Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.du von mir verlangst -- nur nicht wieder zu diesen . . . eher will ich sterben! Hat keine Gefahr, Franzel! rief Hanney. Weil ich dich nur wieder hab', sollen nur noch ein paar hundert solche Hanaken und Türken herkommen und sollen's probiren, dich mir zu entreißen! -- Mit einer geschickten Wendung stellte er sich so, daß er den Rücken frei bekam und zugleich Franzel bedeckte. Dann schwang er seine Axt und rief den Schreiern und Drängern zu: Halt! Zurück! Dem Ersten, der mir näher kommt, hau' ich den Schädel auseinander! Das Volk wich zurück; auch der Budenherr hatte keine Lust, zu versuchen, ob der Bursche entschlossen sei, seine Drohung zu erfüllen. Man schrie hinüber und herüber; über dem Lärmen erschien die Wache, und die Sache sollte vor den Pascha kommen zur Entscheidung. Das mochte dem Marktschreier nicht genehm sein. Er rief Hanney zu, das Mädchen sei ihm schuldig -- er solle für sie zahlen, dann wolle er die widerwillige Person laufen lassen, die doch zu nichts zu brauchen sei! Den Türken ließ er durch einen Dollmetscher ein anderes Schauspiel versprechen, das sie vollauf für das verlorene entschädigen würde. Es ist wahr, sagte Franzel, der Mensch hat es schon zu machen gewußt, daß ich ihm schuldig geworden bin und immer tiefer hinein kam... das war's ja allein, womit er mich immer festhielt... ohne das wär' ich ihnen längst entsprungen, und wär' es ins Wasser gewesen! du von mir verlangst — nur nicht wieder zu diesen . . . eher will ich sterben! Hat keine Gefahr, Franzel! rief Hanney. Weil ich dich nur wieder hab', sollen nur noch ein paar hundert solche Hanaken und Türken herkommen und sollen's probiren, dich mir zu entreißen! — Mit einer geschickten Wendung stellte er sich so, daß er den Rücken frei bekam und zugleich Franzel bedeckte. Dann schwang er seine Axt und rief den Schreiern und Drängern zu: Halt! Zurück! Dem Ersten, der mir näher kommt, hau' ich den Schädel auseinander! Das Volk wich zurück; auch der Budenherr hatte keine Lust, zu versuchen, ob der Bursche entschlossen sei, seine Drohung zu erfüllen. Man schrie hinüber und herüber; über dem Lärmen erschien die Wache, und die Sache sollte vor den Pascha kommen zur Entscheidung. Das mochte dem Marktschreier nicht genehm sein. Er rief Hanney zu, das Mädchen sei ihm schuldig — er solle für sie zahlen, dann wolle er die widerwillige Person laufen lassen, die doch zu nichts zu brauchen sei! Den Türken ließ er durch einen Dollmetscher ein anderes Schauspiel versprechen, das sie vollauf für das verlorene entschädigen würde. Es ist wahr, sagte Franzel, der Mensch hat es schon zu machen gewußt, daß ich ihm schuldig geworden bin und immer tiefer hinein kam... das war's ja allein, womit er mich immer festhielt... ohne das wär' ich ihnen längst entsprungen, und wär' es ins Wasser gewesen! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0087"/> du von mir verlangst — nur nicht wieder zu diesen . . . eher will ich sterben!</p><lb/> <p>Hat keine Gefahr, Franzel! rief Hanney. Weil ich dich nur wieder hab', sollen nur noch ein paar hundert solche Hanaken und Türken herkommen und sollen's probiren, dich mir zu entreißen! — Mit einer geschickten Wendung stellte er sich so, daß er den Rücken frei bekam und zugleich Franzel bedeckte. Dann schwang er seine Axt und rief den Schreiern und Drängern zu: Halt! Zurück! Dem Ersten, der mir näher kommt, hau' ich den Schädel auseinander!</p><lb/> <p>Das Volk wich zurück; auch der Budenherr hatte keine Lust, zu versuchen, ob der Bursche entschlossen sei, seine Drohung zu erfüllen. Man schrie hinüber und herüber; über dem Lärmen erschien die Wache, und die Sache sollte vor den Pascha kommen zur Entscheidung. Das mochte dem Marktschreier nicht genehm sein. Er rief Hanney zu, das Mädchen sei ihm schuldig — er solle für sie zahlen, dann wolle er die widerwillige Person laufen lassen, die doch zu nichts zu brauchen sei! Den Türken ließ er durch einen Dollmetscher ein anderes Schauspiel versprechen, das sie vollauf für das verlorene entschädigen würde. Es ist wahr, sagte Franzel, der Mensch hat es schon zu machen gewußt, daß ich ihm schuldig geworden bin und immer tiefer hinein kam... das war's ja allein, womit er mich immer festhielt... ohne das wär' ich ihnen längst entsprungen, und wär' es ins Wasser gewesen!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0087]
du von mir verlangst — nur nicht wieder zu diesen . . . eher will ich sterben!
Hat keine Gefahr, Franzel! rief Hanney. Weil ich dich nur wieder hab', sollen nur noch ein paar hundert solche Hanaken und Türken herkommen und sollen's probiren, dich mir zu entreißen! — Mit einer geschickten Wendung stellte er sich so, daß er den Rücken frei bekam und zugleich Franzel bedeckte. Dann schwang er seine Axt und rief den Schreiern und Drängern zu: Halt! Zurück! Dem Ersten, der mir näher kommt, hau' ich den Schädel auseinander!
Das Volk wich zurück; auch der Budenherr hatte keine Lust, zu versuchen, ob der Bursche entschlossen sei, seine Drohung zu erfüllen. Man schrie hinüber und herüber; über dem Lärmen erschien die Wache, und die Sache sollte vor den Pascha kommen zur Entscheidung. Das mochte dem Marktschreier nicht genehm sein. Er rief Hanney zu, das Mädchen sei ihm schuldig — er solle für sie zahlen, dann wolle er die widerwillige Person laufen lassen, die doch zu nichts zu brauchen sei! Den Türken ließ er durch einen Dollmetscher ein anderes Schauspiel versprechen, das sie vollauf für das verlorene entschädigen würde. Es ist wahr, sagte Franzel, der Mensch hat es schon zu machen gewußt, daß ich ihm schuldig geworden bin und immer tiefer hinein kam... das war's ja allein, womit er mich immer festhielt... ohne das wär' ich ihnen längst entsprungen, und wär' es ins Wasser gewesen!
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Zitationshilfe: | Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/87>, abgerufen am 15.06.2024. |