Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

bieten angenommen hatte, mit ihm auf den Weg,
um das sich im südlichen Theile der Grafschaft zu-
sammenziehende Mormon-Heer zu inspiciren.

Während seiner Abwesenheit übertrug der Pro-
phet einem gewissen Daniel Bute, einem fanati-
schen Priester und nach ihm selbst dem Vornehmsten
im Range, die Oberaufsicht in Nauvoo; denn er
wollte Hieram, den er sonst damit betraut haben
würde, nicht aus seiner Nähe missen.

Joe, der die Stadt durch das bereits abgeschlos-
sene und noch abzuschließende Bündniß mit den Wil-
den völlig gesichert glaubte, auch auf seine Marmons
unter allen Verhältnissen rechnen durfte, entblößte
Nanvoo von allen Truppen und konzentrirte seine ge-
sammte Streitmacht an der Grenze der Grafschaft,
um von dort aus erst Jllinois und später dann auch
Missouri, überfallen zu können, wohin Rachsucht und
Liebe ihn mit gleicher Stärke trieben.

An einem Morgen wurden indeß die Bewohner
von Nauvoo durch ein seltsames Schauspiel in Schre-
cken und Staunen gesetzt. Ueber die über den Des-
Moines geschlagene Brücke zog nämlich ein starker Zug
Sioux in die Stadt ein, und zu dem großen Markt-
platze hin, wo er Halt machte. Alle waren in vol-
lem und glänzendem Waffenschmuck, die Pferde sogar
mit vielen silbernen Zierrathen geschmückt, die Krieger

bieten angenommen hatte, mit ihm auf den Weg,
um das ſich im ſüdlichen Theile der Grafſchaft zu-
ſammenziehende Mormon-Heer zu inſpiciren.

Während ſeiner Abweſenheit übertrug der Pro-
phet einem gewiſſen Daniel Bute, einem fanati-
ſchen Prieſter und nach ihm ſelbſt dem Vornehmſten
im Range, die Oberaufſicht in Nauvoo; denn er
wollte Hieram, den er ſonſt damit betraut haben
würde, nicht aus ſeiner Nähe miſſen.

Joe, der die Stadt durch das bereits abgeſchloſ-
ſene und noch abzuſchließende Bündniß mit den Wil-
den völlig geſichert glaubte, auch auf ſeine Marmons
unter allen Verhältniſſen rechnen durfte, entblößte
Nanvoo von allen Truppen und konzentrirte ſeine ge-
ſammte Streitmacht an der Grenze der Grafſchaft,
um von dort aus erſt Jllinois und ſpäter dann auch
Miſſouri, überfallen zu können, wohin Rachſucht und
Liebe ihn mit gleicher Stärke trieben.

An einem Morgen wurden indeß die Bewohner
von Nauvoo durch ein ſeltſames Schauſpiel in Schre-
cken und Staunen geſetzt. Ueber die über den Des-
Moines geſchlagene Brücke zog nämlich ein ſtarker Zug
Sioux in die Stadt ein, und zu dem großen Markt-
platze hin, wo er Halt machte. Alle waren in vol-
lem und glänzendem Waffenſchmuck, die Pferde ſogar
mit vielen ſilbernen Zierrathen geſchmückt, die Krieger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="109"/>
bieten angenommen hatte, mit ihm auf den Weg,<lb/>
um das &#x017F;ich im &#x017F;üdlichen Theile der Graf&#x017F;chaft zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehende Mormon-Heer zu in&#x017F;piciren.</p><lb/>
        <p>Während &#x017F;einer Abwe&#x017F;enheit übertrug der Pro-<lb/>
phet einem gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Daniel Bute,</hi> einem fanati-<lb/>
&#x017F;chen Prie&#x017F;ter und nach ihm &#x017F;elb&#x017F;t dem Vornehm&#x017F;ten<lb/>
im Range, die Oberauf&#x017F;icht in Nauvoo; denn er<lb/>
wollte Hieram, den er &#x017F;on&#x017F;t damit betraut haben<lb/>
würde, nicht aus &#x017F;einer Nähe mi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Joe, der die Stadt durch das bereits abge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ene und noch abzu&#x017F;chließende Bündniß mit den Wil-<lb/>
den völlig ge&#x017F;ichert glaubte, auch auf &#x017F;eine Marmons<lb/>
unter allen Verhältni&#x017F;&#x017F;en rechnen durfte, entblößte<lb/>
Nanvoo von allen Truppen und konzentrirte &#x017F;eine ge-<lb/>
&#x017F;ammte Streitmacht an der Grenze der Graf&#x017F;chaft,<lb/>
um von dort aus er&#x017F;t Jllinois und &#x017F;päter dann auch<lb/>
Mi&#x017F;&#x017F;ouri, überfallen zu können, wohin Rach&#x017F;ucht und<lb/>
Liebe ihn mit gleicher Stärke trieben.</p><lb/>
        <p>An einem Morgen wurden indeß die Bewohner<lb/>
von Nauvoo durch ein &#x017F;elt&#x017F;ames Schau&#x017F;piel in Schre-<lb/>
cken und Staunen ge&#x017F;etzt. Ueber die über den Des-<lb/>
Moines ge&#x017F;chlagene Brücke zog nämlich ein &#x017F;tarker Zug<lb/>
Sioux in die Stadt ein, und zu dem großen Markt-<lb/>
platze hin, wo er Halt machte. Alle waren in vol-<lb/>
lem und glänzendem Waffen&#x017F;chmuck, die Pferde &#x017F;ogar<lb/>
mit vielen &#x017F;ilbernen Zierrathen ge&#x017F;chmückt, die Krieger<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0115] bieten angenommen hatte, mit ihm auf den Weg, um das ſich im ſüdlichen Theile der Grafſchaft zu- ſammenziehende Mormon-Heer zu inſpiciren. Während ſeiner Abweſenheit übertrug der Pro- phet einem gewiſſen Daniel Bute, einem fanati- ſchen Prieſter und nach ihm ſelbſt dem Vornehmſten im Range, die Oberaufſicht in Nauvoo; denn er wollte Hieram, den er ſonſt damit betraut haben würde, nicht aus ſeiner Nähe miſſen. Joe, der die Stadt durch das bereits abgeſchloſ- ſene und noch abzuſchließende Bündniß mit den Wil- den völlig geſichert glaubte, auch auf ſeine Marmons unter allen Verhältniſſen rechnen durfte, entblößte Nanvoo von allen Truppen und konzentrirte ſeine ge- ſammte Streitmacht an der Grenze der Grafſchaft, um von dort aus erſt Jllinois und ſpäter dann auch Miſſouri, überfallen zu können, wohin Rachſucht und Liebe ihn mit gleicher Stärke trieben. An einem Morgen wurden indeß die Bewohner von Nauvoo durch ein ſeltſames Schauſpiel in Schre- cken und Staunen geſetzt. Ueber die über den Des- Moines geſchlagene Brücke zog nämlich ein ſtarker Zug Sioux in die Stadt ein, und zu dem großen Markt- platze hin, wo er Halt machte. Alle waren in vol- lem und glänzendem Waffenſchmuck, die Pferde ſogar mit vielen ſilbernen Zierrathen geſchmückt, die Krieger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/115
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/115>, abgerufen am 31.10.2024.