Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Zehndes Buch. "Wo man um den Besiz ererbter Rechte sicht,"Wo es dem Feind an Recht und Billigkeit gebricht, "Da kann man leicht des Kriegs, Frucht, End und Folg ermessen. "GOtt schlägt die, welche GOtt aus Herrsch-Begier vergessen. Sie schwieg: und gleich darauf entstunde bey dem Kreiß Von der Gefälligkeit ein murmelnder Beweis. Es war noch niemand da, was anders vorzubringen, So daß die Blicke nur dort an den Kindern hiengen. Jnzwischen hört' ich still das treu-gesinnte Wort: 470"O Seegen-reiche Frau! du führst uns an den Port "Des wahren Wohlergehns! Ein anderes versezte: "Wer ist der dich nicht mehr als Königreiche schäzte? Thalia selber auch brach in den Ausdruck aus: "O dreymahl glückliches von GOtt bewahrtes Haus! 475"Wär nicht der Thron in Schutt, die Stadt in Graus verkehret? "Hätt nicht der Feind das Land mit Schwert und Brand verheeret, "Wie er von Anbeginn des Kriegs mit Hochmuth schwor; "Wann nicht die Königinn mit ihrem Tugend-Chor "Regent gewesen wär? hätt sie ihr nicht gegleichet, 480"So hätten wir schon längst den Untergang erreichet. "Mit einem Wort: es ist nichts als Theresia "Durch die das Vaterland den Sturm vergehen sah! Vernahm ich wieder still ..... Von einer andern Seite: "O daß ihr GOtt die Zeit des spätsten Alters weihte! 485 "Aus P p 3
Zehndes Buch. „Wo man um den Beſiz ererbter Rechte ſicht,„Wo es dem Feind an Recht und Billigkeit gebricht, „Da kann man leicht des Kriegs, Frucht, End und Folg ermeſſen. „GOtt ſchlaͤgt die, welche GOtt aus Herꝛſch-Begier vergeſſen. Sie ſchwieg: und gleich darauf entſtunde bey dem Kreiß Von der Gefaͤlligkeit ein murmelnder Beweis. Es war noch niemand da, was anders vorzubringen, So daß die Blicke nur dort an den Kindern hiengen. Jnzwiſchen hoͤrt’ ich ſtill das treu-geſinnte Wort: 470„O Seegen-reiche Frau! du fuͤhrſt uns an den Port „Des wahren Wohlergehns! Ein anderes verſezte: „Wer iſt der dich nicht mehr als Koͤnigreiche ſchaͤzte? Thalia ſelber auch brach in den Ausdruck aus: „O dreymahl gluͤckliches von GOtt bewahrtes Haus! 475„Waͤr nicht der Thron in Schutt, die Stadt in Graus verkehret? „Haͤtt nicht der Feind das Land mit Schwert und Brand verheeret, „Wie er von Anbeginn des Kriegs mit Hochmuth ſchwor; „Wann nicht die Koͤniginn mit ihrem Tugend-Chor „Regent geweſen waͤr? haͤtt ſie ihr nicht gegleichet, 480„So haͤtten wir ſchon laͤngſt den Untergang erreichet. „Mit einem Wort: es iſt nichts als Thereſia „Durch die das Vaterland den Sturm vergehen ſah! Vernahm ich wieder ſtill ..... Von einer andern Seite: „O daß ihr GOtt die Zeit des ſpaͤtſten Alters weihte! 485 „Aus P p 3
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Zehndes Buch.
„Wo man um den Beſiz ererbter Rechte ſicht,
„Wo es dem Feind an Recht und Billigkeit gebricht,
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„GOtt ſchlaͤgt die, welche GOtt aus Herꝛſch-Begier vergeſſen.
Sie ſchwieg: und gleich darauf entſtunde bey dem Kreiß
Von der Gefaͤlligkeit ein murmelnder Beweis.
Es war noch niemand da, was anders vorzubringen,
So daß die Blicke nur dort an den Kindern hiengen.
Jnzwiſchen hoͤrt’ ich ſtill das treu-geſinnte Wort:
„O Seegen-reiche Frau! du fuͤhrſt uns an den Port
„Des wahren Wohlergehns! Ein anderes verſezte:
„Wer iſt der dich nicht mehr als Koͤnigreiche ſchaͤzte?
Thalia ſelber auch brach in den Ausdruck aus:
„O dreymahl gluͤckliches von GOtt bewahrtes Haus!
„Waͤr nicht der Thron in Schutt, die Stadt in Graus verkehret?
„Haͤtt nicht der Feind das Land mit Schwert und Brand verheeret,
„Wie er von Anbeginn des Kriegs mit Hochmuth ſchwor;
„Wann nicht die Koͤniginn mit ihrem Tugend-Chor
„Regent geweſen waͤr? haͤtt ſie ihr nicht gegleichet,
„So haͤtten wir ſchon laͤngſt den Untergang erreichet.
„Mit einem Wort: es iſt nichts als Thereſia
„Durch die das Vaterland den Sturm vergehen ſah!
Vernahm ich wieder ſtill ..... Von einer andern Seite:
„O daß ihr GOtt die Zeit des ſpaͤtſten Alters weihte!
485 „Aus
P p 3
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