Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen tzen an sich gehabt haben sollen/ auch angedich-tet worden. Unter diesen will ich nur betrach- ten denjenigen/ der anietzo zu meinem scopo die- net/ nehmlich den Jovem, welcher nicht alleine den Donnerstag beherrschen soll/ sondern ihm ist auch von denen beydnischen Philosophis ange- dichtet worden/ daß er Blitz/ Donner und Wet- ter verursache/ dahero auch der Donnerstag den Nahmen Dies Jovis erhalten hat. Weil denn nun aber bekandt ist/ daß das Himmelfarths- Fest unsers Heilandes/ allezeit auff einen Don- nerstag gefället/ so ist kein Zweiffel/ es haben ei- nige gauckelhaffte Narren geschlossen/ es müste um der Himmelfarth Christi willen der Jupiter noch mehr Krafft an diesem Tage zu wircken empfangen haben/ als andere gemeine Donners- tage/ zumahl/ da auch eine Wolcke (welche viel- leicht/ solcher Thoren Vermuthen nach/ auch ei- ne Wolcke eines Gewitters gewesen) den HErrn Christum hinweg genommen hat. Wenn denn nun aber gebührlicher massen/ wegen des Festes Heiligkeit und Hoheit halber/ keine Ar- beit an diesem Tage verrichtet wird/ ausser/ wenn irgend eine Magd nach vollendetem Gottes- dienst etwas nehet oder flicket/ so ist Zweiffels frey der närrische abergläubische Wahn entstan- den/ daß dem das Wetter nachziehe/ wer am Himmelfarths-Tage flicke/ oder etwas davon an
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen tzen an ſich gehabt haben ſollen/ auch angedich-tet worden. Unter dieſen will ich nur betrach- ten denjenigen/ der anietzo zu meinem ſcopo die- net/ nehmlich den Jovem, welcher nicht alleine den Donnerſtag beherrſchen ſoll/ ſondern ihm iſt auch von denen beydniſchen Philoſophis ange- dichtet worden/ daß er Blitz/ Donner und Wet- ter verurſache/ dahero auch der Donnerſtag den Nahmen Dies Jovis erhalten hat. Weil denn nun aber bekandt iſt/ daß das Himmelfarths- Feſt unſers Heilandes/ allezeit auff einen Don- nerſtag gefaͤllet/ ſo iſt kein Zweiffel/ es haben ei- nige gauckelhaffte Narren geſchloſſen/ es muͤſte um der Himmelfarth Chriſti willen der Jupiter noch mehr Krafft an dieſem Tage zu wircken empfangen haben/ als andere gemeine Donners- tage/ zumahl/ da auch eine Wolcke (welche viel- leicht/ ſolcher Thoren Vermuthen nach/ auch ei- ne Wolcke eines Gewitters geweſen) den HErrn Chriſtum hinweg genom̃en hat. Wenn denn nun aber gebuͤhrlicher maſſen/ wegen des Feſtes Heiligkeit und Hoheit halber/ keine Ar- beit an dieſem Tage verrichtet wird/ auſſer/ wenn irgend eine Magd nach vollendetem Gottes- dienſt etwas nehet oder flicket/ ſo iſt Zweiffels frey der naͤrriſche aberglaͤubiſche Wahn entſtan- den/ daß dem das Wetter nachziehe/ wer am Himmelfarths-Tage flicke/ oder etwas davon an
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
tzen an ſich gehabt haben ſollen/ auch angedich-
tet worden. Unter dieſen will ich nur betrach-
ten denjenigen/ der anietzo zu meinem ſcopo die-
net/ nehmlich den Jovem, welcher nicht alleine
den Donnerſtag beherrſchen ſoll/ ſondern ihm iſt
auch von denen beydniſchen Philoſophis ange-
dichtet worden/ daß er Blitz/ Donner und Wet-
ter verurſache/ dahero auch der Donnerſtag den
Nahmen Dies Jovis erhalten hat. Weil denn
nun aber bekandt iſt/ daß das Himmelfarths-
Feſt unſers Heilandes/ allezeit auff einen Don-
nerſtag gefaͤllet/ ſo iſt kein Zweiffel/ es haben ei-
nige gauckelhaffte Narren geſchloſſen/ es muͤſte
um der Himmelfarth Chriſti willen der Jupiter
noch mehr Krafft an dieſem Tage zu wircken
empfangen haben/ als andere gemeine Donners-
tage/ zumahl/ da auch eine Wolcke (welche viel-
leicht/ ſolcher Thoren Vermuthen nach/ auch ei-
ne Wolcke eines Gewitters geweſen) den
HErrn Chriſtum hinweg genom̃en hat. Wenn
denn nun aber gebuͤhrlicher maſſen/ wegen des
Feſtes Heiligkeit und Hoheit halber/ keine Ar-
beit an dieſem Tage verrichtet wird/ auſſer/ wenn
irgend eine Magd nach vollendetem Gottes-
dienſt etwas nehet oder flicket/ ſo iſt Zweiffels
frey der naͤrriſche aberglaͤubiſche Wahn entſtan-
den/ daß dem das Wetter nachziehe/ wer am
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