Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
An einen jungen blühenden Gemahl Verlier ich meine lang beseßnen Rechte, Heruntersteigen soll ich von der Bühne, Wo ich so lange als der Erste glänzte. Nicht ihre Hand allein, auch ihre Gunst Droht mir der neue Ankömmling zu rauben. Sie ist ein Weib, und er ist liebenswerth. Mortimer. Er ist Kathrinens Sohn. In guter Schule Hat er des Schmeichelns Künste ausgelernt. Leicester. So stürzen meine Hoffnungen -- ich suche In diesem Schiffbruch meines Glücks ein Bret Zu fassen -- und mein Auge wendet sich Der ersten schönen Hoffnung wieder zu. Mariens Bild, in ihrer Reize Glanz, Stand neu vor mir, Schönheit und Jugend traten In ihre vollen Rechte wieder ein, Nicht kalter Ehrgeiz mehr, das Herz verglich, Und ich empfand, welch Kleinod ich verloren. Mit Schrecken seh' ich sie in tiefes Elend Herabgestürzt, gestürzt durch mein Verschulden. Da wird in mir die Hoffnung wach, ob ich Sie jetzt noch retten könnte und besitzen. Durch eine treue Hand gelingt es mir,
An einen jungen bluͤhenden Gemahl Verlier ich meine lang beſeßnen Rechte, Herunterſteigen ſoll ich von der Buͤhne, Wo ich ſo lange als der Erſte glaͤnzte. Nicht ihre Hand allein, auch ihre Gunſt Droht mir der neue Ankoͤmmling zu rauben. Sie iſt ein Weib, und er iſt liebenswerth. Mortimer. Er iſt Kathrinens Sohn. In guter Schule Hat er des Schmeichelns Kuͤnſte ausgelernt. Leiceſter. So ſtuͤrzen meine Hoffnungen — ich ſuche In dieſem Schiffbruch meines Gluͤcks ein Bret Zu faſſen — und mein Auge wendet ſich Der erſten ſchoͤnen Hoffnung wieder zu. Mariens Bild, in ihrer Reize Glanz, Stand neu vor mir, Schoͤnheit und Jugend traten In ihre vollen Rechte wieder ein, Nicht kalter Ehrgeiz mehr, das Herz verglich, Und ich empfand, welch Kleinod ich verloren. Mit Schrecken ſeh' ich ſie in tiefes Elend Herabgeſtuͤrzt, geſtuͤrzt durch mein Verſchulden. Da wird in mir die Hoffnung wach, ob ich Sie jetzt noch retten koͤnnte und beſitzen. Durch eine treue Hand gelingt es mir, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LEIGRA"> <p><pb facs="#f0107" n="101"/> An einen jungen bluͤhenden Gemahl<lb/> Verlier ich meine lang beſeßnen Rechte,<lb/> Herunterſteigen ſoll ich von der Buͤhne,<lb/> Wo ich ſo lange als der Erſte glaͤnzte.<lb/> Nicht ihre Hand allein, auch ihre Gunſt<lb/> Droht mir der neue Ankoͤmmling zu rauben.<lb/> Sie iſt ein Weib, und er iſt liebenswerth.</p><lb/> </sp> <sp who="#MOR"> <speaker><hi rendition="#g">Mortimer</hi>.</speaker><lb/> <p>Er iſt Kathrinens Sohn. In guter Schule<lb/> Hat er des Schmeichelns Kuͤnſte ausgelernt.</p><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <p>So ſtuͤrzen meine Hoffnungen — ich ſuche<lb/> In dieſem Schiffbruch meines Gluͤcks ein Bret<lb/> Zu faſſen — und mein Auge wendet ſich<lb/> Der erſten ſchoͤnen Hoffnung wieder zu.<lb/> Mariens Bild, in ihrer Reize Glanz,<lb/> Stand neu vor mir, Schoͤnheit und Jugend traten<lb/> In ihre vollen Rechte wieder ein,<lb/> Nicht kalter Ehrgeiz mehr, das Herz verglich,<lb/> Und ich empfand, welch Kleinod ich verloren.<lb/> Mit Schrecken ſeh' ich ſie in tiefes Elend<lb/> Herabgeſtuͤrzt, geſtuͤrzt durch mein Verſchulden.<lb/> Da wird in mir die Hoffnung wach, ob ich<lb/> Sie jetzt noch retten koͤnnte und beſitzen.<lb/> Durch eine treue Hand gelingt es mir,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
An einen jungen bluͤhenden Gemahl
Verlier ich meine lang beſeßnen Rechte,
Herunterſteigen ſoll ich von der Buͤhne,
Wo ich ſo lange als der Erſte glaͤnzte.
Nicht ihre Hand allein, auch ihre Gunſt
Droht mir der neue Ankoͤmmling zu rauben.
Sie iſt ein Weib, und er iſt liebenswerth.
Mortimer.
Er iſt Kathrinens Sohn. In guter Schule
Hat er des Schmeichelns Kuͤnſte ausgelernt.
Leiceſter.
So ſtuͤrzen meine Hoffnungen — ich ſuche
In dieſem Schiffbruch meines Gluͤcks ein Bret
Zu faſſen — und mein Auge wendet ſich
Der erſten ſchoͤnen Hoffnung wieder zu.
Mariens Bild, in ihrer Reize Glanz,
Stand neu vor mir, Schoͤnheit und Jugend traten
In ihre vollen Rechte wieder ein,
Nicht kalter Ehrgeiz mehr, das Herz verglich,
Und ich empfand, welch Kleinod ich verloren.
Mit Schrecken ſeh' ich ſie in tiefes Elend
Herabgeſtuͤrzt, geſtuͤrzt durch mein Verſchulden.
Da wird in mir die Hoffnung wach, ob ich
Sie jetzt noch retten koͤnnte und beſitzen.
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