Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Zu der Bekräftigung vernehmt noch diesen Fall; 490"Nur diesem wiedmet ihr gewiß ein Ehren-Mahl. "Ein Fall, wo der Beweis in unsern Ohren klunge "Wie weit Barmherzigkeit in ihre Seele drunge. "Theresia zu Pferd, mit solcher Pracht geschmückt, "Dergleichen man im Pomp der Helden nicht erblickt, 495"Kann ihren grossen Geist auf arme Kinder lencken, "Aus Beyleid ihnen Sorg', Erbarmen, Kummer schencken. "Jst dieß Barmherzigkeit? da sie den Degen führt, "Bezeugt sie das Gemüth durch meine Kraft gerührt. "Habt ihr nicht den Triumpf des Ritter-Spiels gesehen, 500"Wo die Begebenheit von ungefähr geschehen? "Sie ritt auf Krieger-Art als Ritterinn daher, "Erhöhte den zum Kampf schon eingelegten Speer; 499. "Ein 499. [Spaltenumbruch]
Welches den 2ten Januarij
[Spaltenumbruch] 1743. gehalten wurde.
„Zu der Bekraͤftigung vernehmt noch dieſen Fall; 490„Nur dieſem wiedmet ihr gewiß ein Ehren-Mahl. „Ein Fall, wo der Beweis in unſern Ohren klunge „Wie weit Barmherzigkeit in ihre Seele drunge. „Thereſia zu Pferd, mit ſolcher Pracht geſchmuͤckt, „Dergleichen man im Pomp der Helden nicht erblickt, 495„Kann ihren groſſen Geiſt auf arme Kinder lencken, „Aus Beyleid ihnen Sorg’, Erbarmen, Kummer ſchencken. „Jſt dieß Barmherzigkeit? da ſie den Degen fuͤhrt, „Bezeugt ſie das Gemuͤth durch meine Kraft geruͤhrt. „Habt ihr nicht den Triumpf des Ritter-Spiels geſehen, 500„Wo die Begebenheit von ungefaͤhr geſchehen? „Sie ritt auf Krieger-Art als Ritterinn daher, „Erhoͤhte den zum Kampf ſchon eingelegten Speer; 499. „Ein 499. [Spaltenumbruch]
Welches den 2ten Januarij
[Spaltenumbruch] 1743. gehalten wurde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <l> <pb facs="#f0169"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw> </l><lb/> <l>„Wer ſeynd die Flehenden? die ſie durch mich geſpeißt,</l><lb/> <l>„Getraͤnckt, bedeckt, getroͤſt, und noch aus Wehmuth reißt.</l><lb/> <l>„Jezt ſchreyt ein armes Weib: (vergoͤnnet das Gehoͤre)</l><lb/> <l>„<hi rendition="#fr">Thereſia</hi> ſchickt Hilff! daß GOtt ihr Haus vermehre!<lb/><note place="left">485</note>„Kein Wunder. Alles traͤgt mir dieſes Zeugnis bey:</l><lb/> <l>„Daß die Barmherzigkeit der Wohlfart Stuͤze ſey.</l><lb/> <l>„Durch meine Werck’ hab’ ich die Macht des Throns verneuert,</l><lb/> <l>„Und den Bedrohungen des Untergangs geſteuert.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Zu der Bekraͤftigung vernehmt noch dieſen Fall;<lb/><note place="left">490</note>„Nur dieſem wiedmet ihr gewiß ein Ehren-Mahl.</l><lb/> <l>„Ein Fall, wo der Beweis in unſern Ohren klunge</l><lb/> <l>„Wie weit Barmherzigkeit in ihre Seele drunge.</l><lb/> <l>„<hi rendition="#fr">Thereſia</hi> zu Pferd, mit ſolcher Pracht geſchmuͤckt,</l><lb/> <l>„Dergleichen man im Pomp der Helden nicht erblickt,<lb/><note place="left">495</note>„Kann ihren groſſen Geiſt auf arme Kinder lencken,</l><lb/> <l>„Aus Beyleid ihnen Sorg’, Erbarmen, Kummer ſchencken.</l><lb/> <l>„Jſt dieß Barmherzigkeit? da ſie den Degen fuͤhrt,</l><lb/> <l>„Bezeugt ſie das Gemuͤth durch meine Kraft geruͤhrt.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Habt ihr nicht den Triumpf des Ritter-Spiels geſehen,<lb/><note place="left">500</note>„Wo die Begebenheit von ungefaͤhr geſchehen?</l><lb/> <l>„Sie ritt auf Krieger-Art als Ritterinn daher,</l><lb/> <l>„Erhoͤhte den zum Kampf ſchon eingelegten Speer;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Ein</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note place="foot" n="499."><cb/> Welches den 2ten Januarij<lb/><cb/> 1743. gehalten wurde.</note><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0169]
Thereſiade
„Wer ſeynd die Flehenden? die ſie durch mich geſpeißt,
„Getraͤnckt, bedeckt, getroͤſt, und noch aus Wehmuth reißt.
„Jezt ſchreyt ein armes Weib: (vergoͤnnet das Gehoͤre)
„Thereſia ſchickt Hilff! daß GOtt ihr Haus vermehre!
„Kein Wunder. Alles traͤgt mir dieſes Zeugnis bey:
„Daß die Barmherzigkeit der Wohlfart Stuͤze ſey.
„Durch meine Werck’ hab’ ich die Macht des Throns verneuert,
„Und den Bedrohungen des Untergangs geſteuert.
„Zu der Bekraͤftigung vernehmt noch dieſen Fall;
„Nur dieſem wiedmet ihr gewiß ein Ehren-Mahl.
„Ein Fall, wo der Beweis in unſern Ohren klunge
„Wie weit Barmherzigkeit in ihre Seele drunge.
„Thereſia zu Pferd, mit ſolcher Pracht geſchmuͤckt,
„Dergleichen man im Pomp der Helden nicht erblickt,
„Kann ihren groſſen Geiſt auf arme Kinder lencken,
„Aus Beyleid ihnen Sorg’, Erbarmen, Kummer ſchencken.
„Jſt dieß Barmherzigkeit? da ſie den Degen fuͤhrt,
„Bezeugt ſie das Gemuͤth durch meine Kraft geruͤhrt.
„Habt ihr nicht den Triumpf des Ritter-Spiels geſehen,
„Wo die Begebenheit von ungefaͤhr geſchehen?
„Sie ritt auf Krieger-Art als Ritterinn daher,
„Erhoͤhte den zum Kampf ſchon eingelegten Speer;
„Ein
499.
499.
Welches den 2ten Januarij
1743. gehalten wurde.
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Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/169>, abgerufen am 17.06.2024. |