ben ohngefehr biß 70. Jahr gebracht, ich aber bin allein am längsten überblieben, auf daß ich solches ansagte.
Wir machten uns inzwischen die unverdorbenen Güter, so auf dem gestohlenen Schiffe mitgebracht waren, wohl zu nutze, ich selbst bekam meinen guten Theil an Kleiderwerck, Büchern, Pappier und an- dern Geräthschafften davon, that aber dabey so- gleich ein Gelübde, solcher Sachen zehnfachen Werth in ein| geistliches Gestiffte zu liefern, so bald mich GOTT wiederum unter Christen Leute führete.
Es fanden sich Weinstöcke in ihrem natürlichen Wachsthume, die wir der Kunst nach in weit bessern Stand brachten, und durch dieselben grosses Labsal empfingen, auch kamen wir von ohngefähr hinter den künstlichen Vortheil, aus gewissen Bäumen ein vortreffliches Geträncke zu zapffen, welches alles ich in meinen andern Handschrifften deutlicher be- schrieben habe. Nach einem erleidlichen Winter und angenehmen Frühlinge, wurde im Sommer unser Getreyde reiff, welches wir wiewohl nur in weniger Menge einerndten, zedoch nur die Probe von dem künftig wohlschmeckenden Brodte machen konten, weiln das meiste zur neuen Aussatt vor 9. Personen nöthig war, allein gleich im nächstfolgen- den Jahre wurde so viel eingesammlet, daß wir zur Aussaat und dem nothdürfftigen Lebens-Unterhalt völlige Gnüge hatten.
Mittlerweile war mein Chascal so weit gekom- men, daß er nicht allein sehr g[ut] Castilianisch reden,
sondern
ben ohngefehr biß 70. Jahr gebracht, ich aber bin allein am laͤngſten uͤberblieben, auf daß ich ſolches anſagte.
Wir machten uns inzwiſchen die unverdorbenen Guͤter, ſo auf dem geſtohlenen Schiffe mitgebracht waren, wohl zu nutze, ich ſelbſt bekam meinen guten Theil an Kleiderwerck, Buͤchern, Pappier und an- dern Geraͤthſchafften davon, that aber dabey ſo- gleich ein Geluͤbde, ſolcher Sachen zehnfachen Werth in ein| geiſtliches Geſtiffte zu liefern, ſo bald mich GOTT wiederum unter Chriſten Leute fuͤhrete.
Es fanden ſich Weinſtoͤcke in ihrem natuͤrlichen Wachsthume, die wir der Kunſt nach in weit beſſern Stand brachten, und durch dieſelben groſſes Labſal empfingen, auch kamen wir von ohngefaͤhr hinter den kuͤnſtlichen Vortheil, aus gewiſſen Baͤumen ein vortreffliches Getraͤncke zu zapffen, welches alles ich in meinen andern Handſchrifften deutlicher be- ſchrieben habe. Nach einem erleidlichen Winter und angenehmen Fruͤhlinge, wurde im Sommer unſer Getreyde reiff, welches wir wiewohl nur in weniger Menge einerndten, zedoch nur die Probe von dem kuͤnftig wohlſchmeckenden Brodte machen konten, weiln das meiſte zur neuen Ausſatt vor 9. Perſonen noͤthig war, allein gleich im naͤchſtfolgen- den Jahre wurde ſo viel eingeſammlet, daß wir zur Ausſaat und dem nothduͤrfftigen Lebens-Unterhalt voͤllige Gnuͤge hatten.
Mittlerweile war mein Chaſcal ſo weit gekom- men, daß er nicht allein ſehr g[ut] Caſtilianiſch reden,
ſondern
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ben ohngefehr biß 70. Jahr gebracht, ich aber
bin allein am laͤngſten uͤberblieben, auf daß ich
ſolches anſagte.
Wir machten uns inzwiſchen die unverdorbenen
Guͤter, ſo auf dem geſtohlenen Schiffe mitgebracht
waren, wohl zu nutze, ich ſelbſt bekam meinen guten
Theil an Kleiderwerck, Buͤchern, Pappier und an-
dern Geraͤthſchafften davon, that aber dabey ſo-
gleich ein Geluͤbde, ſolcher Sachen zehnfachen
Werth in ein| geiſtliches Geſtiffte zu liefern, ſo bald
mich GOTT wiederum unter Chriſten Leute
fuͤhrete.
Es fanden ſich Weinſtoͤcke in ihrem natuͤrlichen
Wachsthume, die wir der Kunſt nach in weit beſſern
Stand brachten, und durch dieſelben groſſes Labſal
empfingen, auch kamen wir von ohngefaͤhr hinter
den kuͤnſtlichen Vortheil, aus gewiſſen Baͤumen ein
vortreffliches Getraͤncke zu zapffen, welches alles ich
in meinen andern Handſchrifften deutlicher be-
ſchrieben habe. Nach einem erleidlichen Winter
und angenehmen Fruͤhlinge, wurde im Sommer
unſer Getreyde reiff, welches wir wiewohl nur in
weniger Menge einerndten, zedoch nur die Probe
von dem kuͤnftig wohlſchmeckenden Brodte machen
konten, weiln das meiſte zur neuen Ausſatt vor 9.
Perſonen noͤthig war, allein gleich im naͤchſtfolgen-
den Jahre wurde ſo viel eingeſammlet, daß wir zur
Ausſaat und dem nothduͤrfftigen Lebens-Unterhalt
voͤllige Gnuͤge hatten.
Mittlerweile war mein Chaſcal ſo weit gekom-
men, daß er nicht allein ſehr gut Caſtilianiſch reden,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/605>, abgerufen am 31.10.2024.
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