tern herrscht eine Nationalrohheit, die blos mit dem Goldfirniß des Luxus übertüncht ist, durch den aber der Hang zum Verwüsten über- all durchschimmert. Erstere, nur auf Vor- theile monopolistisch bedacht, werfen mehren- theils Hülfsalmosen baar, oft zu spät zu; freuen sich übrigens über die Staatskrankhei- ten jedes andern Landes, so bald sie hoffen, zu seiner, vielleicht unmöglichen, Genesung Palliativarzeneyen für recht hohe Preise lie- fern zu können.
Einem unpartheyischen Geschichtschreiber Preußens wird es an Beweisen dieser hart- scheinenden Aeußerungen nicht fehlen, wenn gleich die gute Königin mein Mißtrauen durch ihr grenzenlofes Zutrauen zu beseitigen suchte, doch mag sich später wohl ihr Glaube in vie- len Stücken geändert haben. *)
Die mir damals noch nicht ganz fehlende gesellschaftliche Lebhaftigkeit schaffte mir unter
*) Freylich ist manches in den spätern Zeiten Gesche- hene unbegreiflich wunderbar und verdient Dank und Lob. Werden aber die Urtheile über viele Ereignisse und besonders über manche Helden des Tages im Jahr 1850 nicht anders lauten, wie im Jahr 1815?
tern herrſcht eine Nationalrohheit, die blos mit dem Goldfirniß des Luxus uͤbertuͤncht iſt, durch den aber der Hang zum Verwuͤſten uͤber- all durchſchimmert. Erſtere, nur auf Vor- theile monopoliſtiſch bedacht, werfen mehren- theils Huͤlfsalmoſen baar, oft zu ſpaͤt zu; freuen ſich uͤbrigens uͤber die Staatskrankhei- ten jedes andern Landes, ſo bald ſie hoffen, zu ſeiner, vielleicht unmoͤglichen, Geneſung Palliativarzeneyen fuͤr recht hohe Preiſe lie- fern zu koͤnnen.
Einem unpartheyiſchen Geſchichtſchreiber Preußens wird es an Beweiſen dieſer hart- ſcheinenden Aeußerungen nicht fehlen, wenn gleich die gute Koͤnigin mein Mißtrauen durch ihr grenzenlofes Zutrauen zu beſeitigen ſuchte, doch mag ſich ſpaͤter wohl ihr Glaube in vie- len Stuͤcken geaͤndert haben. *)
Die mir damals noch nicht ganz fehlende geſellſchaftliche Lebhaftigkeit ſchaffte mir unter
*) Freylich iſt manches in den ſpaͤtern Zeiten Geſche- hene unbegreiflich wunderbar und verdient Dank und Lob. Werden aber die Urtheile uͤber viele Ereigniſſe und beſonders uͤber manche Helden des Tages im Jahr 1850 nicht anders lauten, wie im Jahr 1815?
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tern herrſcht eine Nationalrohheit, die blos
mit dem Goldfirniß des Luxus uͤbertuͤncht iſt,
durch den aber der Hang zum Verwuͤſten uͤber-
all durchſchimmert. Erſtere, nur auf Vor-
theile monopoliſtiſch bedacht, werfen mehren-
theils Huͤlfsalmoſen baar, oft zu ſpaͤt zu;
freuen ſich uͤbrigens uͤber die Staatskrankhei-
ten jedes andern Landes, ſo bald ſie hoffen,
zu ſeiner, vielleicht unmoͤglichen, Geneſung
Palliativarzeneyen fuͤr recht hohe Preiſe lie-
fern zu koͤnnen.
Einem unpartheyiſchen Geſchichtſchreiber
Preußens wird es an Beweiſen dieſer hart-
ſcheinenden Aeußerungen nicht fehlen, wenn
gleich die gute Koͤnigin mein Mißtrauen durch
ihr grenzenlofes Zutrauen zu beſeitigen ſuchte,
doch mag ſich ſpaͤter wohl ihr Glaube in vie-
len Stuͤcken geaͤndert haben. *)
Die mir damals noch nicht ganz fehlende
geſellſchaftliche Lebhaftigkeit ſchaffte mir unter
*) Freylich iſt manches in den ſpaͤtern Zeiten Geſche-
hene unbegreiflich wunderbar und verdient Dank und
Lob. Werden aber die Urtheile uͤber viele Ereigniſſe
und beſonders uͤber manche Helden des Tages im
Jahr 1850 nicht anders lauten, wie im Jahr 1815?
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/566>, abgerufen am 18.06.2024.
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