hatten ihre längst bestehenden Bauverbindungen, Baumysterien, so dass die Benedictiner, wenn sie Derartiges aufnahmen und wirklich hatten, es nur aus dem Alterthume überkommen haben können. Der Baumkultus, soweit er sich in einzelnen Spuren bis auf den heutigen Tag in der Freimaurerei erhalten hat, möchte vorzüglich von dem römischen Collegium Dendrophorum oder der Baumträger stammen,1) welches die Römer aus Griechenland bei sich eingeführt hatten, zuerst als eine besondere Abtheilung allen Collegien und Mysterien zugetheilt war, später aber in ein einziges Corpus verbunden und zuletzt mit den Collegien der Fabrorum, der römischen Bauleute, verschmolzen wurde. Die römischen Bauleute sollen nach Heldmann, S. 93, besonders den Silvanus , d. h. den Pan der Dendrophoren (Heldmann, S. 77), verehrt haben, da die Griechen den römischen Silvanus, den Gott der Bäume und Wälder und der Baum- und Waldcultur mit Pan und den Panisken identificirten.2) Dieser Silvanus oder Pan war aber wohl bei den Dendrophoren und den römischen Bauleuten (Structores, Aedificiorum Artifices, Operarii, Materiarii) gleich dem späteren Hiram zu einem Baumeister, zu einem Lehrer und Beschützer der Baukunst gestaltet; er hatte den Menschen die Kunst der Ausrodung der Wälder und der Ansiedelung durch Erbauung von Häusern gebracht und war in diesem Sinne Silvanus domesticus, der Erbauer und Beschützer des Hauses.
Bei der ausserordentlichen Dürftigkeit der maurerischen Geschichtsquellen und da die eigentlichen Mysterien- oder Weihegebräuche wohl niemals niedergeschrieben waren, sondern blos traditionell oder mündlich mitgetheilt und bewahrt wurden: ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich. die ursprüngliche und alterthümliche maurerische Weihe zu erkennen, jedoch darf im Hinblicke auf den Grundgedanken vieler andern Mysterienweihen die jetzige Meisterweihe, das Wiedergeborenwerden als ein neuer Mensch und zu einem neuen unsterblichen Leben als die eigentliche und ursprüngliche Weihe angesehen werden,
1) Vergl. darüber Heidmann, a. a. O., S. 76 ff.
2) Preller, röm. Mythologie, S. 350 unten.
hatten ihre längst bestehenden Bauverbindungen, Baumysterien, so dass die Benedictiner, wenn sie Derartiges aufnahmen und wirklich hatten, es nur aus dem Alterthume überkommen haben können. Der Baumkultus, soweit er sich in einzelnen Spuren bis auf den heutigen Tag in der Freimaurerei erhalten hat, möchte vorzüglich von dem römischen Collegium Dendrophorum oder der Baumträger stammen,1) welches die Römer aus Griechenland bei sich eingeführt hatten, zuerst als eine besondere Abtheilung allen Collegien und Mysterien zugetheilt war, später aber in ein einziges Corpus verbunden und zuletzt mit den Collegien der Fabrorum, der römischen Bauleute, verschmolzen wurde. Die römischen Bauleute sollen nach Heldmann, S. 93, besonders den Silvanus , d. h. den Pan der Dendrophoren (Heldmann, S. 77), verehrt haben, da die Griechen den römischen Silvanus, den Gott der Bäume und Wälder und der Baum- und Waldcultur mit Pan und den Panisken identificirten.2) Dieser Silvanus oder Pan war aber wohl bei den Dendrophoren und den römischen Bauleuten (Structores, Aedificiorum Artifices, Operarii, Materiarii) gleich dem späteren Hiram zu einem Baumeister, zu einem Lehrer und Beschützer der Baukunst gestaltet; er hatte den Menschen die Kunst der Ausrodung der Wälder und der Ansiedelung durch Erbauung von Häusern gebracht und war in diesem Sinne Silvanus domesticus, der Erbauer und Beschützer des Hauses.
Bei der ausserordentlichen Dürftigkeit der maurerischen Geschichtsquellen und da die eigentlichen Mysterien- oder Weihegebräuche wohl niemals niedergeschrieben waren, sondern blos traditionell oder mündlich mitgetheilt und bewahrt wurden: ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich. die ursprüngliche und alterthümliche maurerische Weihe zu erkennen, jedoch darf im Hinblicke auf den Grundgedanken vieler andern Mysterienweihen die jetzige Meisterweihe, das Wiedergeborenwerden als ein neuer Mensch und zu einem neuen unsterblichen Leben als die eigentliche und ursprüngliche Weihe angesehen werden,
1) Vergl. darüber Heidmann, a. a. O., S. 76 ff.
2) Preller, röm. Mythologie, S. 350 unten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0243"n="223"/>
hatten ihre längst bestehenden Bauverbindungen, Baumysterien, so dass die Benedictiner, wenn sie Derartiges aufnahmen und wirklich hatten, es nur aus dem Alterthume überkommen haben können. Der Baumkultus, soweit er sich in einzelnen Spuren bis auf den heutigen Tag in der Freimaurerei erhalten hat, möchte vorzüglich von dem römischen Collegium Dendrophorum oder der Baumträger stammen,<noteplace="foot"n="1)">Vergl. darüber Heidmann, a. a. O., S. 76 ff.<lb/></note> welches die Römer aus Griechenland bei sich eingeführt hatten, zuerst als eine besondere Abtheilung allen Collegien und Mysterien zugetheilt war, später aber in ein einziges Corpus verbunden und zuletzt mit den Collegien der Fabrorum, der römischen Bauleute, verschmolzen wurde. Die römischen Bauleute sollen nach Heldmann, S. 93, besonders den Silvanus , d. h. den Pan der Dendrophoren (Heldmann, S. 77), verehrt haben, da die Griechen den römischen Silvanus, den Gott der Bäume und Wälder und der Baum- und Waldcultur mit Pan und den Panisken identificirten.<noteplace="foot"n="2)">Preller, röm. Mythologie, S. 350 unten.<lb/></note> Dieser Silvanus oder Pan war aber wohl bei den Dendrophoren und den römischen Bauleuten (Structores, Aedificiorum Artifices, Operarii, Materiarii) gleich dem späteren Hiram zu einem Baumeister, zu einem Lehrer und Beschützer der Baukunst gestaltet; er hatte den Menschen die Kunst der Ausrodung der Wälder und der Ansiedelung durch Erbauung von Häusern gebracht und war in diesem Sinne Silvanus domesticus, der Erbauer und Beschützer des Hauses.</p><p>
Bei der ausserordentlichen Dürftigkeit der maurerischen Geschichtsquellen und da die eigentlichen Mysterien- oder Weihegebräuche wohl niemals niedergeschrieben waren, sondern blos traditionell oder mündlich mitgetheilt und bewahrt wurden: ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich. die ursprüngliche und alterthümliche maurerische Weihe zu erkennen, jedoch darf im Hinblicke auf den Grundgedanken vieler andern Mysterienweihen die jetzige Meisterweihe, das <hirendition="#g">Wiedergeborenwerden </hi>als ein neuer Mensch und zu einem neuen unsterblichen Leben als die eigentliche und ursprüngliche Weihe angesehen werden,</p></div></body></text></TEI>
[223/0243]
hatten ihre längst bestehenden Bauverbindungen, Baumysterien, so dass die Benedictiner, wenn sie Derartiges aufnahmen und wirklich hatten, es nur aus dem Alterthume überkommen haben können. Der Baumkultus, soweit er sich in einzelnen Spuren bis auf den heutigen Tag in der Freimaurerei erhalten hat, möchte vorzüglich von dem römischen Collegium Dendrophorum oder der Baumträger stammen, 1) welches die Römer aus Griechenland bei sich eingeführt hatten, zuerst als eine besondere Abtheilung allen Collegien und Mysterien zugetheilt war, später aber in ein einziges Corpus verbunden und zuletzt mit den Collegien der Fabrorum, der römischen Bauleute, verschmolzen wurde. Die römischen Bauleute sollen nach Heldmann, S. 93, besonders den Silvanus , d. h. den Pan der Dendrophoren (Heldmann, S. 77), verehrt haben, da die Griechen den römischen Silvanus, den Gott der Bäume und Wälder und der Baum- und Waldcultur mit Pan und den Panisken identificirten. 2) Dieser Silvanus oder Pan war aber wohl bei den Dendrophoren und den römischen Bauleuten (Structores, Aedificiorum Artifices, Operarii, Materiarii) gleich dem späteren Hiram zu einem Baumeister, zu einem Lehrer und Beschützer der Baukunst gestaltet; er hatte den Menschen die Kunst der Ausrodung der Wälder und der Ansiedelung durch Erbauung von Häusern gebracht und war in diesem Sinne Silvanus domesticus, der Erbauer und Beschützer des Hauses.
Bei der ausserordentlichen Dürftigkeit der maurerischen Geschichtsquellen und da die eigentlichen Mysterien- oder Weihegebräuche wohl niemals niedergeschrieben waren, sondern blos traditionell oder mündlich mitgetheilt und bewahrt wurden: ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich. die ursprüngliche und alterthümliche maurerische Weihe zu erkennen, jedoch darf im Hinblicke auf den Grundgedanken vieler andern Mysterienweihen die jetzige Meisterweihe, das Wiedergeborenwerden als ein neuer Mensch und zu einem neuen unsterblichen Leben als die eigentliche und ursprüngliche Weihe angesehen werden,
1) Vergl. darüber Heidmann, a. a. O., S. 76 ff.
2) Preller, röm. Mythologie, S. 350 unten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/243>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.