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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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einige Schmertzen verursachte, weßwegen er die-
selbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem
Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Messer
heraus schneiden lassen wolte. Hierbey merckte ich,
daß wir bey den liebreichsten und redlichsten Leuten
von der Welt waren: denn es schien, als ob ein
jedes an seinen Schmertzen Theil nehmen wolte,
und führeten sich alle, ohngeachtet die schönste Mu-
sique
gemacht wurde, auch Trompeten und Pau-
cken, nebst den Canonen wechselsweise schwermeten,
dergestallt niedergeschlagen auf, als ob ihnen ein
Unglück begegnet wäre. Jedoch mein Bruder,
da er dieses merckte, zwang sich mit aller Macht zu ei-
ner etwas munteren Aufführung. Jnmittelft, noch
ehe die Taffel abgehoben werden solte, kamen unse-
re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant
folgendes Rapport-Schreiben zurück.

Messeigneurs!

Deroselben Ordre ist mir heute früh um
8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine

Minute versäumt, derselben gehörige Pariti-
on zu leisten, übersende demnach zu schuldig-
ster Folgleistung:

2. Mortieurs
24. gefüllete Bomben
500. gefüllete Granaden
500. Raqueten grosse, mittelmäßige und
kleine
3000. kleine und grosse Schwärmer
200. Wasser-Kegel
200. Lust-Kugeln
2. Büchsen
2. Flin-
IV. Theil. (g)

einige Schmertzen verurſachte, weßwegen er die-
ſelbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem
Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Meſſer
heraus ſchneiden laſſen wolte. Hierbey merckte ich,
daß wir bey den liebreichſten und redlichſten Leuten
von der Welt waren: denn es ſchien, als ob ein
jedes an ſeinen Schmertzen Theil nehmen wolte,
und fuͤhreten ſich alle, ohngeachtet die ſchoͤnſte Mu-
ſique
gemacht wurde, auch Trompeten und Pau-
cken, nebſt den Canonen wechſelsweiſe ſchwermeten,
dergeſtallt niedergeſchlagen auf, als ob ihnen ein
Ungluͤck begegnet waͤre. Jedoch mein Bruder,
da er dieſes merckte, zwang ſich mit aller Macht zu ei-
ner etwas munteren Auffuͤhrung. Jnmittelft, noch
ehe die Taffel abgehoben werden ſolte, kamen unſe-
re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant
folgendes Rapport-Schreiben zuruͤck.

Meſſeigneurs!

Deroſelben Ordre iſt mir heute fruͤh um
8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine

Minute verſaͤumt, derſelben gehoͤrige Pariti-
on zu leiſten, uͤberſende demnach zu ſchuldig-
ſter Folgleiſtung:

2. Mortieurs
24. gefuͤllete Bomben
500. gefuͤllete Granaden
500. Raqueten groſſe, mittelmaͤßige und
kleine
3000. kleine und groſſe Schwaͤrmer
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[97/0107] einige Schmertzen verurſachte, weßwegen er die- ſelbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Meſſer heraus ſchneiden laſſen wolte. Hierbey merckte ich, daß wir bey den liebreichſten und redlichſten Leuten von der Welt waren: denn es ſchien, als ob ein jedes an ſeinen Schmertzen Theil nehmen wolte, und fuͤhreten ſich alle, ohngeachtet die ſchoͤnſte Mu- ſique gemacht wurde, auch Trompeten und Pau- cken, nebſt den Canonen wechſelsweiſe ſchwermeten, dergeſtallt niedergeſchlagen auf, als ob ihnen ein Ungluͤck begegnet waͤre. Jedoch mein Bruder, da er dieſes merckte, zwang ſich mit aller Macht zu ei- ner etwas munteren Auffuͤhrung. Jnmittelft, noch ehe die Taffel abgehoben werden ſolte, kamen unſe- re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant folgendes Rapport-Schreiben zuruͤck. Meſſeigneurs! Deroſelben Ordre iſt mir heute fruͤh um 8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine Minute verſaͤumt, derſelben gehoͤrige Pariti- on zu leiſten, uͤberſende demnach zu ſchuldig- ſter Folgleiſtung: 2. Mortieurs 24. gefuͤllete Bomben 500. gefuͤllete Granaden 500. Raqueten groſſe, mittelmaͤßige und kleine 3000. kleine und groſſe Schwaͤrmer 200. Waſſer-Kegel 200. Luſt-Kugeln 2. Buͤchſen 2. Flin- IV. Theil. (g)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/107>, abgerufen am 15.06.2024.