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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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von ohngefehr hierher geführet, indem ich ausgegan-
gen ein und andere curieuse Europäische Waaren
an den Mann zu bringen. Und etwa, setzte er selbst
hinzu, andern ihre Maitressen zu verführen? Jch
gab ihm mit einer negligenten Mine zur Antwort:
daß dieses eben meine Sache nicht sey. Demnach
fragte er die Dame, ob sie die auf dem Tische an-
noch ausgelegten Waaren schon bezahlt hätte? und
da diese mit nein geantwortet, griff er in seine Ta-
sche, legte mir 6. Ducaten auf den Tisch, und zwar
mit diesen Worten: Nehmet diese doppelte Bezah-
lung, und packet euch zum Teuffel, lasset euch auch
nimmermehr bey dieser Dame wieder antreffen, wo
euch anders euer Leben lieb ist. Signor replicirte
ich, es ist mir wenig an solchen Bagadell-Gelde ge-
legen, euch zu zeugen, daß ich kein Lumpenhund bin,
will ich diese Sachen der Dame geschenckt haben,
euch aber bitte ich, mich etwas höfflicher zu tractiren,
wo ich nicht gleiches mit gleichem vergelten soll. Er
sahe mich trefflich über die Achselan, die Koller-Ader
lieff Fingers dicke auf, er legte die Hand an den
Degen, und stieß die hefftigsten Schimpff-Wolte
gegen mich aus. Meine Courage kriegte hierbey
die Sporen, wir zohen fast zu gleicher Zeit vom Le-
der, und tummelten uns vor der Hütte weidlich mit
einander herum, doch mit dem Unterschiede, daß
ich ihm mit einen kräfftigen Hiebe den rechten Arm
lähmete, und deren noch zweye auf dem Schedel
versetzte. Jch that einen Blick nach der Dame,
welche in Ohnmacht gesuncken war, da ich aber
vermerckte, daß Canengo sich absentirte, und in
H[ott]entottischer Sprache vielleicht Hülffe schrye,

nahm

von ohngefehr hierher gefuͤhret, indem ich ausgegan-
gen ein und andere curieuſe Europaͤiſche Waaren
an den Mann zu bringen. Und etwa, ſetzte er ſelbſt
hinzu, andern ihre Maitreſſen zu verfuͤhren? Jch
gab ihm mit einer negligenten Mine zur Antwort:
daß dieſes eben meine Sache nicht ſey. Demnach
fragte er die Dame, ob ſie die auf dem Tiſche an-
noch ausgelegten Waaren ſchon bezahlt haͤtte? und
da dieſe mit nein geantwortet, griff er in ſeine Ta-
ſche, legte mir 6. Ducaten auf den Tiſch, und zwar
mit dieſen Worten: Nehmet dieſe doppelte Bezah-
lung, und packet euch zum Teuffel, laſſet euch auch
nimmermehr bey dieſer Dame wieder antreffen, wo
euch anders euer Leben lieb iſt. Signor replicirte
ich, es iſt mir wenig an ſolchen Bagadell-Gelde ge-
legen, euch zu zeugen, daß ich kein Lumpenhund bin,
will ich dieſe Sachen der Dame geſchenckt haben,
euch aber bitte ich, mich etwas hoͤfflicher zu tractiren,
wo ich nicht gleiches mit gleichem vergelten ſoll. Er
ſahe mich trefflich uͤber die Achſelan, die Koller-Ader
lieff Fingers dicke auf, er legte die Hand an den
Degen, und ſtieß die hefftigſten Schimpff-Wolte
gegen mich aus. Meine Courage kriegte hierbey
die Sporen, wir zohen faſt zu gleicher Zeit vom Le-
der, und tummelten uns vor der Huͤtte weidlich mit
einander herum, doch mit dem Unterſchiede, daß
ich ihm mit einen kraͤfftigen Hiebe den rechten Arm
laͤhmete, und deren noch zweye auf dem Schedel
verſetzte. Jch that einen Blick nach der Dame,
welche in Ohnmacht geſuncken war, da ich aber
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H[ott]entottiſcher Sprache vielleicht Huͤlffe ſchrye,

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[47/0059] von ohngefehr hierher gefuͤhret, indem ich ausgegan- gen ein und andere curieuſe Europaͤiſche Waaren an den Mann zu bringen. Und etwa, ſetzte er ſelbſt hinzu, andern ihre Maitreſſen zu verfuͤhren? Jch gab ihm mit einer negligenten Mine zur Antwort: daß dieſes eben meine Sache nicht ſey. Demnach fragte er die Dame, ob ſie die auf dem Tiſche an- noch ausgelegten Waaren ſchon bezahlt haͤtte? und da dieſe mit nein geantwortet, griff er in ſeine Ta- ſche, legte mir 6. Ducaten auf den Tiſch, und zwar mit dieſen Worten: Nehmet dieſe doppelte Bezah- lung, und packet euch zum Teuffel, laſſet euch auch nimmermehr bey dieſer Dame wieder antreffen, wo euch anders euer Leben lieb iſt. Signor replicirte ich, es iſt mir wenig an ſolchen Bagadell-Gelde ge- legen, euch zu zeugen, daß ich kein Lumpenhund bin, will ich dieſe Sachen der Dame geſchenckt haben, euch aber bitte ich, mich etwas hoͤfflicher zu tractiren, wo ich nicht gleiches mit gleichem vergelten ſoll. Er ſahe mich trefflich uͤber die Achſelan, die Koller-Ader lieff Fingers dicke auf, er legte die Hand an den Degen, und ſtieß die hefftigſten Schimpff-Wolte gegen mich aus. Meine Courage kriegte hierbey die Sporen, wir zohen faſt zu gleicher Zeit vom Le- der, und tummelten uns vor der Huͤtte weidlich mit einander herum, doch mit dem Unterſchiede, daß ich ihm mit einen kraͤfftigen Hiebe den rechten Arm laͤhmete, und deren noch zweye auf dem Schedel verſetzte. Jch that einen Blick nach der Dame, welche in Ohnmacht geſuncken war, da ich aber vermerckte, daß Canengo ſich abſentirte, und in Hottentottiſcher Sprache vielleicht Huͤlffe ſchrye, nahm

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/59>, abgerufen am 31.10.2024.