zwar nicht Fürstlich, doch in der That auch nicht schlecht tractiret, weiln nebst den 4. recht schmack- hafften Gerichten, die in Fleisch, Fischen, gebrate- nen Vögeln, und einem raren Zugemüse bestun- den, die delicatesten Weine, so auf dieser Jnsul ge- wachsen waren, aufgetragen wurden. Bey Tische wurde sehr wenig geredet, mein alter Vetter Albert Julius aber, dem ich zur Seite sitzen muste, legte mir stets die allerbesten Bissen vor, und konte, wie er sag- te, vor übermäßiger Freude, itzo nicht den vierdten- Theil so viel, als gewöhnlich essen. Es war bey die- sen Leuten nicht Mode lange zu Tische zu sitzen, derowegen stunden wir nach ordentlicher Ersätti- gung auf, der Altvater betete nach seiner Gewohn- heit, so wohl nach als vor Tische selbst, ich kussete ihm als ein Kind die Hand, er mich aber auf den Mund, nach diesen spatziereten wir um das von festen Stel- nen erbauete Hauß, auf dem Hügel herum, allwo wir bey nahe das gantze innere Theil der Jnsul über- sehen konten, und des Merckwürdigsten auf dersel- ben belehret wurden. Von dar ließ sich Albert Ju- lius auf einem Trag-Sessel in seinen angelegten grossen Garten tragen, wohin wir ingesammt nach- folgeten, und uns über dessen annehmliche, nützliche und künstliche Anlegung nicht wenig verwunderten. Denn diesen Garten, der ohngefehr eine Viertheils Teutsche Meile lang, auch eben so breit war, hatte er durch einen Creutz-Weg in 4. gleiche Theile ab- getheilet, in dem ersten Quartier nach Osten zu, wa- ren, die auserlesensten Fruchtbaren Bäume, von mehr als hundert Sorten, das 2te Quartier gegen Süden, hegte vielerley schöne Weinstöcke, welche
theils
zwar nicht Fuͤrſtlich, doch in der That auch nicht ſchlecht tractiret, weiln nebſt den 4. recht ſchmack- hafften Gerichten, die in Fleiſch, Fiſchen, gebrate- nen Voͤgeln, und einem raren Zugemuͤſe beſtun- den, die delicateſten Weine, ſo auf dieſer Jnſul ge- wachſen waren, aufgetragen wurden. Bey Tiſche wurde ſehr wenig geredet, mein alter Vetter Albert Julius aber, dem ich zur Seite ſitzen muſte, legte mir ſtets die allerbeſten Biſſen vor, und konte, wie er ſag- te, vor uͤbermaͤßiger Freude, itzo nicht den vierdten- Theil ſo viel, als gewoͤhnlich eſſen. Es war bey die- ſen Leuten nicht Mode lange zu Tiſche zu ſitzen, derowegen ſtunden wir nach ordentlicher Erſaͤtti- gung auf, der Altvater betete nach ſeiner Gewohn- heit, ſo wohl nach als vor Tiſche ſelbſt, ich kuſſete ihm als ein Kind die Hand, er mich aber auf den Mund, nach dieſen ſpatziereten wir um das von feſten Stel- nen erbauete Hauß, auf dem Huͤgel herum, allwo wir bey nahe das gantze innere Theil der Jnſul uͤber- ſehen konten, und des Merckwuͤrdigſten auf derſel- ben belehret wurden. Von dar ließ ſich Albert Ju- lius auf einem Trag-Seſſel in ſeinen angelegten groſſen Garten tragen, wohin wir ingeſammt nach- folgeten, und uns uͤber deſſen annehmliche, nuͤtzliche und kuͤnſtliche Anlegung nicht wenig verwunderten. Denn dieſen Garten, der ohngefehr eine Viertheils Teutſche Meile lang, auch eben ſo breit war, hatte er durch einen Creutz-Weg in 4. gleiche Theile ab- getheilet, in dem erſten Quartier nach Oſten zu, wa- ren, die auserleſenſten Fruchtbaren Baͤume, von mehr als hundert Sorten, das 2te Quartier gegen Suͤden, hegte vielerley ſchoͤne Weinſtoͤcke, welche
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zwar nicht Fuͤrſtlich, doch in der That auch nicht
ſchlecht tractiret, weiln nebſt den 4. recht ſchmack-
hafften Gerichten, die in Fleiſch, Fiſchen, gebrate-
nen Voͤgeln, und einem raren Zugemuͤſe beſtun-
den, die delicateſten Weine, ſo auf dieſer Jnſul ge-
wachſen waren, aufgetragen wurden. Bey Tiſche
wurde ſehr wenig geredet, mein alter Vetter Albert
Julius aber, dem ich zur Seite ſitzen muſte, legte mir
ſtets die allerbeſten Biſſen vor, und konte, wie er ſag-
te, vor uͤbermaͤßiger Freude, itzo nicht den vierdten-
Theil ſo viel, als gewoͤhnlich eſſen. Es war bey die-
ſen Leuten nicht Mode lange zu Tiſche zu ſitzen,
derowegen ſtunden wir nach ordentlicher Erſaͤtti-
gung auf, der Altvater betete nach ſeiner Gewohn-
heit, ſo wohl nach als vor Tiſche ſelbſt, ich kuſſete ihm
als ein Kind die Hand, er mich aber auf den Mund,
nach dieſen ſpatziereten wir um das von feſten Stel-
nen erbauete Hauß, auf dem Huͤgel herum, allwo
wir bey nahe das gantze innere Theil der Jnſul uͤber-
ſehen konten, und des Merckwuͤrdigſten auf derſel-
ben belehret wurden. Von dar ließ ſich Albert Ju-
lius auf einem Trag-Seſſel in ſeinen angelegten
groſſen Garten tragen, wohin wir ingeſammt nach-
folgeten, und uns uͤber deſſen annehmliche, nuͤtzliche
und kuͤnſtliche Anlegung nicht wenig verwunderten.
Denn dieſen Garten, der ohngefehr eine Viertheils
Teutſche Meile lang, auch eben ſo breit war, hatte
er durch einen Creutz-Weg in 4. gleiche Theile ab-
getheilet, in dem erſten Quartier nach Oſten zu, wa-
ren, die auserleſenſten Fruchtbaren Baͤume, von
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/116>, abgerufen am 31.10.2024.
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