eher anheben, biß du zwey besondere Ungtücks-Fäl- le erlitten, und diesem deinen Schlaf-Gesellen/ zur bestimmten Zeit den Lohn seiner Sünden gegeben hast. Mercke wohl was ich dir gesagt habe, erfülle mein Begehren, und empfange dieses Zeichen, um zu wissen, daß du nicht geträumet hast.
Mit Endigung dieser letzten Worte, drückte er mich, der ich im grösten Schweisse lag dermassen mit einem seiner Finger oben auf meine rechte Hand, daß ich laut an zu schreyen fieng, worbey auch zugleich Licht und alles verschwand, so, daß ich nun weiter nichts mehr, als den ziemlich hellen Hlm- mel durch die Laub-Hütte blicken sahe.
Lemelie, der über mein Geschrey auffuhr, war übel zufrieden, daß ich ihm Unruh veruhrsachte, da ich aber aus seinen Reden vermerckte, daß er weder etwas gesehen noch gehöret hätte, ließ ich ihn bey den Gedancken, daß ich einen schweren Traum gehabt, und stellete mich an, als ob ich wieder schlaffen wol- te, wiewol ich nachfolgende Zeit biß an hellen Mor- gen ohne Ruh, mit Uberlegung dessen, was mir be- gegnet war, zubrachte, an meiner Hand aber einen starck mit Blut unterlauffenen Fleck sahe.
So bald zu muthmassen/ daß Mons. van Leuven aufgestanden, verließ ich gantz sachte meine Lager- statt, verfügte mich zu ihm, und erzehlete, nachdem ich ihn etwas ferne von der Hütte geführet, alles auf- richtig, wie mir es in vergangener Nacht ergangen. Er umarmete mich freundlich, und sagte: Mons. Al- bert, ich lerne immer mehr und mehr erkennen, daß ihr zwar das Glück, selbiges aber euch noch weit mehr suchet, derowegen biete ich mich zu euren Bru-
der
eher anheben, biß du zwey beſondere Ungtuͤcks-Faͤl- le erlitten, und dieſem deinen Schlaf-Geſellen/ zur beſtimmten Zeit den Lohn ſeiner Suͤnden gegeben haſt. Mercke wohl was ich dir geſagt habe, erfuͤlle mein Begehren, und empfange dieſes Zeichen, um zu wiſſen, daß du nicht getraͤumet haſt.
Mit Endigung dieſer letzten Worte, druͤckte er mich, der ich im groͤſten Schweiſſe lag dermaſſen mit einem ſeiner Finger oben auf meine rechte Hand, daß ich laut an zu ſchreyen fieng, worbey auch zugleich Licht und alles verſchwand, ſo, daß ich nun weiter nichts mehr, als den ziemlich hellen Hlm- mel durch die Laub-Huͤtte blicken ſahe.
Lemelie, der uͤber mein Geſchrey auffuhr, war uͤbel zufrieden, daß ich ihm Unruh veruhrſachte, da ich aber aus ſeinen Reden vermerckte, daß er weder etwas geſehen noch gehoͤret haͤtte, ließ ich ihn bey den Gedancken, daß ich einen ſchweren Traum gehabt, und ſtellete mich an, als ob ich wieder ſchlaffen wol- te, wiewol ich nachfolgende Zeit biß an hellen Mor- gen ohne Ruh, mit Uberlegung deſſen, was mir be- gegnet war, zubrachte, an meiner Hand aber einen ſtarck mit Blut unterlauffenen Fleck ſahe.
So bald zu muthmaſſen/ daß Monſ. van Leuven aufgeſtanden, verließ ich gantz ſachte meine Lager- ſtatt, verfuͤgte mich zu ihm, und erzehlete, nachdem ich ihn etwas ferne von der Huͤtte gefuͤhret, alles auf- richtig, wie mir es in vergangener Nacht ergangen. Er umarmete mich freundlich, und ſagte: Monſ. Al- bert, ich lerne immer mehr und mehr erkennen, daß ihr zwar das Gluͤck, ſelbiges aber euch noch weit mehr ſuchet, derowegen biete ich mich zu euren Bru-
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eher anheben, biß du zwey beſondere Ungtuͤcks-Faͤl-
le erlitten, und dieſem deinen Schlaf-Geſellen/ zur
beſtimmten Zeit den Lohn ſeiner Suͤnden gegeben
haſt. Mercke wohl was ich dir geſagt habe, erfuͤlle
mein Begehren, und empfange dieſes Zeichen, um
zu wiſſen, daß du nicht getraͤumet haſt.
Mit Endigung dieſer letzten Worte, druͤckte er
mich, der ich im groͤſten Schweiſſe lag dermaſſen
mit einem ſeiner Finger oben auf meine rechte
Hand, daß ich laut an zu ſchreyen fieng, worbey
auch zugleich Licht und alles verſchwand, ſo, daß ich
nun weiter nichts mehr, als den ziemlich hellen Hlm-
mel durch die Laub-Huͤtte blicken ſahe.
Lemelie, der uͤber mein Geſchrey auffuhr, war
uͤbel zufrieden, daß ich ihm Unruh veruhrſachte, da
ich aber aus ſeinen Reden vermerckte, daß er weder
etwas geſehen noch gehoͤret haͤtte, ließ ich ihn bey den
Gedancken, daß ich einen ſchweren Traum gehabt,
und ſtellete mich an, als ob ich wieder ſchlaffen wol-
te, wiewol ich nachfolgende Zeit biß an hellen Mor-
gen ohne Ruh, mit Uberlegung deſſen, was mir be-
gegnet war, zubrachte, an meiner Hand aber einen
ſtarck mit Blut unterlauffenen Fleck ſahe.
So bald zu muthmaſſen/ daß Monſ. van Leuven
aufgeſtanden, verließ ich gantz ſachte meine Lager-
ſtatt, verfuͤgte mich zu ihm, und erzehlete, nachdem
ich ihn etwas ferne von der Huͤtte gefuͤhret, alles auf-
richtig, wie mir es in vergangener Nacht ergangen.
Er umarmete mich freundlich, und ſagte: Monſ. Al-
bert, ich lerne immer mehr und mehr erkennen, daß
ihr zwar das Gluͤck, ſelbiges aber euch noch weit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/190>, abgerufen am 31.10.2024.
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