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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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wir aber dem Allmächtigen unser erstes Opffer auf
dieser Jnsul gebracht, setzten wir die Füsse weiter,
nach dem auf einem grünen Hügel, fast mitten in der
Jnsul liegenden Hause zu, worinnen Albertus Juli-
us,
als Stamm-Vater und Oberhaupt aller Ein-
wohner, so zu sagen, residirte.

Es ist unmöglich dem Geneigten Leser auf ein-
mal alles ausführlich zu beschreiben, was vor An-
nehmlichkeiten uns um und um in die Augen fielen,
derowegen habe einen kleinen Grund-Riß der Jn-
sul beyfügen wollen, welchen diejenigen, so die Geo-
metrie
und Reiß-Kunst besser als ich verstehen,
passiren zu lassen gebethen werden, denn ich ihn nicht
gemacht habe, etwa eine eingebildete Geschicklich-
keit zu zeigen, sondern nur dem curieusen Leser eine
desto bessere Idee von der gantzen Landschafft zu ma-
chen. Jedoch ich wende mich ohne weitläuffti-
ge Entschuldigungen zu meiner Geschichts-Erzeh-
lung, und gebe dem Geneigten Leser zu vernehmen:
daß wir fast eine Meilwegs lang zwischen einer
Alee von den ansehnlichsten und fruchtbarsten
Bäumen, die recht nach der Schnur gesetzt waren,
fortgiengen, welche sich unten an dem ziemlich hoch
erhabenen Hügel endigte, worauf des Alberti
Schloß stund. Doch etwa 30. Schritte lang vor
dem Ausgange der Alee waren die Bäume mit
Fleiß dermassen zusammen gezogen, daß sie oben ein
rechtes Europäisches Kirchen-Gewölbe formir-
ten, und an statt der schönsten Sommer-Laube die-
neten. Unter dieses ungemein propre und natür-
lich kostbare Verdeck hatte sich der alte Greiß, Al-
bertus Julius,
von seiner ordentlichen Behau-

sung

wir aber dem Allmaͤchtigen unſer erſtes Opffer auf
dieſer Jnſul gebracht, ſetzten wir die Fuͤſſe weiter,
nach dem auf einem gruͤnen Huͤgel, faſt mitten in der
Jnſul liegenden Hauſe zu, worinnen Albertus Juli-
us,
als Stamm-Vater und Oberhaupt aller Ein-
wohner, ſo zu ſagen, reſidirte.

Es iſt unmoͤglich dem Geneigten Leſer auf ein-
mal alles ausfuͤhrlich zu beſchreiben, was vor An-
nehmlichkeiten uns um und um in die Augen fielen,
derowegen habe einen kleinen Grund-Riß der Jn-
ſul beyfuͤgen wollen, welchen diejenigen, ſo die Geo-
metrie
und Reiß-Kunſt beſſer als ich verſtehen,
paſſiren zu laſſen gebethen werden, denn ich ihn nicht
gemacht habe, etwa eine eingebildete Geſchicklich-
keit zu zeigen, ſondern nur dem curieuſen Leſer eine
deſto beſſere Idee von der gantzen Landſchafft zu ma-
chen. Jedoch ich wende mich ohne weitlaͤuffti-
ge Entſchuldigungen zu meiner Geſchichts-Erzeh-
lung, und gebe dem Geneigten Leſer zu vernehmen:
daß wir faſt eine Meilwegs lang zwiſchen einer
Aleé von den anſehnlichſten und fruchtbarſten
Baͤumen, die recht nach der Schnur geſetzt waren,
fortgiengen, welche ſich unten an dem ziemlich hoch
erhabenen Huͤgel endigte, worauf des Alberti
Schloß ſtund. Doch etwa 30. Schritte lang vor
dem Ausgange der Aleé waren die Baͤume mit
Fleiß dermaſſen zuſammen gezogen, daß ſie oben ein
rechtes Europaͤiſches Kirchen-Gewoͤlbe formir-
ten, und an ſtatt der ſchoͤnſten Sommer-Laube die-
neten. Unter dieſes ungemein propre und natuͤr-
lich koſtbare Verdeck hatte ſich der alte Greiß, Al-
bertus Julius,
von ſeiner ordentlichen Behau-

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[100/0112] wir aber dem Allmaͤchtigen unſer erſtes Opffer auf dieſer Jnſul gebracht, ſetzten wir die Fuͤſſe weiter, nach dem auf einem gruͤnen Huͤgel, faſt mitten in der Jnſul liegenden Hauſe zu, worinnen Albertus Juli- us, als Stamm-Vater und Oberhaupt aller Ein- wohner, ſo zu ſagen, reſidirte. Es iſt unmoͤglich dem Geneigten Leſer auf ein- mal alles ausfuͤhrlich zu beſchreiben, was vor An- nehmlichkeiten uns um und um in die Augen fielen, derowegen habe einen kleinen Grund-Riß der Jn- ſul beyfuͤgen wollen, welchen diejenigen, ſo die Geo- metrie und Reiß-Kunſt beſſer als ich verſtehen, paſſiren zu laſſen gebethen werden, denn ich ihn nicht gemacht habe, etwa eine eingebildete Geſchicklich- keit zu zeigen, ſondern nur dem curieuſen Leſer eine deſto beſſere Idee von der gantzen Landſchafft zu ma- chen. Jedoch ich wende mich ohne weitlaͤuffti- ge Entſchuldigungen zu meiner Geſchichts-Erzeh- lung, und gebe dem Geneigten Leſer zu vernehmen: daß wir faſt eine Meilwegs lang zwiſchen einer Aleé von den anſehnlichſten und fruchtbarſten Baͤumen, die recht nach der Schnur geſetzt waren, fortgiengen, welche ſich unten an dem ziemlich hoch erhabenen Huͤgel endigte, worauf des Alberti Schloß ſtund. Doch etwa 30. Schritte lang vor dem Ausgange der Aleé waren die Baͤume mit Fleiß dermaſſen zuſammen gezogen, daß ſie oben ein rechtes Europaͤiſches Kirchen-Gewoͤlbe formir- ten, und an ſtatt der ſchoͤnſten Sommer-Laube die- neten. Unter dieſes ungemein propre und natuͤr- lich koſtbare Verdeck hatte ſich der alte Greiß, Al- bertus Julius, von ſeiner ordentlichen Behau- ſung

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/112>, abgerufen am 31.10.2024.