nem Befehlshaber gehorchen würdet, jedoch das Verhängniß hat ein anders beschlossen, in dem ihr mich, wiewol wider euren Willen, tödlich verwun- det habt. Ach machet derowegen meiner zeitlichen Marter ein Ende, rächet eure Freunde und euch selbst, und verschaffet mich durch den letzten Todes- Stich nur bald in das für meine arme Seele bestimmte Quartier zu allen Teuffeln, denn bey GOTT ist vor dergleichen Sünder, wie ich bin, weder Gnade noch Barmhertzigkeit zu hoffen.
Hiermit blieb er stille liegen, Concordia aber und ich setzten allen unsern anderweitigen Jam- mer bey seite, und suchten des Lemelie Seele durch die trostreichsten Sprüche aus des Teuffels Rachen zu reissen. Allein seine Ohren waren verstopfft, und ehe wir uns dessen versahen, stach er sich mit einem bey sich annoch verborgen gehal- tenen Messer in etlichen Stichen daß Hertze selbst vollends ab und bließ unter gräßlichen Brüllen seine ohnfehlbar ewig verdammte Seele aus. Concordia und ich wusten vor Furcht, Schrecken und überhäuffter Betrübniß nicht, was wir an- fänglich reden oder thun solten; Doch, nachdem wir ein paar Stunden vorbey streichen lassen und unsere Sinnen wieder in einige Ordnung gebracht hatten, schleppte ich den schändlichen Eörper bey den Beinen an seinen Ort und begrub ihn als ein Vieh, weil er sich im Leben noch [vie]l ärger als ein Vieh aufgeführet hatte.
Das war also eine zwar kurtze, doch mehr als Erstaunens-würdige Nachricht von dem schändli- chen Leben, Tode und Begräbniß eines solchen
Men-
nem Befehlshaber gehorchen wuͤrdet, jedoch das Verhaͤngniß hat ein anders beſchloſſen, in dem ihr mich, wiewol wider euren Willen, toͤdlich verwun- det habt. Ach machet derowegen meiner zeitlichen Marter ein Ende, raͤchet eure Freunde und euch ſelbſt, und verſchaffet mich durch den letzten Todes- Stich nur bald in das fuͤr meine arme Seele beſtimmte Quartier zu allen Teuffeln, denn bey GOTT iſt vor dergleichen Suͤnder, wie ich bin, weder Gnade noch Barmhertzigkeit zu hoffen.
Hiermit blieb er ſtille liegen, Concordia aber und ich ſetzten allen unſern anderweitigen Jam- mer bey ſeite, und ſuchten des Lemelie Seele durch die troſtreichſten Spruͤche aus des Teuffels Rachen zu reiſſen. Allein ſeine Ohren waren verſtopfft, und ehe wir uns deſſen verſahen, ſtach er ſich mit einem bey ſich annoch verborgen gehal- tenen Meſſer in etlichen Stichen daß Hertze ſelbſt vollends ab und bließ unter graͤßlichen Bruͤllen ſeine ohnfehlbar ewig verdammte Seele aus. Concordia und ich wuſten vor Furcht, Schrecken und uͤberhaͤuffter Betruͤbniß nicht, was wir an- faͤnglich reden oder thun ſolten; Doch, nachdem wir ein paar Stunden vorbey ſtreichen laſſen und unſere Sinnen wieder in einige Ordnung gebracht hatten, ſchleppte ich den ſchaͤndlichen Eoͤrper bey den Beinen an ſeinen Ort und begrub ihn als ein Vieh, weil er ſich im Leben noch [vie]l aͤrger als ein Vieh aufgefuͤhret hatte.
Das war alſo eine zwar kurtze, doch mehr als Erſtaunens-wuͤrdige Nachricht von dem ſchaͤndli- chen Leben, Tode und Begraͤbniß eines ſolchen
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nem Befehlshaber gehorchen wuͤrdet, jedoch das
Verhaͤngniß hat ein anders beſchloſſen, in dem ihr
mich, wiewol wider euren Willen, toͤdlich verwun-
det habt. Ach machet derowegen meiner zeitlichen
Marter ein Ende, raͤchet eure Freunde und euch
ſelbſt, und verſchaffet mich durch den letzten Todes-
Stich nur bald in das fuͤr meine arme Seele
beſtimmte Quartier zu allen Teuffeln, denn bey
GOTT iſt vor dergleichen Suͤnder, wie ich bin,
weder Gnade noch Barmhertzigkeit zu hoffen.
Hiermit blieb er ſtille liegen, Concordia aber
und ich ſetzten allen unſern anderweitigen Jam-
mer bey ſeite, und ſuchten des Lemelie Seele
durch die troſtreichſten Spruͤche aus des Teuffels
Rachen zu reiſſen. Allein ſeine Ohren waren
verſtopfft, und ehe wir uns deſſen verſahen, ſtach
er ſich mit einem bey ſich annoch verborgen gehal-
tenen Meſſer in etlichen Stichen daß Hertze ſelbſt
vollends ab und bließ unter graͤßlichen Bruͤllen
ſeine ohnfehlbar ewig verdammte Seele aus.
Concordia und ich wuſten vor Furcht, Schrecken
und uͤberhaͤuffter Betruͤbniß nicht, was wir an-
faͤnglich reden oder thun ſolten; Doch, nachdem
wir ein paar Stunden vorbey ſtreichen laſſen und
unſere Sinnen wieder in einige Ordnung gebracht
hatten, ſchleppte ich den ſchaͤndlichen Eoͤrper bey
den Beinen an ſeinen Ort und begrub ihn als ein
Vieh, weil er ſich im Leben noch viel aͤrger als ein
Vieh aufgefuͤhret hatte.
Das war alſo eine zwar kurtze, doch mehr als
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/232>, abgerufen am 31.10.2024.
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