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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Barbaren löseten, ehe sie noch ein Wort mit uns
gesprochen hatten. Auf unsern beyden Schiffen
liessen sich Trompeten und Paucken tapffer hören,
denen die Portugiesen Wechselsweise antworte-
ten. Den Feinden aber vergieng der Muth auf
einmahl plötzlich, indem sich keiner mehr auf eine
Sturm-Leiter wagen wolte, auch wenig Schüsse
mehr von ihren Schiffen gehöret wurden. Das
mittelste Schiff aber wolte doch mit guter Manier
fort hincken, allein, die Portugiesen und wir ge-
dachten: nicht also! sondern jagten ihm nach, er-
eileten und erstiegen dasselbe ohne besonderes
Blutvergiessen. Hernach kam die Reihe an die
2. andern feindlichen Schiffe, die wir binnen et-
wa einer Zeit von 3. Stunden nach einem etwas
härtern Kampffe glücklich erstiegen, und alle dar-
auf befindliche Mannschafft in Fesseln legen liessen.

Wir schossen demnach unter Trompeten-und
Paucken-Schall, auf allen Schiffen, so gar auch
aus den feindlichen Canonen, mit grösten Freu-
den Victoria, und zwar zu dreyen mahlen. Her-
nach brachten wir den Patienten, nemlich das
mittelste Schiff, zwischen die 2. übrigen Barbari-
schen, schickten einige von unserer Mannschafft auf
ein jegliches Barbarisches Schiff, und liessen im
Gegentheil eben so viel Barbaren auf unsere und
der Portugiesen Schiffe überkommen. Meine
Leute strapazirten die Räuber auf eine sehr heff-
tige Art, welches ich ihnen nicht verdencken konte,
indem sie doch, (Schertz bey Seit gesetzt) nachdem
wir es aufs genaueste ausgerechnet, 128. Came-
rad
en, theils auf meinem, theils auf meines Bru-

ders
(e) 3

Barbaren loͤſeten, ehe ſie noch ein Wort mit uns
geſprochen hatten. Auf unſern beyden Schiffen
lieſſen ſich Trompeten und Paucken tapffer hoͤren,
denen die Portugieſen Wechſelsweiſe antworte-
ten. Den Feinden aber vergieng der Muth auf
einmahl ploͤtzlich, indem ſich keiner mehr auf eine
Sturm-Leiter wagen wolte, auch wenig Schuͤſſe
mehr von ihren Schiffen gehoͤret wurden. Das
mittelſte Schiff aber wolte doch mit guter Manier
fort hincken, allein, die Portugieſen und wir ge-
dachten: nicht alſo! ſondern jagten ihm nach, er-
eileten und erſtiegen daſſelbe ohne beſonderes
Blutvergieſſen. Hernach kam die Reihe an die
2. andern feindlichen Schiffe, die wir binnen et-
wa einer Zeit von 3. Stunden nach einem etwas
haͤrtern Kampffe gluͤcklich erſtiegen, und alle dar-
auf befindliche Mannſchafft in Feſſeln legen lieſſen.

Wir ſchoſſen demnach unter Trompeten-und
Paucken-Schall, auf allen Schiffen, ſo gar auch
aus den feindlichen Canonen, mit groͤſten Freu-
den Victoria, und zwar zu dreyen mahlen. Her-
nach brachten wir den Patienten, nemlich das
mittelſte Schiff, zwiſchen die 2. uͤbrigen Barbari-
ſchen, ſchickten einige von unſerer Mannſchafft auf
ein jegliches Barbariſches Schiff, und lieſſen im
Gegentheil eben ſo viel Barbaren auf unſere und
der Portugieſen Schiffe uͤberkommen. Meine
Leute ſtrapazirten die Raͤuber auf eine ſehr heff-
tige Art, welches ich ihnen nicht verdencken konte,
indem ſie doch, (Schertz bey Seit geſetzt) nachdem
wir es aufs genaueſte ausgerechnet, 128. Came-
rad
en, theils auf meinem, theils auf meines Bru-

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(e) 3
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[69/0079] Barbaren loͤſeten, ehe ſie noch ein Wort mit uns geſprochen hatten. Auf unſern beyden Schiffen lieſſen ſich Trompeten und Paucken tapffer hoͤren, denen die Portugieſen Wechſelsweiſe antworte- ten. Den Feinden aber vergieng der Muth auf einmahl ploͤtzlich, indem ſich keiner mehr auf eine Sturm-Leiter wagen wolte, auch wenig Schuͤſſe mehr von ihren Schiffen gehoͤret wurden. Das mittelſte Schiff aber wolte doch mit guter Manier fort hincken, allein, die Portugieſen und wir ge- dachten: nicht alſo! ſondern jagten ihm nach, er- eileten und erſtiegen daſſelbe ohne beſonderes Blutvergieſſen. Hernach kam die Reihe an die 2. andern feindlichen Schiffe, die wir binnen et- wa einer Zeit von 3. Stunden nach einem etwas haͤrtern Kampffe gluͤcklich erſtiegen, und alle dar- auf befindliche Mannſchafft in Feſſeln legen lieſſen. Wir ſchoſſen demnach unter Trompeten-und Paucken-Schall, auf allen Schiffen, ſo gar auch aus den feindlichen Canonen, mit groͤſten Freu- den Victoria, und zwar zu dreyen mahlen. Her- nach brachten wir den Patienten, nemlich das mittelſte Schiff, zwiſchen die 2. uͤbrigen Barbari- ſchen, ſchickten einige von unſerer Mannſchafft auf ein jegliches Barbariſches Schiff, und lieſſen im Gegentheil eben ſo viel Barbaren auf unſere und der Portugieſen Schiffe uͤberkommen. Meine Leute ſtrapazirten die Raͤuber auf eine ſehr heff- tige Art, welches ich ihnen nicht verdencken konte, indem ſie doch, (Schertz bey Seit geſetzt) nachdem wir es aufs genaueſte ausgerechnet, 128. Came- raden, theils auf meinem, theils auf meines Bru- ders (e) 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/79>, abgerufen am 01.06.2024.