psc_123.001 die Production dadurch vielfach verändert: denn die Factoren psc_123.002 der Vermittlung zwischen Producent und Consument, d. h. psc_123.003 zwischen Dichter und Publicum, sind außerordentlich complicirt psc_123.004 geworden; und diese haben einen gewissen Einfluß psc_123.005 auf die Production. Jetzt sind die Zeitungen solche Vermittler psc_123.006 auch für die Poesie: sie theilen z. B. Romane im psc_123.007 Feuilleton mit, Gedichte weniger. Sonst steht zwischen psc_123.008 Dichter und Publicum der Verleger und der Sortimenter. psc_123.009 Dazu kommen dann noch weitere Factoren, z. B. in Deutschland psc_123.010 die Leihbibliothek. Alle diese Factoren wirken auf die psc_123.011 poetische Production ein; sie tragen dazu bei den Preis psc_123.012 zu bestimmen, sie stehen in Concurrenz und werben um das psc_123.013 Publicum.
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Durch alle diese Vermittlungen sind schon gewisse Formen psc_123.015 geschaffen, und Formen ganz neuer Art. Z. B. wäre psc_123.016 das Feuilleton ohne das heutige Journalwesen nicht möglich; psc_123.017 und es ist gar nicht mehr, was es eigentlich heißt. Ebenso psc_123.018 ist es mit der Recension, der litterarischen Notiz. Andererseits psc_123.019 sind in der neuen Form die alten Keime oft noch kenntlich; psc_123.020 so vertritt die Tagesneuigkeit das uralte Element der psc_123.021 Anekdote oder Novelle, das Herumtragen merkwürdiger Fälle, psc_123.022 welches Kern des Märchens ist. Deshalb konnte Achim psc_123.023 von Arnim den Dichtern rathen, ihren Stoff in der Zeitung psc_123.024 zu suchen. Denn dies Element des Unterhaltenden ist das psc_123.025 eigentliche Element der Poesie, und so repräsentirt die unterhaltende psc_123.026 Nachricht in der heutigen großen politischen Zeitung psc_123.027 die Poesie. Freilich sieht man näher zu, so ist vieles complicirter. psc_123.028 Dann ergiebt eine Analyse z. B. eben des Feuilletons,
psc_123.001 die Production dadurch vielfach verändert: denn die Factoren psc_123.002 der Vermittlung zwischen Producent und Consument, d. h. psc_123.003 zwischen Dichter und Publicum, sind außerordentlich complicirt psc_123.004 geworden; und diese haben einen gewissen Einfluß psc_123.005 auf die Production. Jetzt sind die Zeitungen solche Vermittler psc_123.006 auch für die Poesie: sie theilen z. B. Romane im psc_123.007 Feuilleton mit, Gedichte weniger. Sonst steht zwischen psc_123.008 Dichter und Publicum der Verleger und der Sortimenter. psc_123.009 Dazu kommen dann noch weitere Factoren, z. B. in Deutschland psc_123.010 die Leihbibliothek. Alle diese Factoren wirken auf die psc_123.011 poetische Production ein; sie tragen dazu bei den Preis psc_123.012 zu bestimmen, sie stehen in Concurrenz und werben um das psc_123.013 Publicum.
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Durch alle diese Vermittlungen sind schon gewisse Formen psc_123.015 geschaffen, und Formen ganz neuer Art. Z. B. wäre psc_123.016 das Feuilleton ohne das heutige Journalwesen nicht möglich; psc_123.017 und es ist gar nicht mehr, was es eigentlich heißt. Ebenso psc_123.018 ist es mit der Recension, der litterarischen Notiz. Andererseits psc_123.019 sind in der neuen Form die alten Keime oft noch kenntlich; psc_123.020 so vertritt die Tagesneuigkeit das uralte Element der psc_123.021 Anekdote oder Novelle, das Herumtragen merkwürdiger Fälle, psc_123.022 welches Kern des Märchens ist. Deshalb konnte Achim psc_123.023 von Arnim den Dichtern rathen, ihren Stoff in der Zeitung psc_123.024 zu suchen. Denn dies Element des Unterhaltenden ist das psc_123.025 eigentliche Element der Poesie, und so repräsentirt die unterhaltende psc_123.026 Nachricht in der heutigen großen politischen Zeitung psc_123.027 die Poesie. Freilich sieht man näher zu, so ist vieles complicirter. psc_123.028 Dann ergiebt eine Analyse z. B. eben des Feuilletons,
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Anekdote oder Novelle, das Herumtragen merkwürdiger Fälle, psc_123.022
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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/139>, abgerufen am 14.06.2024.
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