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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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ten/ oder vierten Tag/ 2. Vor- und eine Nachmittag/ und also fortsteigen bis
aufs höchste. Da starke Leuthe gleichwol über 7. oder 8. Stund nicht/ und
zarte Leuthe nicht über 5. oder 6. baden sollen. Jst die Außschlechte wol dar-
aussen/ so soll man gemächlich wider absteigen/ und sich wol vorsehen/ daß nicht
durch unordentliches langes bleiben/ oder heiß baden/ die zweyte/ und dritte
Außschlechte nachgezogen werde/ als welche dem Bader mehr schädlich/ als
aber nuzlich ist/ deßwegen wann die erste Außschlechte wol geheilet/ obgleich es
schon in der dritten/ oder vierten Wochen geschehen/ und man ordentlich/ wie
gesagt/ abgestigen/ kan man seine Geräth einpacken/ und sich auf die Heimreiß be-
geben. Ein absonderliches Kennzeichen einer follendeten Chur ist/ wann das Bad
selbs dem Patienten nach langem Gebrauch anfangt widrig zu seyn/ oder ih-
me von selbs erleidet. Jm Fahl die Außschlechte gar zu lang anhalten/ und zur
Heilung nit sich bequemen wolte/ sol man anfangs etwas kühler baden/ an der
Zeit desbleibens im Bad abbrechen/ und des Tags in die 3. oder 4. mahl bald
ein/ bald außgehen. Das allerbeste Zeichen/ welches auch der Besitzer des
Bads allen Gästen von Herzen anwünschet/ ist die Chur des Patienten/ und
die Befreyung von denjenigen Anligen/ welches ihne hieher getriben/ sonder-
lich auch ein leichter Leib/ dessen Verrichtungen ohne Beschwerd von statten
gehen.

Von dem Vrsprung des Hinteren Rheins.

Wann mich erinnere/ daß in disem dritten Theil des Schweizerlands
Naturgeschichten p. 25. 26. bey Anlaß einer durch die hohen Alpgebirg A. 1705.
gethanen Reise vorgestellet habe die Ursprünge zweyer Rheinen/ des vorde-
ren
auf dem Crispalt gegen dem Urseren-Thal/ und des Mittleren in dem
Lucmannischen Gebirg/ oben im Thal S. Maria, gegen dem Livinerthal/ so hof-
fe meinen geehrten Leseren einen Gefallen zu erweisen mit kürzlicher Beschrei-
bung des vornehmsten Ursprungs des hinteren Rheins/ welchen den 29.
Jul. dises nunmehr zu End lauffenden 1707. Jahr besuchet.

Morgen früh hatte zu Splügen/ Speluga, Speluca, einem berühm-
ten Dorff/ und Paß in der Landschaft Rheinwald/ die Höhe des Queksilbers
im 21. Zoll/ und um 3. Uhr Nachmittag in der Alp San Porta, Zur Por-
ten/
denen Hrn. Lorenzen von dem Dorff Hinder Rhein zustandig/ bey
des Rheins Ursprung/ die Höhe des Wetterglases wahrgenommen im 19.
Zoll 2. Serupel/ und Abends um 8. Uhr in dem Dorff Zum Rhein/ oder
Hinder Rhein 20. Zoll. 7. Scrup. Also daß der Unterscheid zwischen
Splugen und Hinderrhein ist 3. Scrup. oder 240. Schuhe nach dem ersten
Grundsatz/ (da 80. Schuhe entsprechen einem Scrupel) 270. aber nach dem
zweyten Grundsatz/ bey welchem 90. einem Scrup. entsprechen.

ten/ oder vierten Tag/ 2. Vor- und eine Nachmittag/ und alſo fortſteigen bis
aufs hoͤchſte. Da ſtarke Leuthe gleichwol uͤber 7. oder 8. Stund nicht/ und
zarte Leuthe nicht über 5. oder 6. baden ſollen. Jſt die Außſchlechte wol dar-
auſſen/ ſo ſoll man gemaͤchlich wider abſteigen/ und ſich wol vorſehen/ daß nicht
durch unordentliches langes bleiben/ oder heiß baden/ die zweyte/ und dritte
Außſchlechte nachgezogen werde/ als welche dem Bader mehr ſchaͤdlich/ als
aber nuzlich iſt/ deßwegen wann die erſte Außſchlechte wol geheilet/ obgleich es
ſchon in der dritten/ oder vierten Wochen geſchehen/ und man ordentlich/ wie
geſagt/ abgeſtigen/ kan man ſeine Geraͤth einpackẽ/ und ſich auf die Heimreiß be-
geben. Ein abſonderliches Keñzeichen einer follendeten Chur iſt/ wañ das Bad
ſelbs dem Patienten nach langem Gebrauch anfangt widrig zu ſeyn/ oder ih-
me von ſelbs erleidet. Jm Fahl die Außſchlechte gar zu lang anhalten/ und zur
Heilung nit ſich bequemen wolte/ ſol man anfangs etwas kuͤhler baden/ an der
Zeit desbleibens im Bad abbrechen/ und des Tags in die 3. oder 4. mahl bald
ein/ bald außgehen. Das allerbeſte Zeichen/ welches auch der Beſitzer des
Bads allen Gaͤſten von Herzen anwuͤnſchet/ iſt die Chur des Patienten/ und
die Befreyung von denjenigen Anligen/ welches ihne hieher getriben/ ſonder-
lich auch ein leichter Leib/ deſſen Verꝛichtungen ohne Beſchwerd von ſtatten
gehen.

Von dem Vrſprung des Hinteren Rheins.

Wann mich erinnere/ daß in diſem dritten Theil des Schweizerlands
Naturgeſchichtẽ p. 25. 26. bey Anlaß einer durch die hohen Alpgebirg A. 1705.
gethanen Reiſe vorgeſtellet habe die Urſpruͤnge zweyer Rheinen/ des vorde-
ren
auf dem Criſpalt gegen dem Urſeren-Thal/ und des Mittleren in dem
Lucmanniſchen Gebirg/ oben im Thal S. Maria, gegen dem Livinerthal/ ſo hof-
fe meinen geehrten Leſeren einen Gefallen zu erweiſen mit kuͤrzlicher Beſchrei-
bung des vornehmſten Urſprungs des hinteren Rheins/ welchen den 29.
Jul. diſes nunmehr zu End lauffenden 1707. Jahr beſuchet.

Morgen fruͤh hatte zu Splügen/ Speluga, Speluca, einem beruͤhm-
ten Dorff/ und Paß in der Landſchaft Rheinwald/ die Hoͤhe des Quekſilbers
im 21. Zoll/ und um 3. Uhr Nachmittag in der Alp San Porta, Zur Por-
ten/
denen Hrn. Lorenzen von dem Dorff Hinder Rhein zuſtandig/ bey
des Rheins Urſprung/ die Hoͤhe des Wetterglaſes wahrgenommen im 19.
Zoll 2. Serupel/ und Abends um 8. Uhr in dem Dorff Zum Rhein/ oder
Hinder Rhein 20. Zoll. 7. Scrup. Alſo daß der Unterſcheid zwiſchen
Splugen und Hinderꝛhein iſt 3. Scrup. oder 240. Schuhe nach dem erſten
Grundſatz/ (da 80. Schuhe entſprechen einem Scrupel) 270. aber nach dem
zweyten Grundſatz/ bey welchem 90. einem Scrup. entſprechen.

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[206/0240] ten/ oder vierten Tag/ 2. Vor- und eine Nachmittag/ und alſo fortſteigen bis aufs hoͤchſte. Da ſtarke Leuthe gleichwol uͤber 7. oder 8. Stund nicht/ und zarte Leuthe nicht über 5. oder 6. baden ſollen. Jſt die Außſchlechte wol dar- auſſen/ ſo ſoll man gemaͤchlich wider abſteigen/ und ſich wol vorſehen/ daß nicht durch unordentliches langes bleiben/ oder heiß baden/ die zweyte/ und dritte Außſchlechte nachgezogen werde/ als welche dem Bader mehr ſchaͤdlich/ als aber nuzlich iſt/ deßwegen wann die erſte Außſchlechte wol geheilet/ obgleich es ſchon in der dritten/ oder vierten Wochen geſchehen/ und man ordentlich/ wie geſagt/ abgeſtigen/ kan man ſeine Geraͤth einpackẽ/ und ſich auf die Heimreiß be- geben. Ein abſonderliches Keñzeichen einer follendeten Chur iſt/ wañ das Bad ſelbs dem Patienten nach langem Gebrauch anfangt widrig zu ſeyn/ oder ih- me von ſelbs erleidet. Jm Fahl die Außſchlechte gar zu lang anhalten/ und zur Heilung nit ſich bequemen wolte/ ſol man anfangs etwas kuͤhler baden/ an der Zeit desbleibens im Bad abbrechen/ und des Tags in die 3. oder 4. mahl bald ein/ bald außgehen. Das allerbeſte Zeichen/ welches auch der Beſitzer des Bads allen Gaͤſten von Herzen anwuͤnſchet/ iſt die Chur des Patienten/ und die Befreyung von denjenigen Anligen/ welches ihne hieher getriben/ ſonder- lich auch ein leichter Leib/ deſſen Verꝛichtungen ohne Beſchwerd von ſtatten gehen. Von dem Vrſprung des Hinteren Rheins. Wann mich erinnere/ daß in diſem dritten Theil des Schweizerlands Naturgeſchichtẽ p. 25. 26. bey Anlaß einer durch die hohen Alpgebirg A. 1705. gethanen Reiſe vorgeſtellet habe die Urſpruͤnge zweyer Rheinen/ des vorde- ren auf dem Criſpalt gegen dem Urſeren-Thal/ und des Mittleren in dem Lucmanniſchen Gebirg/ oben im Thal S. Maria, gegen dem Livinerthal/ ſo hof- fe meinen geehrten Leſeren einen Gefallen zu erweiſen mit kuͤrzlicher Beſchrei- bung des vornehmſten Urſprungs des hinteren Rheins/ welchen den 29. Jul. diſes nunmehr zu End lauffenden 1707. Jahr beſuchet. Morgen fruͤh hatte zu Splügen/ Speluga, Speluca, einem beruͤhm- ten Dorff/ und Paß in der Landſchaft Rheinwald/ die Hoͤhe des Quekſilbers im 21. Zoll/ und um 3. Uhr Nachmittag in der Alp San Porta, Zur Por- ten/ denen Hrn. Lorenzen von dem Dorff Hinder Rhein zuſtandig/ bey des Rheins Urſprung/ die Hoͤhe des Wetterglaſes wahrgenommen im 19. Zoll 2. Serupel/ und Abends um 8. Uhr in dem Dorff Zum Rhein/ oder Hinder Rhein 20. Zoll. 7. Scrup. Alſo daß der Unterſcheid zwiſchen Splugen und Hinderꝛhein iſt 3. Scrup. oder 240. Schuhe nach dem erſten Grundſatz/ (da 80. Schuhe entſprechen einem Scrupel) 270. aber nach dem zweyten Grundſatz/ bey welchem 90. einem Scrup. entſprechen.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/240>, abgerufen am 10.11.2024.