erduldet und überwunden hat; die Bewährten allein, nur Diejenigen, welche Gott lieben und sein Gebot üben, werden die Krone des Lebens empfangen, - werden die weisse Rose, das ewige Licht und Leben pflücken. Mit der weissen Rose, als dem Symbole der Unsterblichkeit des Geistes ist die aus dem phrygischen Göttercultus stammende und als ein Hauptsymbol in die eleusinischen Geheimnisse übergegangene gelbe Fruchtähre sehr verwandt. Auch diese abgeschnittene Fruchtähre bezeichnete den frühen Tod aber auch die Unsterblichkeit, die Hoffnung des neuen sichern Lebens, weil die Aehre in dem Saatkorn, in der Frucht den Keim des neuen Lebens birgt und trägt. Das Saatkorn, die Frucht des Menschen sind seine eigenen guten Thaten; wenn der Mensch geschnitten wird, soll er diese guten Thaten mit in das Grab hinabnehmen, denn dann allein schläft in dem Grabe der Keim des neuen, des ewigen Lebens. Dass der Mensch unsterblich fortdauere, verkündet und verbürgt ihm die stets wieder neu erstehende Sonnen- und Naturkraft. Mag jetzt die Sonne abnehmen und Johannes den blutigen Tod sterben, mögen die Rosen verwelken und weithin ihre Blüthen zerstreut werden; getrost, bald kehret die Sonne wieder, bald wird der grössere Christus geboren, bald grünen und blühen neue Rosen. Das Grab kann den Maurer nicht schrecken, denn er weiss, dass das Grab sich wieder öffnen, dass aus dem Leichnam die Rose emporwachsen, dass der ewige Frühling anbrechen wird. Nur der Staub, das Irdische zerfällt, doch der Geist und der Himmel bleiben unvergänglich. Der feste Glauben an Gott und Unsterblichkeit ist das Die weisse Rose bezeichnet den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit des Geistes, – an das ewige Leben, welc’hes Gottes Sohn uns verheissen und verliehen hat. Desshalb ist auch die weisse Rose das Symbol der Herzensreinheit und der Tugend, der reinen Gedanken, Worte und Werke, indem nur durch diese wir das ewige Leben verdienen und erringen können. Wer an den Herrn glaubt, muss Christus folgen; wer die Stimme des Johannes gehört, muss ein jünger Christi, ein Christ werden und sein. Wie Jakobus sagt, wird nur der Mann selig, der die Versuchungen des Lebens erduldet und überwunden hat; die Bewährten allein, nur Diejenigen, welche Gott lieben und sein Gebot üben, werden die Krone des Lebens empfangen, – werden die weisse Rose, das ewige Licht und Leben pflücken. Mit der weissen Rose, als dem Symbole der Unsterblichkeit des Geistes ist die aus dem phrygischen Göttercultus stammende und als ein Hauptsymbol in die eleusinischen Geheimnisse übergegangene gelbe Fruchtähre sehr verwandt. Auch diese abgeschnittene Fruchtähre bezeichnete den frühen Tod aber auch die Unsterblichkeit, die Hoffnung des neuen sichern Lebens, weil die Aehre in dem Saatkorn, in der Frucht den Keim des neuen Lebens birgt und trägt. Das Saatkorn, die Frucht des Menschen sind seine eigenen guten Thaten; wenn der Mensch geschnitten wird, soll er diese guten Thaten mit in das Grab hinabnehmen, denn dann allein schläft in dem Grabe der Keim des neuen, des ewigen Lebens. Dass der Mensch unsterblich fortdauere, verkündet und verbürgt ihm die stets wieder neu erstehende Sonnen- und Naturkraft. Mag jetzt die Sonne abnehmen und Johannes den blutigen Tod sterben, mögen die Rosen verwelken und weithin ihre Blüthen zerstreut werden; getrost, bald kehret die Sonne wieder, bald wird der grössere Christus geboren, bald grünen und blühen neue Rosen. Das Grab kann den Maurer nicht schrecken, denn er weiss, dass das Grab sich wieder öffnen, dass aus dem Leichnam die Rose emporwachsen, dass der ewige Frühling anbrechen wird. Nur der Staub, das Irdische zerfällt, doch der Geist und der Himmel bleiben unvergänglich. 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Mit der weissen Rose, als dem Symbole der Unsterblichkeit des Geistes ist die aus dem phrygischen Göttercultus stammende und als ein Hauptsymbol in die eleusinischen Geheimnisse übergegangene gelbe Fruchtähre sehr verwandt. Auch diese abgeschnittene Fruchtähre bezeichnete den frühen Tod aber auch die Unsterblichkeit, die Hoffnung des neuen sichern Lebens, weil die Aehre in dem Saatkorn, in der Frucht den Keim des neuen Lebens birgt und trägt. Das Saatkorn, die Frucht des Menschen sind seine eigenen guten Thaten; wenn der Mensch geschnitten wird, soll er diese guten Thaten mit in das Grab hinabnehmen, denn dann allein schläft in dem Grabe der Keim des neuen, des ewigen Lebens. Dass der Mensch unsterblich fortdauere, verkündet und verbürgt ihm die stets wieder neu erstehende Sonnen- und Naturkraft. Mag jetzt die Sonne abnehmen und Johannes den blutigen Tod sterben, mögen die Rosen verwelken und weithin ihre Blüthen zerstreut werden; getrost, bald kehret die Sonne wieder, bald wird der grössere Christus geboren, bald grünen und blühen neue Rosen. Das Grab kann den Maurer nicht schrecken, denn er weiss, dass das Grab sich wieder öffnen, dass aus dem Leichnam die Rose emporwachsen, dass der ewige Frühling anbrechen wird. Nur der Staub, das Irdische zerfällt, doch der Geist und der Himmel bleiben unvergänglich. Der feste Glauben an Gott und Unsterblichkeit ist das </p> </div> </body> </text> </TEI> [202/0218]
Die weisse Rose bezeichnet den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit des Geistes, – an das ewige Leben, welc’hes Gottes Sohn uns verheissen und verliehen hat. Desshalb ist auch die weisse Rose das Symbol der Herzensreinheit und der Tugend, der reinen Gedanken, Worte und Werke, indem nur durch diese wir das ewige Leben verdienen und erringen können. Wer an den Herrn glaubt, muss Christus folgen; wer die Stimme des Johannes gehört, muss ein jünger Christi, ein Christ werden und sein. Wie Jakobus sagt, wird nur der Mann selig, der die Versuchungen des Lebens erduldet und überwunden hat; die Bewährten allein, nur Diejenigen, welche Gott lieben und sein Gebot üben, werden die Krone des Lebens empfangen, – werden die weisse Rose, das ewige Licht und Leben pflücken. Mit der weissen Rose, als dem Symbole der Unsterblichkeit des Geistes ist die aus dem phrygischen Göttercultus stammende und als ein Hauptsymbol in die eleusinischen Geheimnisse übergegangene gelbe Fruchtähre sehr verwandt. Auch diese abgeschnittene Fruchtähre bezeichnete den frühen Tod aber auch die Unsterblichkeit, die Hoffnung des neuen sichern Lebens, weil die Aehre in dem Saatkorn, in der Frucht den Keim des neuen Lebens birgt und trägt. Das Saatkorn, die Frucht des Menschen sind seine eigenen guten Thaten; wenn der Mensch geschnitten wird, soll er diese guten Thaten mit in das Grab hinabnehmen, denn dann allein schläft in dem Grabe der Keim des neuen, des ewigen Lebens. Dass der Mensch unsterblich fortdauere, verkündet und verbürgt ihm die stets wieder neu erstehende Sonnen- und Naturkraft. Mag jetzt die Sonne abnehmen und Johannes den blutigen Tod sterben, mögen die Rosen verwelken und weithin ihre Blüthen zerstreut werden; getrost, bald kehret die Sonne wieder, bald wird der grössere Christus geboren, bald grünen und blühen neue Rosen. Das Grab kann den Maurer nicht schrecken, denn er weiss, dass das Grab sich wieder öffnen, dass aus dem Leichnam die Rose emporwachsen, dass der ewige Frühling anbrechen wird. Nur der Staub, das Irdische zerfällt, doch der Geist und der Himmel bleiben unvergänglich. Der feste Glauben an Gott und Unsterblichkeit ist das
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/218>, abgerufen am 13.06.2024. |