Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

So bald wir den Gouverneur nebst seinem
Gefolge ankommen sahen, wurden auf unsern
Schiffen zu erst 50. Canonen gelöset, unsere und
die Portugiesische Mannschafft aber, die am Ufer
postirt stunde, gab aus dem Hand-Gewehr eine
herrliche und accurate Salve. Da der Gouver-
neur
nebst den Seinigen ausstiegen, wurden zum
andern mahle 50. Canonen abgefeuert, auch die
zweyte Salve aus Musqueten gegeben, und als
wir uns nach vielen gewechselten Complimenten
zu Tische setzten, die dritte Salve aus Cano-
n
en und Musqueten gegeben, worauf denn je-
desmahl von der Citadelle geantwortet wurde.

Es ist die Wahrheit, daß wir sehr propre
tractir
ten, den die Abwechselung der Speisen war
gantz unvergleichlich, so, daß so wohl der Gouver-
neur,
als seine Gemahlin sich höchlich darüber
verwunderten, und zu vernehmen gaben, wie sie
nimmermehr vermeinet, daß See-Leute alles so
accurat und delicat einrichten könten. Wir ent-
schuldigten uns mit unserer Schwachheit, solche
hohe Personen, zumahlen im freyen Felde, nicht
nach guten Willen und Vermögen tractiren zu kön-
nen, bathen also dißmahl den guten Willen vor die
That anzunehmen. Jnmittelst gieng der Gesund-
heits und Freuden-Pocal lustig herum, wobey die
Canonen tapffer gelöset wurden, und die Paucken
und Trompeten liessen sich aufs tapfferste hören.
Der Gouverneur, seine Gemahlin und deren Kin-
der bezeigten sich ungemein vergnügt, und die
Gouverneurin so wohl, als ihr Gemahl, con-

testir-

So bald wir den Gouverneur nebſt ſeinem
Gefolge ankommen ſahen, wurden auf unſern
Schiffen zu erſt 50. Canonen geloͤſet, unſere und
die Portugieſiſche Mannſchafft aber, die am Ufer
poſtirt ſtunde, gab aus dem Hand-Gewehr eine
herrliche und accurate Salve. Da der Gouver-
neur
nebſt den Seinigen ausſtiegen, wurden zum
andern mahle 50. Canonen abgefeuert, auch die
zweyte Salve aus Musqueten gegeben, und als
wir uns nach vielen gewechſelten Complimenten
zu Tiſche ſetzten, die dritte Salve aus Cano-
n
en und Muſqueten gegeben, worauf denn je-
desmahl von der Citadelle geantwortet wurde.

Es iſt die Wahrheit, daß wir ſehr propre
tractir
ten, den die Abwechſelung der Speiſen war
gantz unvergleichlich, ſo, daß ſo wohl der Gouver-
neur,
als ſeine Gemahlin ſich hoͤchlich daruͤber
verwunderten, und zu vernehmen gaben, wie ſie
nimmermehr vermeinet, daß See-Leute alles ſo
accurat und delicat einrichten koͤnten. Wir ent-
ſchuldigten uns mit unſerer Schwachheit, ſolche
hohe Perſonen, zumahlen im freyen Felde, nicht
nach guten Willen und Vermoͤgen tractiren zu koͤn-
nen, bathen alſo dißmahl den guten Willen vor die
That anzunehmen. Jnmittelſt gieng der Geſund-
heits und Freuden-Pocal luſtig herum, wobey die
Canonen tapffer geloͤſet wurden, und die Paucken
und Trompeten lieſſen ſich aufs tapfferſte hoͤren.
Der Gouverneur, ſeine Gemahlin und deren Kin-
der bezeigten ſich ungemein vergnuͤgt, und die
Gouverneurin ſo wohl, als ihr Gemahl, con-

teſtir-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0134" n="124"/>
        <p>So bald wir den <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> neb&#x017F;t &#x017F;einem<lb/>
Gefolge ankommen &#x017F;ahen, wurden auf un&#x017F;ern<lb/>
Schiffen zu er&#x017F;t 50. <hi rendition="#aq">Canon</hi>en gelo&#x0364;&#x017F;et, un&#x017F;ere und<lb/>
die Portugie&#x017F;i&#x017F;che Mann&#x017F;chafft aber, die am Ufer<lb/><hi rendition="#aq">po&#x017F;tir</hi>t &#x017F;tunde, gab aus dem Hand-Gewehr eine<lb/>
herrliche und <hi rendition="#aq">accurate Salve.</hi> Da der <hi rendition="#aq">Gouver-<lb/>
neur</hi> neb&#x017F;t den Seinigen aus&#x017F;tiegen, wurden zum<lb/>
andern mahle 50. <hi rendition="#aq">Canon</hi>en abgefeuert, auch die<lb/>
zweyte <hi rendition="#aq">Salve</hi> aus <hi rendition="#aq">Musque</hi>ten gegeben, und als<lb/>
wir uns nach vielen gewech&#x017F;elten <hi rendition="#aq">Complimen</hi>ten<lb/>
zu Ti&#x017F;che &#x017F;etzten, die dritte <hi rendition="#aq">Salve</hi> aus <hi rendition="#aq">Cano-<lb/>
n</hi>en und <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;que</hi>ten gegeben, worauf denn je-<lb/>
desmahl von der <hi rendition="#aq">Citadelle</hi> geantwortet wurde.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t die Wahrheit, daß wir &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">propre<lb/>
tractir</hi>ten, den die Abwech&#x017F;elung der Spei&#x017F;en war<lb/>
gantz unvergleichlich, &#x017F;o, daß &#x017F;o wohl der <hi rendition="#aq">Gouver-<lb/>
neur,</hi> als &#x017F;eine Gemahlin &#x017F;ich ho&#x0364;chlich daru&#x0364;ber<lb/>
verwunderten, und zu vernehmen gaben, wie &#x017F;ie<lb/>
nimmermehr vermeinet, daß See-Leute alles &#x017F;o<lb/><hi rendition="#aq">accurat</hi> und <hi rendition="#aq">delicat</hi> einrichten ko&#x0364;nten. Wir ent-<lb/>
&#x017F;chuldigten uns mit un&#x017F;erer Schwachheit, &#x017F;olche<lb/>
hohe Per&#x017F;onen, zumahlen im freyen Felde, nicht<lb/>
nach guten Willen und Vermo&#x0364;gen <hi rendition="#aq">tractir</hi>en zu ko&#x0364;n-<lb/>
nen, bathen al&#x017F;o dißmahl den guten Willen vor die<lb/>
That anzunehmen. Jnmittel&#x017F;t gieng der Ge&#x017F;und-<lb/>
heits und Freuden-<hi rendition="#aq">Pocal</hi> lu&#x017F;tig herum, wobey die<lb/><hi rendition="#aq">Canon</hi>en tapffer gelo&#x0364;&#x017F;et wurden, und die Paucken<lb/>
und Trompeten lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aufs tapffer&#x017F;te ho&#x0364;ren.<lb/>
Der <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi> &#x017F;eine Gemahlin und deren Kin-<lb/>
der bezeigten &#x017F;ich ungemein vergnu&#x0364;gt, und die<lb/><hi rendition="#aq">Gouverneur</hi>in &#x017F;o wohl, als ihr Gemahl, <hi rendition="#aq">con-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">te&#x017F;tir-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0134] So bald wir den Gouverneur nebſt ſeinem Gefolge ankommen ſahen, wurden auf unſern Schiffen zu erſt 50. Canonen geloͤſet, unſere und die Portugieſiſche Mannſchafft aber, die am Ufer poſtirt ſtunde, gab aus dem Hand-Gewehr eine herrliche und accurate Salve. Da der Gouver- neur nebſt den Seinigen ausſtiegen, wurden zum andern mahle 50. Canonen abgefeuert, auch die zweyte Salve aus Musqueten gegeben, und als wir uns nach vielen gewechſelten Complimenten zu Tiſche ſetzten, die dritte Salve aus Cano- nen und Muſqueten gegeben, worauf denn je- desmahl von der Citadelle geantwortet wurde. Es iſt die Wahrheit, daß wir ſehr propre tractirten, den die Abwechſelung der Speiſen war gantz unvergleichlich, ſo, daß ſo wohl der Gouver- neur, als ſeine Gemahlin ſich hoͤchlich daruͤber verwunderten, und zu vernehmen gaben, wie ſie nimmermehr vermeinet, daß See-Leute alles ſo accurat und delicat einrichten koͤnten. Wir ent- ſchuldigten uns mit unſerer Schwachheit, ſolche hohe Perſonen, zumahlen im freyen Felde, nicht nach guten Willen und Vermoͤgen tractiren zu koͤn- nen, bathen alſo dißmahl den guten Willen vor die That anzunehmen. Jnmittelſt gieng der Geſund- heits und Freuden-Pocal luſtig herum, wobey die Canonen tapffer geloͤſet wurden, und die Paucken und Trompeten lieſſen ſich aufs tapfferſte hoͤren. Der Gouverneur, ſeine Gemahlin und deren Kin- der bezeigten ſich ungemein vergnuͤgt, und die Gouverneurin ſo wohl, als ihr Gemahl, con- teſtir-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/134
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/134>, abgerufen am 01.06.2024.