Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Kein Leidender auf dieser Insel trauern! Die Gnade glänzt auf deinem Angesicht, O! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts Auf eine unglücksvolle Fürstin fiele, Die Frankreich und Brittannien gleich nahe Angeht -- Elisabeth. Nicht weiter, Graf! Vermengen wir Nicht zwey ganz unvereinbare Geschäfte. Wenn Frankreich ernstlich meinen Bund verlangt, Muß es auch meine Sorgen mit mir theilen, Und meiner Feinde Freund nicht seyn -- Aubespine. Unwürdig In deinen eignen Augen würd' es handeln, Wenn es die Unglückselige, die Glaubens- Verwandte, und die Wittwe seines Königs In diesem Bund vergäße -- Schon die Ehre, Die Menschlichkeit verlangt -- Elisabeth. In diesem Sinn Weiß ich sein Fürwort nach Gebühr zu schätzen. Frankreich erfüllt die Freundespflicht, mir wird Verstattet seyn, als Königin zu handeln. (Sie neigt sich gegen die französischen Herrn, welche sich mit den übrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.)
Kein Leidender auf dieſer Inſel trauern! Die Gnade glaͤnzt auf deinem Angeſicht, O! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts Auf eine ungluͤcksvolle Fuͤrſtin fiele, Die Frankreich und Brittannien gleich nahe Angeht — Eliſabeth. Nicht weiter, Graf! Vermengen wir Nicht zwey ganz unvereinbare Geſchaͤfte. Wenn Frankreich ernſtlich meinen Bund verlangt, Muß es auch meine Sorgen mit mir theilen, Und meiner Feinde Freund nicht ſeyn — Aubeſpine. Unwuͤrdig In deinen eignen Augen wuͤrd' es handeln, Wenn es die Ungluͤckſelige, die Glaubens- Verwandte, und die Wittwe ſeines Koͤnigs In dieſem Bund vergaͤße — Schon die Ehre, Die Menſchlichkeit verlangt — Eliſabeth. In dieſem Sinn Weiß ich ſein Fuͤrwort nach Gebuͤhr zu ſchaͤtzen. Frankreich erfuͤllt die Freundespflicht, mir wird Verſtattet ſeyn, als Koͤnigin zu handeln. (Sie neigt ſich gegen die franzoͤſiſchen Herrn, welche ſich mit den uͤbrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AUBGRA"> <p><pb facs="#f0076" n="70"/> Kein Leidender auf dieſer Inſel trauern!<lb/> Die Gnade glaͤnzt auf deinem Angeſicht,<lb/> O! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts<lb/> Auf eine ungluͤcksvolle Fuͤrſtin fiele,<lb/> Die Frankreich und Brittannien gleich nahe<lb/> Angeht —</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <p>Nicht weiter, Graf! Vermengen wir<lb/> Nicht zwey ganz unvereinbare Geſchaͤfte.<lb/> Wenn Frankreich ernſtlich meinen Bund verlangt,<lb/> Muß es auch meine Sorgen mit mir theilen,<lb/> Und meiner Feinde Freund nicht ſeyn —</p><lb/> </sp> <sp who="#AUBGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Aubeſpine</hi>.</speaker><lb/> <p>Unwuͤrdig<lb/> In deinen eignen Augen wuͤrd' es handeln,<lb/> Wenn es die Ungluͤckſelige, die Glaubens-<lb/> Verwandte, und die Wittwe ſeines Koͤnigs<lb/> In dieſem Bund vergaͤße — Schon die Ehre,<lb/> Die Menſchlichkeit verlangt —</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <p>In dieſem Sinn<lb/> Weiß ich ſein Fuͤrwort nach Gebuͤhr zu ſchaͤtzen.<lb/> Frankreich erfuͤllt die Freundespflicht, mir wird<lb/> Verſtattet ſeyn, als Koͤnigin zu handeln.</p><lb/> <stage>(Sie neigt ſich gegen die franzoͤſiſchen Herrn, welche ſich mit<lb/> den uͤbrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [70/0076]
Kein Leidender auf dieſer Inſel trauern!
Die Gnade glaͤnzt auf deinem Angeſicht,
O! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts
Auf eine ungluͤcksvolle Fuͤrſtin fiele,
Die Frankreich und Brittannien gleich nahe
Angeht —
Eliſabeth.
Nicht weiter, Graf! Vermengen wir
Nicht zwey ganz unvereinbare Geſchaͤfte.
Wenn Frankreich ernſtlich meinen Bund verlangt,
Muß es auch meine Sorgen mit mir theilen,
Und meiner Feinde Freund nicht ſeyn —
Aubeſpine.
Unwuͤrdig
In deinen eignen Augen wuͤrd' es handeln,
Wenn es die Ungluͤckſelige, die Glaubens-
Verwandte, und die Wittwe ſeines Koͤnigs
In dieſem Bund vergaͤße — Schon die Ehre,
Die Menſchlichkeit verlangt —
Eliſabeth.
In dieſem Sinn
Weiß ich ſein Fuͤrwort nach Gebuͤhr zu ſchaͤtzen.
Frankreich erfuͤllt die Freundespflicht, mir wird
Verſtattet ſeyn, als Koͤnigin zu handeln.
(Sie neigt ſich gegen die franzoͤſiſchen Herrn, welche ſich mit
den uͤbrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |