Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade "Durch euern Finger-Zeig die Helden-Kunst gelernt;530"Jhr wißt, daß ihr Gemüth sich nicht davon entfernt; "Daß uns der Sachen Lauf durch euern Schuz gelungen; "Daß dieß die Quelle sey woraus uns Heil entsprungen. "So fahret, Tugenden! in der Gewohnheit fort "Dem Thron geneigt zu seyn! beschüzet diesen Ort, 535"Den ihr so lang besizt. Beschüzet Volck und Länder! "Jhr habt für euer Amt nunmehr gewünschte Pfänder, "Die Frucht der Danckbarkeit. Befleißt euch sonderlich "Jn Zukunft, daß ihr stets vereint und schwesterlich "Was jeder obligt, übt. Man sieht den Feind sich mehren; 540"Er eilt schon wiederum mit neu-geworbnen Heeren "Auf unsre Grenzen zu. List und Verrätherey "Steht seiner Ländersucht, die er beschönet, bey; "Die kann der größten Macht oft plözlich Unglück bringen, "Besonders wo man pflegt mit Sicherheit zu ringen. 545"Mißtrauet eigner Macht, und förchtet euern Feind, "Gedenckt, daß überall desselben Schlingen seynd. "Laßt euch die Stärcke nicht mit ihren Fahnen schmeicheln, "Jhr Schaaren-reicher Schein beruht oft nur im Heucheln. "Zu viele Sicherheit nüzt oft dem Feinde mehr 550"Als seiner Waffen Macht, als ein sieghaftes Heer; "Absonderlich wo wir uns nur auf sie verlassen, "Und unsre Feinde nicht mit scharffem Auge fassen. "Oft
Thereſiade „Durch euern Finger-Zeig die Helden-Kunſt gelernt;530„Jhr wißt, daß ihr Gemuͤth ſich nicht davon entfernt; „Daß uns der Sachen Lauf durch euern Schuz gelungen; „Daß dieß die Quelle ſey woraus uns Heil entſprungen. „So fahret, Tugenden! in der Gewohnheit fort „Dem Thron geneigt zu ſeyn! beſchuͤzet dieſen Ort, 535„Den ihr ſo lang beſizt. Beſchuͤzet Volck und Laͤnder! „Jhr habt fuͤr euer Amt nunmehr gewuͤnſchte Pfaͤnder, „Die Frucht der Danckbarkeit. Befleißt euch ſonderlich „Jn Zukunft, daß ihr ſtets vereint und ſchweſterlich „Was jeder obligt, uͤbt. Man ſieht den Feind ſich mehren; 540„Er eilt ſchon wiederum mit neu-geworbnen Heeren „Auf unſre Grenzen zu. Liſt und Verraͤtherey „Steht ſeiner Laͤnderſucht, die er beſchoͤnet, bey; „Die kann der groͤßten Macht oft ploͤzlich Ungluͤck bringen, „Beſonders wo man pflegt mit Sicherheit zu ringen. 545„Mißtrauet eigner Macht, und foͤrchtet euern Feind, „Gedenckt, daß uͤberall deſſelben Schlingen ſeynd. „Laßt euch die Staͤrcke nicht mit ihren Fahnen ſchmeicheln, „Jhr Schaaren-reicher Schein beruht oft nur im Heucheln. „Zu viele Sicherheit nuͤzt oft dem Feinde mehr 550„Als ſeiner Waffen Macht, als ein ſieghaftes Heer; „Abſonderlich wo wir uns nur auf ſie verlaſſen, „Und unſre Feinde nicht mit ſcharffem Auge faſſen. „Oft
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Thereſiade
„Durch euern Finger-Zeig die Helden-Kunſt gelernt;
„Jhr wißt, daß ihr Gemuͤth ſich nicht davon entfernt;
„Daß uns der Sachen Lauf durch euern Schuz gelungen;
„Daß dieß die Quelle ſey woraus uns Heil entſprungen.
„So fahret, Tugenden! in der Gewohnheit fort
„Dem Thron geneigt zu ſeyn! beſchuͤzet dieſen Ort,
„Den ihr ſo lang beſizt. Beſchuͤzet Volck und Laͤnder!
„Jhr habt fuͤr euer Amt nunmehr gewuͤnſchte Pfaͤnder,
„Die Frucht der Danckbarkeit. Befleißt euch ſonderlich
„Jn Zukunft, daß ihr ſtets vereint und ſchweſterlich
„Was jeder obligt, uͤbt. Man ſieht den Feind ſich mehren;
„Er eilt ſchon wiederum mit neu-geworbnen Heeren
„Auf unſre Grenzen zu. Liſt und Verraͤtherey
„Steht ſeiner Laͤnderſucht, die er beſchoͤnet, bey;
„Die kann der groͤßten Macht oft ploͤzlich Ungluͤck bringen,
„Beſonders wo man pflegt mit Sicherheit zu ringen.
„Mißtrauet eigner Macht, und foͤrchtet euern Feind,
„Gedenckt, daß uͤberall deſſelben Schlingen ſeynd.
„Laßt euch die Staͤrcke nicht mit ihren Fahnen ſchmeicheln,
„Jhr Schaaren-reicher Schein beruht oft nur im Heucheln.
„Zu viele Sicherheit nuͤzt oft dem Feinde mehr
„Als ſeiner Waffen Macht, als ein ſieghaftes Heer;
„Abſonderlich wo wir uns nur auf ſie verlaſſen,
„Und unſre Feinde nicht mit ſcharffem Auge faſſen.
„Oft
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