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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Eilftes Buch.
"Nichts ist ihm recht gethan; selbst auch der schönste Tag
"Gereicht ihm zum Verdruß, er nennt ihn eine Plag,
"Und will die Sonne nicht; warum? er strebt nach Regen,
"Bey dem ist ihm sodann am Sonnen-Schein gelegen.
505"Steht Ordnung und Gesaz zu seinem Wohl bereit,
"So sagt er, beydes sey Zwang und Bottmässigkeit.
"Er schont der Fürsten nicht, der allerbesten Fürsten,
"Er glaubt ihr Herrschen sey nach seinen Gütern dürsten.
"Er argwohnt, daß der Thron, worauf man sie erhöht,
510"Nur auf des Unterthans beschwerten Schultern steht.
"Vermeinst du, Königinn! die Tugenden vermögen
"Dem Pöbel einen Zaum an seinen Wahn zu legen?
"Es fliegt die Fledermaus mit Haß im Tag herum;
"Die Spinne läßt ihr Gift auch auf die schönste Bluhm;
515"Kurz: er verschmäht und haßt, schäzt und verlangt die Sachen,
"Nicht wie sie selber seynd; wie er sie pflegt zu machen.
"Es kommt zu Zeiten ihm ein Fernglaß in die Hand,
"Mit diesem schauet er auf seinen Gegenstand;
"Weil aber sein Gesicht die Seh-Kunst nicht verstehet,
520"Das Augen-Rohr verkehrt nach seiner Absicht drehet;
"So scheint der größte Thurn in seinem Auge klein,
"Und daß, was nahe steht, entfernet müsse seyn.
"Der Pöbel ist ein Rath, der stets mit Blindheit wählet;
"Jm wählen fehlt, doch wählt; im wählen wieder fehlet.
525 "Er
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Eilftes Buch.
„Nichts iſt ihm recht gethan; ſelbſt auch der ſchoͤnſte Tag
„Gereicht ihm zum Verdruß, er nennt ihn eine Plag,
„Und will die Sonne nicht; warum? er ſtrebt nach Regen,
„Bey dem iſt ihm ſodann am Sonnen-Schein gelegen.
505„Steht Ordnung und Geſaz zu ſeinem Wohl bereit,
„So ſagt er, beydes ſey Zwang und Bottmaͤſſigkeit.
„Er ſchont der Fuͤrſten nicht, der allerbeſten Fuͤrſten,
„Er glaubt ihr Herꝛſchen ſey nach ſeinen Guͤtern duͤrſten.
„Er argwohnt, daß der Thron, worauf man ſie erhoͤht,
510„Nur auf des Unterthans beſchwerten Schultern ſteht.
„Vermeinſt du, Koͤniginn! die Tugenden vermoͤgen
„Dem Poͤbel einen Zaum an ſeinen Wahn zu legen?
„Es fliegt die Fledermaus mit Haß im Tag herum;
„Die Spinne laͤßt ihr Gift auch auf die ſchoͤnſte Bluhm;
515„Kurz: er verſchmaͤht und haßt, ſchaͤzt und verlangt die Sachen,
„Nicht wie ſie ſelber ſeynd; wie er ſie pflegt zu machen.
„Es kommt zu Zeiten ihm ein Fernglaß in die Hand,
„Mit dieſem ſchauet er auf ſeinen Gegenſtand;
„Weil aber ſein Geſicht die Seh-Kunſt nicht verſtehet,
520„Das Augen-Rohr verkehrt nach ſeiner Abſicht drehet;
„So ſcheint der groͤßte Thurn in ſeinem Auge klein,
„Und daß, was nahe ſteht, entfernet muͤſſe ſeyn.
„Der Poͤbel iſt ein Rath, der ſtets mit Blindheit waͤhlet;
„Jm waͤhlen fehlt, doch waͤhlt; im waͤhlen wieder fehlet.
525 „Er
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[0139] Eilftes Buch. „Nichts iſt ihm recht gethan; ſelbſt auch der ſchoͤnſte Tag „Gereicht ihm zum Verdruß, er nennt ihn eine Plag, „Und will die Sonne nicht; warum? er ſtrebt nach Regen, „Bey dem iſt ihm ſodann am Sonnen-Schein gelegen. „Steht Ordnung und Geſaz zu ſeinem Wohl bereit, „So ſagt er, beydes ſey Zwang und Bottmaͤſſigkeit. „Er ſchont der Fuͤrſten nicht, der allerbeſten Fuͤrſten, „Er glaubt ihr Herꝛſchen ſey nach ſeinen Guͤtern duͤrſten. „Er argwohnt, daß der Thron, worauf man ſie erhoͤht, „Nur auf des Unterthans beſchwerten Schultern ſteht. „Vermeinſt du, Koͤniginn! die Tugenden vermoͤgen „Dem Poͤbel einen Zaum an ſeinen Wahn zu legen? „Es fliegt die Fledermaus mit Haß im Tag herum; „Die Spinne laͤßt ihr Gift auch auf die ſchoͤnſte Bluhm; „Kurz: er verſchmaͤht und haßt, ſchaͤzt und verlangt die Sachen, „Nicht wie ſie ſelber ſeynd; wie er ſie pflegt zu machen. „Es kommt zu Zeiten ihm ein Fernglaß in die Hand, „Mit dieſem ſchauet er auf ſeinen Gegenſtand; „Weil aber ſein Geſicht die Seh-Kunſt nicht verſtehet, „Das Augen-Rohr verkehrt nach ſeiner Abſicht drehet; „So ſcheint der groͤßte Thurn in ſeinem Auge klein, „Und daß, was nahe ſteht, entfernet muͤſſe ſeyn. „Der Poͤbel iſt ein Rath, der ſtets mit Blindheit waͤhlet; „Jm waͤhlen fehlt, doch waͤhlt; im waͤhlen wieder fehlet. 525 „Er T t

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/139>, abgerufen am 31.10.2024.